CfP: „Geliebte Feindin!?“ – Von bösem Blut, Konflikten und Feind:innenschaften in historischer Perspektive (12/2025, Freiburg und viruteller Raum); bis: 30.06.2025

Regionaltreffen der Gruppe Süd des Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung; Katharina Seibert, Univ. Tübingen und Muriel Lorenz, Univ. Freiburg (Web)

Zeit: 05.12.2025
Ort: Freiburg – und virtueller Raum
Einreichfrist: 30.06.2025

Am frühneuzeitlichen Königshof, in der Universität oder im Fußballstadion. Ob im philosophischen Disput, blutverschmiert im Ring oder mit Duellpistolen in der Hand: Die Kunst des Streitens ist gegendert und trägt in historischer Perspektive eine meist männliche Markierung. In Abgrenzung dazu wird Streitenden jenseits dieser heteronormativen Geschlechtergrenze die Fähigkeit zur Konfliktaustragung oftmals abgesprochen. Ihre Themen werden bagatellisiert, die Personen infantilisiert und mitunter sexualisiert. Ihre Konflikte werden zum „Zank“ degradiert und aus heldenhaften Rivalen werden verächtlich „Emanzen,“ „Zicken,“ „Bitches,“ „Mannweiber,“ „Dykes“ oder „komplizierte“ Frauen.
Diese Stereotypisierungen und Abwertungen nicht-männlich markierter Konflikte passen zu Befunden aus der Freund- und Feindschaftsforschung. So konstatiert Anna Leyrer, dass sowohl in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Freundschaftsforschung, wie auch in der modernen Freundschaftsphilosophie und -soziologie, Frauen als eigenständige Akteurinnen von Freundschaft bzw. Freundinnenschaft weitgehend fehlen bzw. stets in Relation zu Männern bzw. Männlichkeit stehen, sodenn sie überhaupt in der entsprechenden Literatur auftauchen. Während die Freundin als Sozialfigur in den letzten Jahren allerdings schon einige Konturen bekommen hat, ist der Feindin sowie der Feind:innenschaft zwischen queeren Personen, bislang erst vereinzelt Aufmerksamkeit zuteil geworden.
Ziel des Regionaltreffens ist es daher, an bestehende Befunde anknüpfend das Themenfeld der Feind:innenschaften genauer zu kartieren: Wir möchten dafür die Vorschläge von Christian Geulen, Anne von der Heiden und Burkhard Liebsch aufgreifen und nicht die bloße Existenz von Feind:innenschaft in den Mittelpunkt rücken, sondern die Beziehungen, die Kontexte und Entwicklungen, die betroffene Akteur:innen zu Feind:innen machten sowie die Konsequenzen, die solche Feind:innenschaften hervorbrachten. Feind:innenschaft wird dann zu einem (Beziehungs-)Modus, der durch Prozesse der Ver- und Entfeindung entsteht und zu Konflikten führt, die eine besondere Intensität und destruktives Potential entfalten. Zudem wollen wir nach den Streitarenen, den Funktionen und nach den Formen des Streitens fragen: Welche ritualisierte Formen von Streithandlungen finden Anwendung, wie unterscheiden sich diese intersektional und in historischer Perspektive? Können spezifische Ausdrucksformen des Streitens ausgemacht werden und gibt es Momente der Aneignung männlich markierten Streitens?
Wir möchten dazu einladen, die Protagonist:innen unserer Forschung einmal auf ihre Feind:innenschaften zu befragen, auf ihre Streitlust, auf ihre Bereitschaft Brüche zu verursachen oder zu verantworten. Welche Konflikte werden (und warum) so existenziell, dass die Beziehung der Wortführer:innen bricht und unversöhnlich wird? Wo führen konfliktbelegte Trennungen hin und wann endet Feind:innenschaft? Was trennt einzelne Akteur:innen, wo finden Bewegungen wieder zusammen? Wir freuen uns über empirische Beiträge aus allen Epochen, aber auch über solche, die theoretisch-konzeptionelle Reflexionen anstellen und danach fragen, ob es analog zur Freund:schaft und der Freund:innenschaft qualitative Unterschiede zwischen der Feind:schaft und der Feind:innenschaft gibt.

Das Regionaltreffen findet am 5. Dezember 2025 an der Univ. Freiburg statt. Wir freuen uns auf alle, die mit oder ohne Vortrag dabei sein wollen!
Alle, die gerne einen Vortrag beitragen möchten, bitten wir um ein kurzes Abstract (ca. 250 Wörter) in deutscher oder englischer Sprache und einen kurzen CV (max. 1 Seite) bis zum 30. Juni 2025 per Mail an: sued@akhfg.de

Eine Rückmeldung erfolgt im Verlauf des Sommers. Wir bemühen uns darum, Reisekosten für Referent:innen zu bezuschussen.
Kontakt: Katharina Seibert & Muriel Lorenz, sued@akhfg.de

Quelle: HSozKult