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Vortrag: Barbara Stollberg-Rilinger: Trojanische Pferde am Wiener Hof, 07.03.2024, Wien

Michael Mitterauer-Lectures an der Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) (Web)

Zeit: 07.03.2024, 18.00 Uhr
Ort: ÖAW , Festsaal, Dr. Ignaz Seipel-Pl. 2, 1010 Wien
Anmeldung (Web)

Aufklärung war für Maria Theresia ein Schimpfwort. Sie betrachtete die Bewegung als unerhörte menschliche Anmaßung und gefährliches, gottloses Geschwätz; Klassiker wie Montesquieu oder Diderot waren in der Hofburg streng verboten. Das schloss nicht aus, dass sie in der Sache aufgeklärten Grundsätzen folgte, ohne es zu wissen. Der Vortrag geht dem widersprüchlichen Verhältnis der Herrscherin zur Aufklärungsbewegung nach, die ihrerseits höchst ambivalent war.

  • Begrüßung: Heinz Fassmann, Präsident der ÖAW und Margareth Lanzinger, Vorständin des Instituts für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Univ. Wien

Barbara Stollberg-Rilinger ist Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit und seit 2018 Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Ihr Forschungsfeld ist die Verfassungs-, Politik- und Kulturgeschichte Europas vom 16. bis 18. Jhd., vor allem der Aufklärung und des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Dabei richtet sie das Hauptaugenmerk auf Rituale und Verfahren, Zeremonien, Metaphern und Symbole. Ihre Biographie „Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit“ (C.H. Beck 2017, engl. Übers. 2022) wurde zuletzt mit dem Österreichischen Staatspreis für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften ausgezeichnet. Derzeit arbeitet sie an einer Biographie des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. von Preußen. Jüngste Veröffentlichung (gemeinsam mit André Krischer): Tyrannen. Eine Geschichte von Caligula bis Putin (München 2022).

Die Michael Mitterauer Lectures sind nach dem 2022 verstorbenen bedeutenden österreichischen Wirtschafts- und Sozialhistoriker Michael Mitterauer benannt und werden die  Geschichtswissenschaften in ihrer ganzen Breite abdecken. Continue reading

CfP: Konsum und Kultur – Geschichte und Gegenwart (Publikation); bis: –

Junior Professorship for European Ethnology with focus on Intangible Cultural Heritage at the Otto-Friedrich-Univ. Bamberg

Einreichfrist: –

Gunther Hirschfelder (Univ. Regensburg) und Barbara Wittmann (Otto-Friedrich-Univ. Bamberg) geben im Nomos-Verlag die neue historisch-kulturwissenschaftliche Reihe „Konsum und Kultur – Geschichte und Gegenwart“ heraus. Die Schwerpunkte liegen auf Entwicklungen von der Frühen Neuzeit bis zum 20. Jhd., aber auch eine Veröffentlichung gegenwartsorientierter Studien mit passendem Schwerpunkt ist möglich. Vorschläge und Einreichungen: v.a. Dissertationen, Habilitationen, Sammelband-Vorhaben; Deutsch oder Englisch:
Konsum wird aus gegenwärtiger Perspektive vorwiegend kritisch eingeordnet – in Zeiten von Klimawandel, Ressourcenverschwendung und Wirtschaftskrisen ist er zum Kulminationspunkt für notwendige Debatten um Verteilungsgerechtigkeit und Verzicht geworden. Aus historischer Sicht ist Seiendes jedoch stets Gewordenes und beruht auf spezifischen kulturellen Entwicklungen, die es – auch mit Blick auf mögliche Veränderungen – erst einmal zu verstehen gilt.
Ziel der geplanten Reihe ist es daher, unterschiedliche Aspekte von Konsumkulturen, unter die im Sinne eines erweiterten Begriffsverständnisses auch vor- und nachgelagerte Prozesse der Produktion, Distribution, des Ver- und Gebrauchs sowie der Entsorgung von Objekten und Materialien fallen, in ihrer Heterogenität stärker sichtbar zu machen. Gleichwohl sollen in der Publikationsreihe keine rein technik- oder wirtschaftsfokussierten Studien erscheinen, sondern Arbeiten, die die Genese von und den Umgang mit Konsumgütern aus sozialen und alltagspraktischen Perspektiven heraus beleuchten. Der fachspezifische Fokus liegt daher auf den Kulturwissenschaften (Europäische Ethnologie, Vergleichende bzw. Empirische Kulturwissenschaft, Kulturanthropologie) und Nachbardisziplinen wie Geschichte und Soziologie.
Konkrete Themenfelder und -schwerpunkte sind in den Bereichen Agrar und Nahrung sowie Populär-, Kleidungs- oder Wohnkulturforschung möglich, aber auch Studien zu spezifischen Käufer:innengruppen, zu hochpreisigen profanen und sakralen Konsumgütern, zum Thema „Sammeln“ und nicht zuletzt im Kontext kolonialer Ausbeutungsverhältnisse sind von zentralem Interesse. Da es Ziel der geplanten Reihe ist, zum Verständnis der historischen Entstehung heutiger Konsumkulturen und ihrer ungleichen globalen Verteilung beizutragen, möchte sie vor allem Continue reading

