Institut für Geschichte der Univ. Wien: Reihe Geschichte am Mittwoch und Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit (PDF)
Zeit: Mi., 21.05.2025, 18.30s.t.–20.00 Uhr
Ort: Univ. Wien, Institut für Geschichte, Universitätsring 1, 1010 Wien, Hörsaal 30 – und virtueller Raum
Der Reichshofrat zählte vom 16. Jhd. bis 1806 zu den bedeutendsten Zentralgerichten Europas und hat im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv Akten und Protokolle im Umfang von mehr als einem Regalkilometer hinterlassen. Allerdings mangelt es in der Auseinandersetzung mit diesen Artefakten höfischer Rechtserzeugung nicht nur der Rechts-, sondern auch der Geschichtswissenschaft an einem Praxisbegriff, der formale und informale Strukturen konsequent aufeinander bezieht. Doch solange Justiz- und Hofforschung unverbunden nebeneinander herlaufen und mikropolitische Verflechtungen zwischen dem Gerichtspersonal und seiner Umwelt im Dunkeln liegen, lassen sich Normenkonkurrenzen und die Agency der zeitgenössischen Akteurinnen und Akteure nicht bestimmen.
Warum man den „Hof“ im „Reichshofrat“ ernst nehmen muss, soll am Beispiel von Reichshofrat Georg Christian von Knorr (1691-1762) und Kaiserin Elisabeth Christine (1691-1750) diskutiert werden, die über informale Kontaktsysteme erheblichen Einfluss auf den formalen Entscheidungsprozess des Reichshofrats nahmen. Über das Fallbeispiel hinaus sollen Strukturen sichtbar gemacht werden, deren Analyse einer interdisziplinären Rechtsgeschichte Europas in globalhistorischer Perspektive reizvolle Perspektiven eröffnet.
Online: https://univienna.zoom.us/j/62428996607?pwd=NmZtTnpVV0hPUjNyYURycTFoLzg0QT09
Moderation: Florian Zeilinger
Tobias Schenk studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Münster und absolvierte ein Archivreferendariat im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und an der Archivschule Marburg. Seit 2009 ist er als Mitarbeiter im Projekt zur Erschließung der Reichshofratsakten im Haus-, Hof- und Staatsarchiv tätig, das von der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, dem Österreichischen Staatsarchiv und der Univ. Wien betrieben wird. Forschungsschwerpunkte: Historische Organisationsforschung, Kulturen des Entscheidens, Mikropolitik.
