Vortrag: Li Gerhalter: Poesiealben, Korrespondenzen und Portrait-Fotografien. Die ‚Top Drei‘ der materiellen Erinnerungskulturen in Mädchenschulen im frühen 20. Jahrhundert, 25.06.2015, Wien

Vortrag im Rahmen der Ausstellung ‚Denk an mich! Stammbücher und Poesiealben aus zwei Jahrhunderten‘ im Österreichischen Museum für Volkskunde (Web)
Zeit: 25.06.2015, 18.00 Uhr
Ort: Laudongasse 15-19, 1080 Wien
Laufzeit der Ausstellung: 05.05. bis 22.11. 2015
Poesiealben, Korrespondenzen und Portraitfotografien wurden von der Vortragenden als jene Objekte identifiziert, die in Mädchenklassen in Österreich und Deutschland in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhds. als Erinnerungsgegenstände weitergegeben wurden.
Obwohl zwischen den Schülerinnen und dem Lehrpersonen die gleichen Gegenstände ausgetauscht wurden, waren die Handlungsmuster ihrer Weitergaben streng hierarchisch gestaltet: Die Schülerinnen sammelten Briefe, Einträge in Poesiealben oder Fotografien von ihren Kolleginnen – und trachteten gleichzeitig danach, diese Andenken auch von ihren Lehrerinnen zu erhalten, was aber kaum erfüllt wurde. Ihrerseits sammelten Lehrerinnen nur äußerst selten Erinnerungsgegenstände an Schülerinnen.
Die materiellen (bürgerlichen) Erinnerungskulturen trugen also nicht zuletzt zur Re/Produktion der Hierarchieverhältnisse innerhalb der Schulen bei. Gleichzeitig waren die hierarchischen Grenzen gerade im Zusammenhang mit den Erinnerungsgegenständen auch ein Stück weit brüchig. Welche Gegenstände für diese Brüchigkeit gesorgt haben könnten, wird im Vortrag diskutiert.