„Geschichte am Mittwoch“ (Web) in Koop. mit fernetzt. Junges Forschungsnetzwerk Frauen- und Geschlechtergeschichte (Web)
Zeit: 30.11.2022, 18.30 Uhr
Ort: Univ. Wien, Hörsaal 30 – und virtueller Raum
Im Jahr 2017 arbeitete jede zweite erwerbstätige Frau in Österreich in Teilzeit, während bei den Männern nur jeder Zehnte keinen Vollzeitvertrag hatte. In den letzten sechs Jahrzehnten hat sich Teilzeitarbeit von einem Sonderfall der Beschäftigung zu einer geschlechtsspezifischen Norm entwickelt. Wenn auch v.a. von sozialdemokratischen Gewerkschafterinnen zunächst abgelehnt, ist Teilzeitarbeit seit den 1950er Jahren ein Element der Diskussion um Vereinbarkeit von Erwerbs- und Betreuungsarbeit. So war sie etwa bereits Teil der Diskussionen im Vorfeld der Empfehlung der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) “Employment (Women with Family Responsibilities) Recommendation, 1965” (R123).
Der Vortrag analysiert auf internationaler wie nationaler Ebene einen Trend der Frauenarbeit in den wohlhabenden westlichen Industriestaaten und stellt dar, wie Akteurinnen in der IAO und den internationalen Gewerkschaftsorganisationen das Thema behandelten. Es wird unter anderem danach gefragt, welche Lösungen für soziale und arbeitsrechtliche Probleme vorgeschlagen, wie diese in Österreich in Politik umgesetzt wurden und wie österreichische Akteurinnen versuchten internationale Entscheidungsfindungen zu beeinflussen. Auf nationaler Ebene sollen die unterschiedlichen Positionen nachgezeichnet werden: FCG-Gewerkschafterinnen zum Beispiel sahen im Gegensatz zu Sozialdemokratinnen (die finanzielle Abhängigkeit und Altersarmut fürchteten) in der Teilzeitarbeit die geeignetste Lösung für den Konflikt zwischen Familie und Beruf. Mit dem Vortrag soll nicht zuletzt ein Beitrag zur aktuellen Forschung zu den Verschiebungen in den Reproduktionsarrangements und Geschlechterverhältnissen in der zweiten Hälfte des 20. Jhd. geleistet werden.
Veronika Helfert ist Postdoctoral Fellow an der Central European University Budapest/Wien im Projekt ZARAH: Women’s labour activism in Eastern Europe and transnationally, from the age of empires to the late 20th century (Web). Sie promovierte 2018 an der Universität Wien und publizierte die Dissertation „Frauen, Wacht auf!“ Eine Frauen- und Geschlechtergeschichte von Revolution und Rätebewegung in Österreich, 1916/17–1924 2021 in den L’Homme-Schriften (Web).
- Moderation: Li Gerhalter
Link zum Zoom-Meeting der Veranstaltung: https://univienna.zoom.us/j/69556544294?pwd=b0VCekxrK3VEejNOekNVdkw5R3hqZz09
Meeting-ID: 695 5654 4294
Kenncode: 826462