Monthly Archives: November 2020

Tagung: Haus – Geschlecht – Sicherheit. Diskursive Formierungen in der Frühen Neuzeit, 07.-08.12.2020, Tagung

Teilprojekt C03 „Das ‚Haus‘ als Sicherheit und die (Un)sicherheit der Geschlechter“ im SFB TRR138 „Dynaamiken der Sicherheit“ (Web)
Zeit: 07.-08.12.2020
Ort: Marburg
Als Nucleus der politischen (und göttlichen) Weltordnung besaß das Haus eine zentrale Bedeutung für die Organisation der frühneuzeitlichen Gesellschaft. Seit dem 15. Jhd. war es in ökonomischen, erzieherischen, gemeindlichen und ästhetischen Zuständigkeitsbereichen der maßgebliche Garant sozialer Stabilität. Insbesondere wurde dem Haus eine zugleich formende wie absichernde Funktion für die Geschlechterordnung zuteil.
Hinsichtlich der ihm zugeschriebenen Sicherheitsleistungen bedeutete die Mehrdimensionalität des Hauses (Gebäude, soziale Gruppe, gesellschaftliches Ordnungsmodell) aber auch eine hohe Ambivalenz. Die Analyse dieser Zusammenhänge, ihrer diskursiven Ausgestaltung in der Verklammerung unterschiedlicher gesellschaftlicher Teilbereiche (Ökonomie, Recht, Theologie, Politik, visuelle Kultur, Kunst) stand bislang aus und ist Gegenstand der Tagung.
Programm
Montag, 07.12.2020

  • 09:00 Uhr: Begrüßung und Einführung: Sigrid Ruby und Inken Schmidt-Voges

 Sektion 1: Konzepte, Problemstellungen der Forschungsfelder in den Disziplinen

  • Chair: Heide Wunder (Bad Nauheim)
  • 9:30 Uhr: Inken Schmidt-Voges (Marburg): Haus – Privatheit – Sicherheit. Konjunkturen und Ambivalenzen historiographischer Konzepte
  • 10:30 Uhr: Daniela Hammer-Tugendhat (Wien): Haus – Geschlecht – Unsicherheit
  • 11:30 Uhr: Daniel Schläppi (Bern): Key note lecture: Sicherheitsrisiko Mann. Der Rat der Kleinstadt Zug und seine „Sozialarbeit avant la lettre“ im Infight mit Übelhausern, Säufern, Schlägern und notorisch Renitenten (17. und 18. Jhd.). Weiterlesen und Quelle … (Web)

Lecture: Nicolas Delalande: United against Capital. European Workers and the Practice of Transnational Labour Solidarity (c. 1860–1914), 30.11.2020, virtual space

Universität Basel: Institute for European Global Studies (Web)
In cooperation with the Department of History and the Basel Graduate School of History (BGSH)
Time: 30.11.2020, 18.15 Uhr
Venue: virtual space, via Basel and Paris
In the late 19th century, European workers struggled to build transnational solidarity practices. It all started with the foundation of the International Workingmen’s Association in 1864, in a context marked by the increasing circulation of people, goods, and money. British, French, German, Swiss, and Italian workers would share information, coordinate strikes and demonstrations, and send money abroad when other workers were in need.
But promoting international solidarity proved to be a tough challenge, ridden with potential tensions, misunderstandings, and failures. The practice of internationalism was closely related with larger intellectual and political debates, which shaped the history of European labour movements until World War One and beyond.
Nicolas Delalande is an associate professor at Centre d’Histoire SciencesPo in Paris. He holds a PhD from Paris 1 University. His research focus lies on the history of the state and political economy in the contemporary era.
This lecture will take place online. In order to participate, please sign up with Patricia Hertel: patricia.hertel@unibas.ch. Event flyer (PDF).

Klicktipp: Pauline Bögner: „[…] bis jetzt sind sie nicht unverschämt“. Der Kontakt mit alliierten Besatzungssoldaten als Thema in Tagebüchern von Frauen (Weblogeintrag)

fernetzt. Verein zur Förderung junger Forschung zur Frauen- und Geschlechtergeschichte (Web)

Mögen Historiker/innen Staub? Ist Standesbewusstsein eine männliche Tugend? Wer war die Antifaschistische Frauenfront? Und was ist ein Hermaphrodit? Gab es Theater, die im 19. Jahrhundert von Frauen geleitet wurden? Oder Kinos im 20.? Und warum braucht die Wissenschaft eine Reform?