Tagung: Exil in Österreich 1918 bis 1938, 29.11.-01.12.2023, Wien

Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (öge) (Web)

Zeit: 29.11.-01.12.2023
Ort: Literaturhaus Wien und Sky Lounge der Univ. Wien

Programm (PDF) und Abstracts (PDF)

Die österreichische Exilforschung befasste sich schwerpunktmäßig lange Zeit mit den Themen Vertreibung, Flucht und Exil im Zusammenhang mit dem Austrofaschismus und insbesondere dem Nationalsozialismus. Die diesjährige Tagung der öge will daran erinnern, dass Österreich in der Zwischenkriegszeit ein Exilland war. Über die konkreten Kontexte und Exilerfahrungen hinaus sollen auch die größeren historischen Zusammenhänge, insbesondere in Bezug auf das NS-Regime, thematisiert und Bezüge auch in die Gegenwart hergestellt werden.

Festvortrag: Tanja Maljartschuk: „Wien als Brücke zwischen der Ukraine und dem Abgrund“: Zur Geschichte der ukrainischen politischen Emigration in Österreich (PDF)

Beiträgen von: Mitchell G. Ash, Vito Cecere, Elisabeth Czerniak, Linda Erker, Benjamin Grilj, Natasha Gordinsky, Dieter Hecht, Konstantin Kaiser, Karoly Kokai, Kerstin von Lingen, Tanja Maljartschuk, Ana Mijic, Berthold Molden, Michal Narozniak, Izabella Nyari, Katharina Prager, Olga Radchenko, Christoph Reinprecht, Peter Roessler, Pnina Rosenberg, Ursula Seeber, Elke Seefried, Heiner Stahl, Anat Varon, Christina Wieder und Veronika Zwerger.

Konzept und Organisation: Gabriele Anderl, Linda Erker, Christoph Reinprecht und Katrin Sippel

Die Tagung ist eine Kooperation der Exilbibliothek im Literaturhaus Wien, dem Institut für Zeitgeschichte der Univ. Wien, der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Wien sowie dem CEU Nationalism Studies Program, der Theodor Kramer-Gesellschaft und dem Research Center for the History of Transformations der Univ. Wien.

Quelle: Newsletter des Instituts für Zeitgeschichte der Univ. Wien

Matinée am Sonntag: Monika Vysiouzil: Ilse Arlt, 22.10.2023, Wien

Reihe „Namensgeberinnen der Seestadt“ (Web)

Ort: Yella Yella!, Maria-Tusch-Str. 2/1, Seestadt, 1220 Wien
Zeit: So., 22.10.2023, 11.30 Uhr

Ilse (von) Arlt (1876-1960) erkannte das Fehlen einer Wissenschaft zur Beseitigung von Not und Elend und gründete 1912 die erste „Fürsorgerinnenschule“ von Österreich-Ungarn in Wien (Web). Bei der Matinée am Sonntag werden ihr Leben, ihr Engagement und ihre Arbeit vorgestellt.

