Tagung: Ella Lingens (1908-2002). Zur Erinnerung, 14.11.2008, Wien

Konzept und Koordination: Ilse Korotin
Zeit: 14.11.2008, 10.00-15.15 Uhr
Ort: IWK, Berggasse 17, 1090 Wien
An Ella Lingens – Juristin, Ärztin und Widerstandskämpferin – zu erinnern bedeutet auch, die Verflechtung eines individuellen Lebens mit den bedeutsamen zeithistorischen Phänomenen aufzuzeigen. Aus einer bürgerlichen Familie stammend, wandte sie sich im Roten Wien früh der Sozialdemokratischen Partei zu. Im kulturradikalen Kreis um Karl Motesiczky gewann die Psychoanalyse an Bedeutung, später, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, die in diesem Kontext gegründete antifaschistische Widerstandsgruppe. Daraufhin folgten Denunziation, Verhaftung und Deportation nach Auschwitz, aber Ella Lingens überlebte als nichtjüdische Ärztin den Holocaust. In der Nachkriegszeit erfüllte Ella Lingens neben ihrer beruflichen Tätigkeit als leitende Mitarbeiterin im Sozialministerium unermüdlich eine Reihe von wesentlichen Aufgaben: Als „Zeugin der Anklage“ brachte sie die Kraft auf, 1964/65 im Auschwitz-Prozess auszusagen als Zeitzeugin ging sie in Schulen und zu LehrerInnenseminaren. Ihr 1947 verfasster autobiografischer Bericht „Prisoners o Fear“ (deutsch: „Gefangene der Angst“, Wien 2003) ist ein Klassiker der frühen analytischen Literatur zum KZ-System un ein Meilenstein der Erinnerungsliteratur. Zum 100. Geburtstag von Ella Lingens nehmen WissenschafterInnen Bezug aus wichtige Stationen ihres bewegten und inhaltserfüllten Lebens, um diese mit aktuellen Forschungsfragen und -ergebnissen zu ergänzen.
Programm
Freitag, 14. November
Eröffnung:
10.00-10.30 Uhr
Ilse Korotin (Wien):
Biografische Einleitung
10.30-11.00 Uhr
Christiane Rothländer (Wien):
Karl Motesiczky und Ella Lingens. Freundschaft und Solidarität in Zeiten der Verfolgung
11.15-11.45 Uhr
Christine Kanzler (Wien) und Karin Nusko (Wien):
Humanität als Widerstand
Hilfeleistung von Frauen für rassistisch Verfolgte während des NS-Regimes
13.00-13.30 Uhr
Helmuth Gröger (Wien):
Die fatale Verbindung von Medizin und Nationalsozialismus
13.30-14.00 Uhr Uhr
Gerhard Botz (Wien):
Ella Lingens und ihr Beitrag zum Verständnis der Ambivalenz des Überlebens im Vernichtungs-„Alltag“ von Birkenau
14.15-14.45 Uhr
Irmtrud Wojak (Bad Arolsen):
„Mengele war der Teufel“. Ella Lingens als Zeugin der Anklage im Auschwitz-Prozess
14.45-15.15 Uhr
Gert Dressel (Wien):
Zeugen der Zeit – wer zeugt wie für was?
Nähere Informationen auf der Website
aus: iwk-news@philo.at

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