CfP: Terrorismus / Geschlecht / Erinnerung. Tradierung und Transformation von Geschlechterbildern in Terrorismusdebatten (19.-21. Jh.) (Event: München, 06/2010); DL: 30.11.2009

Veranstalter_innen:Christine Hikel / Sylvia Schraut, Universität der Bundeswehr München

Zeit: 17.-19.06.2010
Ort: Universität der Bundeswehr
Deadline: 30.11.2009

Angestoßen durch die virulenten politikwissenschaftlichen Debatten über den wachsenden islamistischen Terror hat sich die Geschichtswissenschaft in den letzten Jahren verstärkt der Erforschung des Terrorismus zugewandt. Stand in Deutschland zuerst der geschichtswissenschaftliche Zugriff auf die Entwicklung der RAF und ihrer Nachfolgeorganisationen seit den 1970er Jahren im Mittelpunkt, so weitet sich aktuell der Blick auf Vorformen des gegenwärtigen Terrorismus im 19. und 20. Jahrhundert und auf transnationale/internationale Perspektiven. Jüngst gewinnen auch geschlechtergeschichtliche Zugänge an Aufmerksamkeit, etwa in Bezug auf die RAF.

Gängigen Definitionen zufolge handelt es sich bei terroristischen Gewaltakten um Aktionen, die gleichermaßen auf die Delegitimierung politischer Systeme wie auf die Gewinnung von Sympathisanten zielen. Terrorismus bedarf einer (bürgerlichen) Öffentlichkeit als eigentlichem Austragungsort des Konflikts, interpretiert als Arena der Sympathisantengewinnung, aber auch der Wissensgenerierung und -tradierung, in der über Staatsvorstellungen, die Legitimität des Regierungssystems, Sicherheitsvorstellungen, Konzepte politischer Partizipation und über den Umgang mit politischen Minderheiten verhandelt werden kann. Bislang meist vernachlässigt wurde jedoch, dass in diesen Debatten auch Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit sowie von Geschlechterrollen und -verhältnissen (re)produziert werden.

An diesen Überlegungen setzt die geplante Tagung an. Sie verortet sich thematisch an einer Schnittstelle zwischen Forschungen zu Terrorismus, Gender und Wissensgenerierung bzw. -tradierung. Im Fokus des Erkenntnisinteresses stehen dabei europäische mediale Öffentlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts in ihrem Umgang mit terroristischem Geschehen und dessen Auswirkungen auf Geschlechterdiskurse.

Zu fragen ist: Wie wird in der öffentlichen Debatte um Terrorismus Wissen über Geschlechterordnungen hergestellt? Wie werden Deutungen durchgesetzt und tradiert? Inwiefern werden dabei bekannte Geschlechterstereotypen und Deutungsmuster reaktiviert bzw. modifiziert? Welche Rolle spielen Akteure unterschiedlicher Interessenlager? Wie gehen hegemoniale Deutungen in die Erinnerungskultur ein? Und welche Rolle spielen Konzepte von Geschlecht in den genannten Prozessen?

Wir erbitten Vorträge über ausgewählte Beispiele terroristischen Geschehens im Europa des 19. bis 21. Jahrhunderts mit folgender Schwerpunktsetzung:

  1. Konkurrierende Wissensherstellung (Populäre Berichterstattung, Geschichtschreibung, Expertenkultur, Archivierung usw.)
  2. Medien der Wissensherstellung (Bilder, Film, künstlerische Verarbeitung usw.)
  3. Erinnerungskultur (Traditionsstiftung, Heldenkult, Gedenktage, Denkmäler usw.)

Erwünscht ist in jedem Beitrag die Berücksichtigung der Kategorie Geschlecht.

Die Tagung wird voraussichtlich im Juni 2010 stattfinden.

Vorschläge mit einem Abstract von max. einer Seite und ein kurzer CV werden erbeten bis zum 30.11.2009 an Christine.Hikel#unibw.de

Kontakt:
Christine.Hikel#unibw.de
Tel. 00498960042094
Fax. 00498960043792

URL zur Zitation dieses Beitrageshttp://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=12656

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