Das sind die innovativen Fragestellungen, denen die zuletzt in „fernetzt – der Blog“ veröffentlichte Beiträge nachgehen.

Krieg und Gewalt als Thema in Tagebüchern von Frauen

Gerade veröffentlicht wurde der Text „[…] bis jetzt sind sie nicht unverschämt“ von Pauline Bögner. Sie geht darin der Frage nach, wie der Kontakt mit alliierten Besatzungssoldaten in Tagebüchern von Frauen thematisiert wurde. Als Fallbeispiel vorgestellt werden dabei die Aufzeichnungen der gutbürgerlich situierten 73-jährigen Pia Seidensacher aus Linz, die in der Sammlung Frauennachlässe archiviert sind. (Link zum Beitrag)

„fernetzt – der Blog“ ist eine interdisziplinäre Plattform, die den Austausch und die Vernetzung junger Wissenschafter*innen im Bereich der Frauen- und Geschlechtergeschichte fördert. Herausgeberin ist der Verein fernetzt (Web). Dieser wurde 2011 gegründet als Raum für Diskussionen, den Austausch über den Forschungsalltag und gegenseitige Unterstützung.

Bisherige Posts im Weblog (Web):

  • „[…] bis jetzt sind sie nicht unverschämt“; von Pauline Bögner
  • Wiener Kinos in Frauenhand; von Martina Zerovnik
  • Die Hausnummer des Hermaphroditen; von Anton Tantner
  • Warum die Wissenschaft eine Reform braucht. Eine Analyse; von Michaela Maria Hintermayr
  • Theaterunternehmerinnen im 19. Jhd.; von Patrick Aprent und Claudia Mayerhofer
  • Der Haushalt als Kampfplatz gegen Prostitution und Alkoholismus; von Heike Mauer
  • Die Neue Frau und der Aufstieg der Rechten; von Veronika Duma
  • Continue reading

Klicktipp: Rozdelené vzpominky / Rozdelené spomienky / Geteilte Erinnerungen: Vertriebene und Verbliebene aus Österreich, Tschechien und der Slowakei erzählen (Website)

Volkskundemuseum Wien (Web)

Tschechoslowakei, NS und die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung von 1937 bis 1948: 37 lebensgeschichtliche Videointerviews, die in Österreich, Tschechien und der Slowakei geführt wurden, dokumentieren die Erinnerungen an diese Geschichte bis heute.

Die Erzählungen wurden in einer Ausstellung gezeigt, die von 2016 bis 2019 in zahlreichen Städten der drei Partnerländer und in Deutschland zu sehen war. Jetzt wurden sie als Online-Ausstellung verfügbar gemacht, die – in allen drei Sprachen – soeben auf der Website des Volkskundemuseums präsentiert worden ist (Web).

Die Ausstellung

Im Zentrum stehen die Auswirkungen der „großen“ Geschichte des mitteleuropäischen Raumes auf das Leben einzelner Menschen: ihre Erfahrungen und Erlebnisse, ihre Perspektiven und die Entscheidungsspielräume, die ihnen unter den totalitären und kriegsbedingten Verhältnissen blieben. Die 2014 und 2015 geführten Video-Interviews wurden unter diesen Gesichtspunkten thematisch geschnitten. Die Online-Ausstellung folgt weitgehend der physischen Ausstellung.

Die Interviews wurden im Rahmen des EU-geförderten Projekts „Bringing Together Divided Memory“ erstellt. Ziel war es, historische Perspektiven zum Thema „NS und Vertreibung“ aus Österreich, der Tschechischen Republik und der Slowakei in einer gemeinsamen zentraleuropäischen Erzählung zu bündeln. Das Projekt führt die persönlichen Erzählungen und Erinnerungen in einer dreisprachigen Darstellung zusammen und möchte damit national begrenzte Narrative dekonstruieren. Es fokussiert den gegenwärtig durch Oral History fassbaren Zeitraum: die späten 1930er Jahre mit den zunehmenden nationalen Spannungen und der „Sudetendeutschen Krise“, die Zerstörung des tschechoslowakischen Staates durch den NS, den Zweiten Weltkrieg, die Aussiedlung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei 1945/46 bis zur Schließung des Eisernen Vorhanges durch die kommunistische Machtübernahme im Februar 1948. Die Nach- und Erinnerungsgeschichte dieser Vorgänge reicht bis in die Gegenwart.