Monika Vysiouzil ist ehemalige stv. Leiterin des Ilse Arlt Instituts und des Department Soziales der FH St. Pölten. (Web)

Moderation: Birge Krondorfer. Eine Kooperation der Frauenhetz (Web) mit dem Nachbar_innentreff Yella Yella. Die Veranstaltung ist offen für alle Besucher*innen.

Brunch gibt es ab 10:00 Uhr (Web).

Konferenz: Ästhetiken des Widerstands. Partisan:innenkunst und feministische partisanische Kulturpraxis in Jugoslawien und Kärnten/Koroška, 27.-28.10.2023, Klagenfurt/Celovec

Alpen-Adria-Univ. Klagenfurt/Celovec, Institut für Slawistik; Elena Messner, Markus Gönitzer und Cristina Beretta (Web)

Time: 27.-28.10.2023
Venue: Alpen-Adria-Univ. Klagenfurt/Celovec and WerkStattMuseum im Margarete Schütte-Lihotzky Haus

Programme (PDF)

Sessions: Introductory Lectures: Female Resistance | Magazines, Graphic Arts & Journalism | Theatre, Dance, Singing/Choir & Performance | Visual Media, Art & Museum | Performance: The Lost Futures of the Carinthian Partisans | Graphic Novels, Film & Iconization | Literatur | Monuments & the Arts | Opening of the Exhibition with Members of the Curatorial Team: ŽENSKO IME ODPORA/The Female Name of Resistance | Excursion to the Museum und Gedänkstätte Peršmanhof

The goal is to organize a conference that addresses and questions current artistic and scientific positions on partisan art through the lens of gender and gender-theories. The focus lies on art and culture both of the partisan movement and about the partisan movement in Yugoslavia and Carinthia. The question that guides this conference is: how – in addition to politically and socially rooted themes such as the struggle for liberation, the question of class, the socialist revolution, and the victory over Nazism – can we pinpoint aesthetics of the “partisan” that conveys specific revolutionary and emancipatory narratives, and how can this aesthetic be (re)interpreted through a gender-focused gaze? The conference aims to generate scientific knowledge that encompasses cultural-theoretical, historical-scientific and art-analytical positions, that explores the formats of the partisan aesthetic. Read more … (Web).

L’Homme-Präsentationen und ein Fest für Christa Hämmerle, 06.10.2023, Wien und virtueller Raum

L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft (Web)

Zeit: Fr., 06.10.2023, 17.00 Uhr s.t.
Ort: Sky Lounge, Oskar-Morgenstern-Platz 1, 12. Stock, 1090 Wien und virtueller Raum

Programm (PDF)

Begrüßung: Christa Hämmerle und Claudia Kraft, geschäftsführende Herausgeberinnen von L’Homme. Z. F. G.

Präsentation der L’Homme-Neuerscheinungen:

  • Heidrun Zettelbauer: Schmerz, 33. Jg., 2022/2, hg. von Heidrun Zettelbauer, Maria Fritsche und Bożena Chołuj
  • Ingrid Bauer: Kinder in Heimen, 34. Jg., 2023/1, hg. von Anelia Kassabova und Sandra Maß
  • Claudia Opitz-Belakhal und Anna Becker: Natur, 34. Jg., 2023/2, hg. von Caroline Arni, Anna Becker und Claudia Opitz-Belakhal
  • Dietlind Hüchtker: Ukraïne, Vorschau auf 35. Jg., 2024/1

Intermezzo

  • Laudatio für Christa Hämmerle: Wolfgang Schmale
  • Erinnerungen von Kolleg*innen, Freund*innen und Wegbegleiter*innen
  • Brot und Wein

Die Veranstaltung findet hybrid statt. Anmeldung (regulär bis 22.09.2023, Nachmeldungen gerne möglich) an: lhomme.geschichte@univie.ac.at
Eine Veranstaltung der Zeitschrift L’Homme. Z. F. G., mit freundlicher Unterstützung der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Univ. Wien, des Instituts für Geschichte und der Sammlung Frauennachlässe.

