Vortrag: Anna Hájková: Homophobie in der Lagergesellschaft. Holocaust, queeres Verlangen und Kontinuitäten der Ausgrenzung, 09.12.2019, Rostock

14. Hirschfeld-Lecture (Web)
Ort: Universität Rostock
Zeit: 09.12.2019, 19.00 Uhr
Die Gesellschaft der Holocaustopfer in KZs und Ghettos ist ein bis heute wenig erforschtes Thema. Zum einen sind sich die Historiker/innen uneins darüber, ob wir überhaupt von einer Gesellschaft sprechen können; zum anderen liegt der Fokus zumeist auf Themen wie Solidarität oder Widerstand. Dabei werden jedoch zentrale Kategorien wie Geschlecht, Klasse, Ethnizität, Alter oder Sexualität oft vernachlässigt, durch die wir etwas über das Funktionieren der Häftlingsgesellschaft erfahren können.
Der Vortrag von Anna Hájková (Warwick) untersucht und kontextualisiert die Homophobie der Lagergesellschaft innerhalb der jüdischen Geschichte des Holocaust. Dabei handelte es sich weder um eine Kontinuität der Vorkriegshomophobie noch um eine Reaktion auf die Konstruktion des „schwulen Nazis” noch um eine Verinnerlichung der Homosexuellen-Verfolgung. Wie Insa Eschebach gezeigt hat, war Homophobie eine Reaktion der Insassen, die andere marginalisierten, um sich selbst zu etablieren.
Zudem werden verschiedene Formen von gleichgeschlechtlicher Sexualität untersucht: romantische, rationale und unter Zwang zustande gekommene; zwischen Menschen, die sich vor und nach der Haftzeit als homosexuell definierten oder nicht; zwischen Opfern oder zwischen Häftlingen und Aufseher/innen. Im Anschluss an die Historikerin Regina Kunzel soll gezeigt werden, weswegen es wichtig ist, eine queere Sexualität der Holocaustopfer als solche anzusehen und nicht als eine „lagerbehaftete” Wahl. Weiterlesen und Quelle … (Web).
Veranstaltet von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld in Koop. mit Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern und AG Gender und Queer Studien der Univ. Rostock