Leitungsteam: Georg Traska (Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, ÖAW), Tereza Vávrová (Antikomplex, z.s.) und Andrej Cierny (Antikomplex.sk).

CfP: Arbeit (Kongress Momentum, 10/2021, Hallstadt); bis: 18.04.2021

Kongress Momentum; Barbara Blaha (Politische Leitung) und Leonhard Dobusch (Wissenschaftliche Leitung) (Web)

Zeit: 14.-17.10.2021
Ort: Hallstadt in Oberösterreich
Einreichfrist: 18.04.2021

Den sozialen Fortschritt denken und zur Entwicklung einer egalitären Gesellschaft beitragen. Mitdiskutieren?

Der Kongress Momentum findet bereits das 14. Mal statt. Das Generalthema ist diesmal „Arbeit“.  Momentum richtet sich an WissenschafterInnen, GewerkschafterInnen, Fachleute und Studierende aller Forschungs- und Politikbereiche sowie an Interessierte und AktivistInnen aus der Praxis. Eingreicht werden können sowohl Praxisberichte als auch Forschungspapiere oder Policy-Papiere. Weiterlesen … (Web).

Im Zentrum des Austausches zum Thema „Arbeit“ stehen folgende neun „Tracks“:

Track #1: Der Wert von Arbeit

  • Wie lässt sich der Wert von Arbeit definieren und messen?
  • Durch welche Mechanismen und Zuschreibungen wird Tätigkeit zu “Arbeit”?
  • Welchen Beitrag leistet Arbeit als Identitätsfaktor und soziales Integrationsmoment?

Track #2: Arbeit nach der Arbeit

  • Was kann dazu beitragen, Care-Arbeit gerechter zu verteilen?
  • Wer leistet wieviel unbezahlte Arbeit?
  • Welchen emanzipativen Wert hat die Auslagerung von Care-Arbeit?

Track #3: Zukunft der Arbeit: zwischen Dystopie & Utopie

  • Kommt das Ende der Arbeitsgesellschaft?
  • Wie lassen sich neue Arbeitsformen & -verhältnisse (Gig-Economy, Crowdwork) regulieren?
  • Wie werden wir in Zukunft arbeiten?

Track #4: ArbeiterInnenbewegung: Klasse – Kampf – Kooperation Continue reading

Vortrag: Claudia Moddelmog: Klosterfrauen haushalten – die Basler Klingentalerinnen und ihr Kapital im 15. Jhd., 01.12.2020, virtueller Raum

Vortrag im Rahmen des WISO Abendkolloquiums, WiSe 2020/21 (PDF)
Zeit: 01.12.2020, 18.00 Uhr
Ort: virtueller Raum, via Wien und Basel
Die Klingentaler Klosterfrauen waren im 15. Jahrhundert nicht bei jedem gut angesehen, denn bei ihnen war der Teufel los: Diese geistlichen Damen aus meist vornehmem Hause weigerten sich beharrlich, dem Ruf nach Reform zu folgen und auf persönlichen Besitz zu verzichten. Sie pochten sogar darauf, ihr irdisches Kapital selbst zu bewirtschaften – vom Korngelt über den Pfennigzins bis hin zu Klosterzellen, Betten und Gebetsketten als potenziell Ertrag bringenden Gütern. Die Überlieferung des Klosters bietet Gelegenheit, ihnen dabei über die Schulter zu schauen – und zu fragen, wie das zu fassen ist: kapitalistische Nonnen?
Moderation: Margareth Lanzinger
Zugang zur Veranstaltung via Zoom (Link); Meeting-ID: 645 443 6559; Kenncode: YL1vM8
Zur Veranstaltungsreihe
Die terminkoordinierte Veranstaltungsreihe „WISO Abendkolloquiums der Uni Wien und WU Research Seminar in Economic and Social History“ wird organisiert von Maria Stella Chiaruttini, Margareth Lanzinger und Juliane Schiel (Universität Wien) sowie Markus Lampe und Marina Chuchko (WU).
Programm (PDF)

