Dissertationsprojekt von Angelique Leszczawski-Schwerk: frauenbewegungen in galizien

Frauenbewegungen in Galizien – Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten sowie politische Handlungsspielräume polnischer, ukrainischer und jüdischer Frauen im Spannungsfeld der Jahre 1867-1918
Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Entstehung, Entwicklung und Besonderheiten der nationalen Frauenbewegungen in Galizien in den Jahren 1867-1918 zu verdeutlichen. Einerseits werden polnische, ukrainische und jüdische Frauenbewegungen hinsichtlich ihrer Organisations- und Kommunikationsstrukturen untersucht, andererseits das Engagement einzelner herausragender Feministinnen sowie deren nationale, ethnische und transnationalen Beziehungsgeflechte analysiert. Ins Blickfeld der Untersuchungen rücken Frauen, die sich im Streben nach höherer Bildung persönlich emanzipierten und Feministinnen, die sich für berufliche Chancen und mögliche neue Wege der Selbstverwirklichung einsetzten. Die Forschungsarbeit konzentriert sich methodisch auf die Untersuchung von Quellen, die zum einen als Sprachrohre der Agitation galizischer Frauenbewegungen gelten, zum anderen Printmedien, in denen ausgewählte Protagonistinnen publizierten. Mittels einer Diskursanalyse werden Frauenzeitschriften (u.a. Nowe Słowo, Na Posterunku, Ster, Naša Dolija, Jüdische Frauenwelt) und Zeitungen (Dilo, Ruthenische Revue/Rundschau, Ost und West, Die Welt), die in Galizien und Wien im Zeitraum von 1884-1918 publiziert wurden, untersucht. Grundlegende Debatten und Denkweisen ausgewählter Frauen sollen geprüft werden. Neben den Schriften der Frauenbewegungen werden Handschriften und Autobiographien der Feministinnen analysiert, um die Kultur der Frauenbewegungen und Netzwerke zu dokumentieren, zum anderen literarische Werke hinsichtlich feministischer Positionen und (kreierter) Frauenbilder kritisch geprüft. Auch die Kontakte und Beziehungen zu nationalen und internationalen Frauenorganisationen sind Gegenstand des Interesses, um den Informationsaustausch und Einfluss der westlichen (und östlichen) Frauenbewegungen auf die Frauenbewegungen in Galizien nachzuvollziehen. Zudem ist wichtig, die Wahrnehmung der Frauenbewegung aus der Perspektive des Zentrums (Wien) zu prüfen und welche Stellung sie innerhalb der internationalen Vereinigungen einnehmen konnten. Im Weiteren wird der Frage nachgegangen wie Weiblichkeit die Konstruktion des Nationalen beeinflusste und welche Standpunkte innerhalb der Frauenbewegungen bezogen wurden, um in der Phase der Positionsbestimmung einen Platz in den entstehenden Machtstrukturen zu finden. Das Projekt nimmt sich schließlich vor, ein komplementäres Bild der galizischen Frauenbewegung zu erfassen und reformorientierte (feministische) Vereine sowie Organisationen näher zu beleuchten. Gleichzeitig ist beabsichtigt, marginalisierte Frauen wie Darija Starosols´ka, Maria Dulębianka und Martha Baer-Issachar, deren Engagement und Rolle innerhalb der Frauenbewegung bisher nicht genügend aufgearbeitet wurde, ins Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit zu rücken.
Mag.a Angelique Leszczawski-Schwerk,
DK „Galizien und sein multikulturelles Erbe“, Universität Wien
Projektzeit: März 2007-Oktober 2009
angelique.leszczawski-schwerk[at]univie.ac.at

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