Conference: Pass on. Generational transfers of wealth from the 16th to the 20th century, 26.-28.10.2023, Bozen/Bolzano

12th conference of the international research network „Gender Differences in the History of European Legal Cultures“ (Web)

In the context of the research project (FWF) „Noble Siblings. Wealth Arrangements and Social Configurations“ (Univ. of Vienna) (Web)

Time: 26.-28.10.2023
Venue: Free University of Bozen/Bolzano, Italy

Program (PDF)

Sessions: Gendered Perspectives on Urban Elites | Noble Heirs and Heiresses | Succession in Disourrses and as Strategies | Inheritance in Colonial Contexts | Modes of Transfer in Rural Contexts | Family Logics of Securing Wealth and Well-Being

Organisers: Siglinde Clementi, Competence Centre for Regional History, Free Univ. of Bolzano and Margareth Lanzinger, Department of Economic and Social History, Univ. of Vienna, in conjunction with Florian Andretsch and Claudia Rapberger, Department of Economic and Social History, Univ. of Vienna

Source: fsp-wirtschaft-gesellschaft@lists.univie.ac.at

Sektion „(Kultur-)Archive und Gender“ bei der 24. Arbeitstagung der österreichischen Literaturarchive (14.-16.06.2023), 16.06.2023, Graz

KOOP-LITERA Österreich 2023 | Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung der Universität Graz (PDF)

Zeit: 14.-16.06.2023
Ort: Literaturhaus Graz, Elisabethstr. 30, 8010 Graz

Programm der Sektion „(Kultur-)Archive und Gender“
Fr., 16.06.2023, 09.00-12.45 Uhr

  • Arnhilt Inguglia-Höfle und Verena Lorber: Archive haben Gender. Einführung
  • Maria Piok, Hanna Prandstätter und Susanne Rettenwander: Genderverhältnisse in österreichischen (Kultur-)Archiven. Eine Annäherung über Zahlen und Fakten
  • Ursula Schneider, Kyra Waldner und Lina Maria Zangerl: Gendergerechte Erschließung: Case Studies aus der Praxis
  • Andrea Gruber: Ariadne, der Faden und das Labyrinth: Gender an der Österreichischen Nationalbibliothek
  • Michaela Krucsay: Der Musikerinnennachlass als Gedächtnis-Speicher
  • Brigitte Semanek: Zettelbriefe, Autofahrten und Aushandlungen von Geschlecht. Historisch Forschen mit Selbstzeugnissen aus der Sammlung Frauennachlässe und Home Movies aus „Niederösterreich privat“
  • Podiumsdiskussion: Andrea Gruber, Michaela Krucsay, Ursula Schneider und Brigitte Semanek; Moderation: Arnhilt Inguglia-Höfle

Programm der weiteren Sektionen Continue reading

Buchpräsentation: Flavia Guerrini: Vom Feind ein Kind. Nachkommen alliierter Soldaten erzählen, 23.05.2023, Wien

Volkskundemuseum Wien (Web) und Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studies (VWI) (Web)

Zeit: Di., 23.05.2023, 18:30-20:00 Uhr
Ort: Volkskundemuseum Wien, Laudong. 15-19, 1080 Wien

Neuere Schätzungen gehen davon aus, dass in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg 30.000 Kinder zur Welt kamen, deren Väter den in Österreich stationierten alliierten Streitkräften angehörten. Dennoch war das öffentliche wie auch das wissenschaftliche Interesse an der Situation und den Lebensgeschichten von sogenannten »Besatzungskindern« lange Zeit gering. Sowohl im kollektiven historischen Gedächtnis als auch in den individuellen Lebensgeschichten bildeten sich Leerstellen, und für viele dieser »Kinder«, die mittlerweile um die 70 Jahre alt sind, blieben zahlreiche Fragen zu ihrer Herkunft bis heute unbeantwortet.
Die Innsbrucker Erziehungs- und Sozialwissenschaftlerin Flavia Guerrini lud neun Söhne und Töchter alliierter Soldaten zu Gesprächen ein. Ergebnis dieser narrativen Interviews sind ausführliche biografische Erzählungen, die den Kern dieses Buches ausmachen. Darin werden die schwierigen familiären und gesellschaftlichen Umstände, geprägt von Schweigen, Stigmatisierung und Ausgrenzung, ebenso deutlich wie die Stärken der Personen und ihre vielfältigen Umgangsweisen mit ihrem Schicksal. Die Autorin bettet die Biografien in den historischen Kontext ein und veranschaulicht den sozialen und politischen Hintergrund.