Folgende de geplanten Veranstaltungen haben (u.a.) ebenfalls einen frauen- und geschlechterhistorischen Schwerpunkt. Informationen über die Formen der Zugänglichkeiten des jeweiligen Vortrages folgen.
12.01.2021, 18.00 Uhr

  • Theresa Neef (Berlin): The Long Way to Gender Equality: Gender Pay Differences in Germany, 1871-2016; Moderation: Markus Lampe

19.01.2021, 18.00 Uhr

  • Raffaella Sarti (Urbino): Freiheit und Gleichheit? Sklaven, Dienstboten und Frauen während der Französischen Revolution; Moderation: Maria Stella Chiaruttini

Continue reading

CfP: Histories of Migration: Transatlantic and Global Perspectives. The Everyday Lives of People in Borderlands (Event, 10/2021, Berkeley); by: 15.02.2021

Fifth Annual Bucerius Young Scholars Forum at the Pacific Regional Office of the GHI in Berkeley, ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (Web)

Time: 18.-21.10.2021
Venue: Berkeley
Proposals by: 15.02.2021

Conveners: Franziska Exeler (FU Berlin and Univ. of Cambridge) and Sören Urbansky (German Historical Inst. Washington, Berkeley).

The Pacific Regional Office of the German Historical Institute Washington DC invites proposals for papers to be presented at the fifth Bucerius Young Scholars Forum. The organizers seek proposals from post-doctoral scholars, recent PhDs, as well as those in the final stages of their dissertations with a background in history and/or related fields.

The Bucerius Young Scholars Forum is funded by the ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. It is an annual program designed to bring together a transatlantic group of ten scholars based in Germany, Europe, North America, and beyond to explore new research in the history of migration. The forum is connected to the 2021 Annual Bucerius Lecture on “Knowing Refugees: Historical Perspectives,” which will be delivered by historian Peter Gatrell (University of Manchester) on October 18, 2021.

The organizers call for empirically rich and theoretically informed contributions in migration studies that interrogate questions of knowledge production, the creation of borders, and the everyday lives of people in borderlands.

Borderlands are realms of ambiguity, from opposition between center and periphery to relations between empires and/or nation states, and between majorities and minorities. Borderlands are also places of political, economic, social, and cultural entanglements, with ever changing dynamics of migration, communication, and circulation. Historically, states have introduced various forms of control in order to overcome such ambivalence at their peripheries. State officials have continuously sought to categorize, racialize, or legalize migrants– processes with knowledge at their core. The formation of associated knowledge regimes helped state actors to classify different groups of people, shape immigration policies, and channel their movement. Read more … (Web).

International Federation for Research in Women’s History (IFRWH): NEWSLETTER, Summer 2020, Issue 68 – With numerous entries from Austria (Publication)

The International Federation for Research in Women’s History (IFRWH)/Federation Internationale pour des Femmes (FIRHF) (Web)

The IFRWH-Newsletter is published every six months. It provides an overview of new international publications on women’s and gender history. Research projects are presented, conferences are announced and calls for papers are placed.

The newsletter thus gives a valuable overview of the relevant research being carried out worldwide. The Newsletter Summer 2020, Issue 68 is online now (PDF).

A list of the previous newsletters can be found on the website (Link).

The IFRWH was founded in April 1987. The first meeting of national committee representatives was held in 1989, in Bellagio, Italy, with the assistance of the Rockefeller Foundation.

The Aim of IFRWH is to encourage and coordinate research in all aspects of women’s history at the international level, by promoting exchange of information and publication and by arranging and assisting in arranging large-scale international conferences as well as more restricted and specialized meetings. National Committees serve as liaison between communities of researchers and the Federation. Find more information on the website (Link).

Selected papers presented at the Federation’s confrences have been published in several volumes (Link).

CfP: Sixth International Convention on Food and Drink Studies (Event, 05-06/2021, virtual space); by: 31.01.2021

European Institute for Food History and Cultures / Institut Européen d’Histoire et des Cultures de l’Alimentation (IEHCA); Loïc Bienassis and Allen Grieco (Web)

Time: 31.05.-04.06.2021
Venue: virtual space
Proposals by: 31.01.2021

The IEHCA is organizing the sixth edition of its annual international convention. The event is part of the ongoing activities organised by the Thematic Reasearch Network led by IEHCA and supported by the Centre-Val de Loire region in pursuit of its editorial policy, support for research and efforts to facilitate networking opportunities among Food Studies researchers.

