Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ÖZG) – Themenheft im Frühjahr 2010: Geschlecht – Wissen – Geschichte
Derzeit kann in der sozial-, geistes- und kulturwissenschaftlich orientierten Frauen- und Geschlechterforschung ein Boom rund um das Themenfeld „Wissen und Geschlecht“ beobachtet werden, der in der Tradition von Wissenssoziologie und Diskurstheorie steht. Untersuchungen über die Wechselbeziehungen von Wissensordnungen und Geschlechterordnungen fokussieren auf die geschlechtlichen Codierungen von wissenschaftlichen Wissensformationen.
„Geschlecht“ selbst als „Wissen“ definiert, rückt neben dem „wissenschaftlichen” Geschlechter-Wissen, „alltagsweltliches” und “ExpertInnenwissen“ in den Blick.
Der gemeinsame Bezugspunkt liegt in der sozialen Aussagekraft von Wissen, das als Begründungsmuster historische, soziale, ökonomische und politische Praktiken legitimiert, objektiviert und aufrechterhält. Vice versa stabilisiert und reproduziert soziales Handeln – in jeweils spezifischen historischen und sozialen Kontexten – die verschiedenen Wissensformen.
Das geplante Themenheft will die unterschiedlichen Perspektiven auf “Geschlecht” und “Wissen” inklusive der Wechselbeziehung zu (und mit) sozialen Praktiken in unterschiedlichen historischen Kontexten thematisieren. “Geschichte” als 3. Oberbegriff des projektierten Heftes betont die Notwendigkeit von historischer Tiefenschärfe für das Sichtbarmachen von Widersprüchlichkeiten und Ungleichzeitigkeiten in Vergangenheit und Gegenwart – auch für das Themenfeld “Wissen und Geschlecht”.
Vor diesem Hintergrund interessieren uns:
- die vielfältigen Formen von „Geschlechter-Wissen“, von einem alltagsweltlichen bis hin zu einem wissenschaftlichen Wissen über/von „Geschlecht“;
- die geschlechtlichen Codierungen unterschiedlichster Wissensformationen (z.B.: Sexualität, Körper, Familie, Medizin, Wirtschaft(en), Arbeit, Politik etc.);
- mittelalterliche, (früh)neuzeitliche, zeithistorische Kontexte in unterschiedlichen geographischen Räumen zu Wissen, Geschlecht und sozialer Praxis.
Vorschläge (ca. 1 Seite) für Beiträge bis 1. Juli 2008 an astrid.faltinger[at]jku.at.
Die Auswahl der Vorschläge erfolgt bis 1. August 2008. Die Beiträge – Hauptaufsätze von ca. 70.000 Zeichen bzw. Forumsbeiträge – sind bis 1. Mai 2009 abzugeben.
Gabriella Hauch
Institut für Frauen- und Geschlechterforschung; Johannes Kepler Universität Linz
Christina Altenstraßer
Graduiertenkolleg „Geschlecht als Wissenskategorie“; Humboldt-Universität Berlin