Programm

  • Begrüßung: Matthias Beitl (Direktor des Volkskundemuseums Wien)
  • Buchpräsentation
  • Gespräch: Flavia Guerrini; Marlene Walde und Margot Berger (Zeitzeuginnen); Philipp Rohrbach (VWI) und Lukas Schretter (Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung); Moderation: Kathrin Wohlmuth-Konrad (mandelbaum verlag)
  • Anschließend Erfrischungen

Anmeldung unter anmeldung@vwi.ac.at bis 22. Mai 2023, 14:00 Uhr Continue reading

Tagung: Das unkaputtbare Patriarchat? Geschlechterhierarchie als Gegenstand erziehungswissenschaftlicher Frauen- und Geschlechterforschung, 01.-03.03.2023, Paderborn

Jahrestagung der Sektion Frauen- und Geschlechterforschung in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (Web)

Zeit: 01.-03.03.2023
Ort: Universität Paderborn

Programm (Web)

Dem Wandel unterworfene wie persistente Problemstellungen im Geschlechterverhältnis geben der Frauen- und Geschlechterforschung wiederholt die Frage nach der Gestalt eben dieses Verhältnisses, seiner Analyse und angemessenen Beschreibung auf. Geschlechterpolitische Maßnahmen (aber auch andere Veränderungen in Wirtschaft, Bildung und Berufswelt) haben die Egalität von Frau und Mann und die Vervielfältigung geschlechtlicher Identitäten vorangetrieben. Neben die öffentliche Kritik an Frauendiskriminierung ist der Einsatz gegen Trans-, Inter- und Queerfeindlichkeit getreten. Jedoch sind die Ungleichheits- und Gewaltphänomene keineswegs verschwunden, wie die Statistiken zur Vermögensverteilung, zu sexueller Gewalt und Femiziden zeigen. Offen ist, ob sich die Utopie eines „Jenseits patriarchaler Leitbilder“ realisieren konnte und was geeignete begriffliche und theoretische Konzepte zur Analyse von hierarchischen Geschlechterverhältnissen sein könnten.
Bezeichnet der Begriff Patriarchat für die zweite Frauenbewegung die Männerherrschaft in politischer, ökonomischer wie sexueller Hinsicht, so zeichnete sich bereits damals die Erosion eines solchen Geschlechterverhältnisses unter neoliberalen Bedingungen ab. Die Forschung zur Geschlechtergeschichte und aus Perspektive des Black Feminism und des Migrantischen Feminismus hatte jedoch schon früh gezeigt, dass eine männlich ausgerichtete Geschlechterhierarchie immer schon zeitlich und räumlich fragil war und ist. In der Debatte seit der zweiten Frauenbewegung lassen sich unterschiedliche Deutungen des Geschlechterverhältnisses nachzeichnen: Sie drehen sich darum, ob es sich um eine patriarchale, androzentrische oder phallozentrische Ordnung handelt; ob von Männerherrschaft, männlicher Dominanz oder Hegemonie zu sprechen sei oder ob bereits der Ausgangspunkt der Analyse durch einen binären und heteronormativen Bias verzerrt sei. Dem liegen verschiedene Annahmen über die Grundproblematik zugrunde und unterschiedliche Vorstellungen über die erkenntnistheoretischen Voraussetzungen. Zur Diskussion stehen die Verhältnisse u.a. von Macht und Herrschaft, von Subjektposition und Identität, von (cis-)Heterosexismus und Misogynie, von Diskurs und Geschichte, von Fortschritt und Persistenz.