HEUTE – Vortrag: Christiane Eifert: Die Internationale der Unternehmerinnen. Wirtschaft, Politik und Geschlecht in Europa nach 1945, 07.01.09

Vortrag im Rahmen der Reihe: Geschichte am Mittwoch, Institut für Geschichte der Universität Wien
Ort: Hauptgebäude der Uni Wien, Hs. 45 (2. Stock)
Zeit: Mittwoch, 7.1.2009, 18 h c.t.
Moderation: Christa Ehrmann-Hämmerle
Abstract: Der heutige Weltverband der Unternehmerinnen “Femmes Chefs d’Entreprises Mondiales” (FCEM) begann als ein kleiner französischer Verein unmittelbar nach der Befreiung Frankreichs im Herbst 1944. Innerhalb der folgenden Jahre verbreitete seine Gründerin, die Metall-Industrielle Yvonne Foinant, die Idee eines unabhängigen internationalen Unternehmerinnenverbandes in den westlichen Ländern und gründete Tochterorganisationen. Foinants Initiative knüpfte an Erfahrungen der Zwischenkriegszeit an, als sich Geschäftsfrauen erstmals weltweit eigenständig organisierten. Ihre und die Bestrebungen des Unternehmerinnenverbandes fügten sich gut in die französische Europapolitik der Nachkriegszeit ein, in die beginnende Formierung eines gemeinsamen Marktes und in den Kalten Krieg. Daher fand die Neugründung zunächst fast überall Unterstützung bei Politikern, vor allem aber bei Unternehmern und deren Organisationen.
Im Vortrag untersuche ich die Attraktivität des Weltverbandes der Unternehmerinnen für die Unternehmerinnen selbst sowie für die unterschiedlichen Unterstützer; die integrativen Leistungen der Verbandes werden auf nationaler wie auf internationaler Ebene analysiert. Die Disparität von ökonomischer und politischer Integration in das Nachkriegseuropa lässt sich an seinem Beispiel gut aufzeigen. Damit wird zugleich die Grenze erkennbar, an der die Ausübung von Staatsbürgerrechten abhängig wurde vom Geschlecht der Handelnden.
Zur Person: Christiane Eifert, Dr. phil. habil., Historikerin
2003-2008 Lehrstuhlvertretung für Allgemeine Geschichte (19. und 20. Jahrhundert) an der Universität Bielefeld, lehrt und forscht an der FU Berlin. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Geschichte der Arbeit, des Geldes, der Familie, des Wohlfahrtsstaates, Politikgeschichte, Geschlechtergeschichte, Geschichte von Naturkatastrophen.
Veröffentlichungen zum Thema des Vortrags:
Auf dem Weg in die wirtschaftliche Elite: Unternehmerinnen in der Bundesrepublik Deutschland, in: Volker Berghahn, Stefan Unger, Dieter Ziegler (Hg.), Die deutsche Wirtschaftselite im 20. Jahrhundert: Kontinuität und Mentalität, Essen 2003, S. 353-375.
Keine Eroberung einer Männerdomäne: Unternehmerinnen in der Zwischenkriegszeit, in: Susanne Elpers, Anne-Rose Meyer (Hg.), Zwischenkriegszeit. Frauenleben 1918 bis 1939, Berlin 2004, S. 59-87.
Deutsche Unternehmerinnen und die Rhetorik vom „weiblichen Führungsstil“ nach 1945, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 50, 2005, Heft 1, S. 17-35.
Wann werden Frauen Unternehmenserbinnen? Nachfolgeregelungen in deutschen Familienunternehmen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, , in: Feministische Studien 25, H. 2, 2007, S. 243-257.
Frauen und Geld – die Erfolgsgeschichte. Unternehmerinnen im 19. und 20. Jahrhundert in Südwestdeutschland, in: Sylvia Paletschek u.a. (Hg.), Frauen und Geld – Wider die ökonomische Unsichtbarkeit, erscheint Tübingen 2008.
Die Veranstaltung findet als Kooperation der Forschungsplattform der Universität Wien zur „Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte im veränderten europäischen Kontext” und der Arbeitsgruppe Frauen- und Geschlechtergeschichte am Institut für Geschichte mit dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte statt.

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