Deutsches Historisches Institut Warschau (DHI) and Ústav českých dějin, Filozofická fakulta Univ. Karlovy (Web)
Zeit: 22.-24.06.2023
Ort: DHI-Außenstelle Prag
Einreichfrist: 30.04.2023
Seit dem späten 18. Jhd. verschwanden nach und nach die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Spitäler, die Behinderten, Geisteskranken, Alten oder Obdachlosen Zuflucht boten. Krankenhäuser als Absonderungs- und Eindämmungsinstrumente für Infizierten mit Lepra und Pest wurden in Kliniken von Leidener Art umgewandelt; das menschliche Leben begann medikalisiert zu sein und die Gesundheitsfürsorge institutionalisiert. Die Gesundheit der Bevölkerung wurde zum Gegenstand amtlicher und wissenschaftlicher Untersuchungen. Die Behörden führten eine gesundheitliche Überwachung und ärztliche Kontrolle breiter Bevölkerungsschichten ein, sie bestimmten pathologische, gefährliche oder inakzeptable Handlungsweise und definierten die entsprechenden Verhaltensmuster. Das Bestreben des Staates, die Produktivität und die Wohlfahrt der Menschen zu maximieren, brachte Disziplinierung und Moralisierung mit sich. Im Interesse des Staates sowie der Einzelnen sollte es die Kranken so schnell wie möglich in den Wirtschafts- und Arbeitsprozess zurückführen. Die Ärzte und das Gesundheitspersonal sprachen sich gegen die „abergläubische“ ländliche Kultur aus. Krankheiten und Infektionen wurden zu einem politischen Thema und der menschliche Körper zu einem politisierten Objekt. Die Gesundheitsfürsorge verlagerte die Patient:innen von zu Hause in die Krankenhäuser, um den Wohlstand und die Vermehrung des Volksvermögens zu sichern.
Während die allgemeine Idee in vielerlei Hinsicht richtig sein mag, sollte hinzugefügt werden, dass sie nicht als einmaliges Ereignis zustande kam, sondern seit mehr als anderthalb Jahrhunderten andauerte. Außerdem war sie nicht die einzige Möglichkeit und setzte sich nicht immer und überall durch. Sie existierte neben anderen Formen der Gesundheitsversorgung, sei sie in der Familie und … weiterlesen und Quelle (Web).