All proposals pertaining to Food Studies will be considered and all researchers are welcome (doctoral, post-doctoral, research lecturers, independent scholars etc.). Ultimately the conference aspires to be a multi- and cross-disciplinary event, covering all historical periods: submissions from all of these fields will be considered.

Due to the unfolding Covid-19 epidemic, this event will be hosted exclusively in an online mode.  In an equally exceptional way, the call for contributions will be limited to fully developed panels and roundtables. This time around individual papers will not be allowed. (Find the application form in this version of the CfP: Web.) Sessions will last 90 minutes in all. They should comprise a chair and two papers of 30 minutes each in length or three papers of 20 minutes. Papers may be presented in English or French. Chairs will not be permitted to read a paper in a session they moderate.

Submissions and any questions should be sent to Loïc Bienassis and Allen Grieco: loic.bienassis@iehca.eu and allengrieco@gmail.com. While no registration fee will be required all participants will have to be signed up. The organizers will be recording the sessions and roundtables in order to subsequently put them online.

Source: https://www.ruralhistory.eu/newsletter

CfP: Die Homosexualitäten im deutschsprachigen Raum (19.–21. Jdh.) (Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande); bis: 13.12.2020

Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande (Web)

Einreichfrist: 13.12.2020

Wegen der psychopathologischen Erklärung des gleichgeschlechtlichen Begehrens sowie der Entwicklung der ersten homosexuellen Bewegung der Welt am Ende des 19. Jdhs. wurde Deutschland als Ort der „Erfindung der Homosexualität“ beschrieben – um den Titel des Bestsellers von Robert Beachy zu übernehmen. Zumindest jene im „modernen“ Sinn von Michel Foucault. Gleichzeitig war Deutschland aber auch ein Ort der Verfolgung der Homosexualität, dessen Höhepunkt in der NS-Zeit erreicht wurde. Diese beiden Merkmale sind nicht widersprüchlich. Im Gegenteil: sie sind miteinander verknüpft und ihre Verbindung kann als Muster der Homosexualitäten deutschsprachiger Länder in der ersten Hälfte des 20. Jdhs. betrachtet werden. Dasselbe galt in Österreich und in der deutschsprachigen Schweiz, während es im französischsprachigen Raum in dieser Zeit weder Gesetzgebung gegen die Homosexualität noch organisierte Strukturen von Homosexuellen gab. Die Auswirkung dieser sonderlichen Vergangenheit dehnt sich bis zur heutigen Zeit aus.

Einerseits hat die Geschichtsschreibung der Homosexualitäten – insbesondere über die Zeit vor 1945 – im deutschsprachigen Raum ein Integrationsniveau im universitären Feld ohne Vergleich im Kontinentaleuropa erreicht. Die Vermehrung der Forschungsprojekte und wissenschaftlichen Veröffentlichungen beweisen sogar eine Beschleunigung dieser Tendenz und zeigen wie vielseitige und komplexere Themen und Interpretationen sowie theoretische und methodische Perspektiven dieses Forschungsbereichs seit den ersten Studien der 1970er- und -80er-Jahren geworden sind. Der besonders starke Einsatz der englischen und nordamerikanischen Forscher/innen für die Geschichte der Homosexualitäten im deutschsprachigen Raum trägt zu dieser Erneuerung der Geschichtsschreibung und ihrer wissenschaftlichen Anerkennung bei.

Andererseits beeinflusst die einheimische Geschichte der Homosexualitäten vor 1945 – oder vielmehr ihre Verwendung – die Weiterentwicklung der Homosexualitäten im deutschsprachigen Raum ständig: Fortsetzung der alten Gesetzgebung in der frühen BRD, Anrufung des Opferbilds der „Rosa Winkel“ von der zweiten homosexuellen Bewegung, Entwicklung des Gedächtnisses der NS-Verfolgung der Homosexualität als Komponente der heutigen staatlichen Politik gegen … weiterlesen und Quelle (Web).