CfP: Kindheit erzählen (Publikation); bis: 15.10.2025

DIEGESIS. Interdisziplinäres E-Journal für Erzählforschung; Laura Wiemer und Matei Chihaia (Web)

Einreichfrist: 15.10.2025

Die Erfahrungen in unserer Kindheit legen den Grundstein für den Rest unseres Lebens. Sie haben tiefgreifende Auswirkungen auf unsere körperliche, kognitive, emotionale und soziale Entwicklung, die bis ins Erwachsenenalter reichen (vgl. UNICEF 2003: 7). Das Erinnern und Erzählen unserer Kindheit stellt demnach ein anthropologisches Grundbedürfnis dar, insbesondere in Krisenzeiten, in denen das glückliche und unbeschwerte Kindsein zunehmend verloren geht und einen Sehnsuchtsort darstellt (vgl. Salmose 2018: 333f.).
Das Themenheft widmet sich den Formen und Funktionen von Kindheitserzählungen in unterschiedlichen Gattungen und Medien sowie Kulturen und Epochen. Neben Texten mit heterodiegetischer Erzählinstanz, in denen Kinder als Haupt- oder Reflektorfiguren auftreten und ihre Kindheit ein wesentlicher Bestandteil der Handlung ist (vgl. Hofmann 2010: 104), nehmen homodiegetische Erzählstimmen, welche sich auf ihre eigene Kindheit beziehen, eine besondere Stellung ein: von ungeborenen Erzähler:innen, die das Wort im Bauch ihrer Mutter ergreifen, über Kleinkinder und Schulkinder, die ihre Lebenswelt erkunden, Jugendliche und junge Erwachsene, die keine Kinder mehr sein wollen, sowie ältere oder erkrankte Erzähler:innen, die ihr Leben und ihre Kindheit vor dem Tod Revue passieren lassen, bis hin zu solchen, die bereits im Kindesalter verstorben sind und zu ihren verwaisten Eltern aus dem Jenseits sprechen.
Fallstudien zur Migrations- und Exilliteratur über internationale Familiengeschichten und Kindheiten zwischen Sprachen und Kulturen sind ebenso willkommen wie Beiträge aus dem Bereich der Gender, Queer und Disability Studies, etwa über zwangsverheiratete Mädchen in patriarchalen Gesellschaftsstrukturen, den Eintritt ins Jugendalter in Coming-of-Age- oder Coming-Out-Romanen sowie Alltagsgeschichten von Kindern mit Behinderung. Darüber hinaus bietet sich natürlich auch die Untersuchung der Kinder- und Jugendliteratur an, der die Thematik des Kindseins durch ihr Zielpublikum inhärent ist. Gleiches gilt für All-Age-Texte wie Märchen, mit denen die meisten Kinder ihre ersten literarischen Erfahrungen machen (vgl. Spinner 2020: 55), sowie deren mediale Adaptionen im Bereich der Disney Studies, zumal viele Märchenfiguren selbst noch Kinder sind.
Vor dem Hintergrund der literaturgeschichtlichen Tradition von Kindheitserzählungen, die mit den Märchentexten des 17. und 18. Jhds., dem reformpädagogischen … weiterlesen und Quelle (Web)