Buchpräsentation: Anna Hájková: The Last Ghetto: An Everyday History of Theresienstadt, 30.11.2020, virtueller Raum

Veranstaltung der Reihe „Erlesenes Erforschen“ (Web)
Unter dem Motto „Erlesenes Erforschen“ präsentieren Forscher*innen aus unterschiedlichen Disziplinen ihre aktuellen Neuerscheinungen einer breiten Öffentlichkeit. Die Buchpräsentation von Anna Hájková wurde in Kooperation organisiert von der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte (Web), dem Institut für Zeitgesichte (Web) und dem Forschungsschwerpunkt „Diktaturen, Gewalt, Genozide“ (Web) der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.
Zeit: Mo., 30.11.2020, 18.30 Uhr
Ort: virtueller Raum, via Aula im Universitätscampus
Programm (als PDF)

  • Begrüßung: Markus Stumpf, Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte
  • Buchpräsentation: Anna Hájková, Univ. of Warwick, Käthe-Leichter-Gastprofessorin (Web) am Institut für Zeitgeschichte der Univ. Wien im Wintersemester 2020/21
  • Diskussion: Bertrand Perz, Institut für Zeitgeschichte im Gespräch mit Anna Hájková

Zugangslinks zum Livestream: go.univie.ac.at/buch (Link) oder über die Facebook-Seite der UB Wien (Link)
Zum Buch
Theresienstadt wurde von den Nazis zwischen November 1941 und Mai 1945 als ein Transitghetto für mittel- und westeuropäische Juden geführt, ehe diese in den Osten zur Ermordung verschleppt wurden. Theresienstadt war das letzte Ghetto, das befreit wurde – erst einen Tag nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
The Last Ghetto ist die erste tiefgründige analytische Geschichte der Häftlingsgesellschaft im Holocaust. Anstatt die Häftlingsgesellschaft als eine einzigartige und nicht untersuchbare Ausnahme, die sich den üblichen analytischen Methoden entzieht, zu zeigen, argumentiert Anna Hájková, dass die sich im Holocaust entwickelten Häftlingsgesellschaften wie Gesellschaften unter normalen Umständen analysieren lassen. Hájková kritisiert die konventionellen Argumente des Holocaust exceptionalism und stellt dem entgegen, dass wir den Holocaust mit den gleichen analytischen Kategorien wahrnehmen sollten wie andere historische Ereignisse auch.
Die Häftlingsgesellschaft in Theresienstadt produzierte ihre eigenen sozialen Hierarchien, in denen scheinbar kleine Unterschiede unter den Insassen (wie Alter, Ethnizität oder vormaliger Beruf) über Leben und Tod entscheiden konnte. In den dreieinhalb Jahren des Ghettobestehens schafften die Häftlinge ihre eigene Kultur und Bräuche, machten neue Bekanntschaften, verliebten sich und gründeten neue Familien. The Last Ghetto, basierend auf extensiver Archivforschung in neun Sprachen und empathischer Interpretation der Opferzeugnisse, ist eine transnationale, kulturelle, soziale sowie Geschlechts- und Organisationsgeschichte Theresienstadts, die zeigt, wie menschliche Gesellschaft in extremis funktioniert (Link).
Die Autorin
Anna Hájková ist Associate Professor für Geschichte an der University of Warwick, Großbritannien. Sie publizierte u.a. The Last Ghetto: An Everyday History of Theresienstadt (Oxford University Press 2020), sowie die Sondernummer der Zeitschrift German History zu ‚Holocaust, Sexuality, Stigma.‘ Anna Hájková wurde 2014 mit dem Irma Rosenberg Preis ausgezeichnet.
Quelle: Veranstaltungen.zeitgeschichte