Vortrag: Eva Ehninger: Woman as Empire. Queen Victorias fotografische Selbstinszenierungen, 15.10.2014, Wien

Universität für angewandte Kunst Wien: Interdisziplinäre Vortragsreihe „KUNST – FORSCHUNG – GESCHLECHT“, Thema der Reihe im Studienjahr 2014/15: „Empires of Women. Konzepte und Konstruktionen matriarchaler Modelle/Concepts and Constructions of Matriarchies“
Nächster Termin: Mittwoch, 15. Oktober 2014, 18:00 Uhr
Ort: Hörsaal 4, Oskar Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien
Link zur Vortragsbeschreibung
Queen Victoria (1819-1901) bietet sich an, um vermeintlich widersprüchliche Repräsentationsstrategien eines weiblichen Imperiums zu diskutieren. Victorias Entwicklung zum epochalen Geschichtsbild begann nicht mit ihrer Thronbesteigung 1837 sondern erst ab ca. 1850 dank ihrer Vereinnahmung des neuen Bildmediums der Fotografie für ihre öffentliche Repräsentation. Fotografische carte-de-visite-Porträts im Hosentaschenformat waren spätestens seit den 1860er Jahren für die englische Mittelschicht erschwinglich. Die königliche Familie wurde im eigenen Familienalbum gesammelt und so in die bürgerliche Selbstrepräsentation integriert.
Als Königsporträts gehören Victorias cartes-de-visite zur major history Englands. Aber ihr Motiv – eine politisch entmachtete und gesellschaftspolitisch problematische Königin – ebenso wie das Medium der Fotografie – sein fragwürdiger künstlerischer Wert, die fehlende Idealisierung, die tausendfache Vervielfältigung, das kleine Format – zeichnen sie gleichzeitig als Teil der verdrängten minor histories des viktorianischen Zeitalters aus. Victorias fotografische Selbstinszenierung ist sowohl viktorianisches Vor-Bild als auch die Reflexion ebendieses visuellen Regimes. Auf der glatten Oberfläche der Fotografie wird das bürgerliche Frauenideal mit dem frühneuzeitlichen Ideal der imperialistischen mater patria amalgamiert.
Eva Ehninger ist wissenschaftliche Assistentin am Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern. Studium der Kunstgeschichte, Englischen Philologie, Amerikanistik und Museum Studies in Heidelberg, Frankfurt/Main und Michigan, USA (2000-2006); 2011 Dissertation: Vom Farbfeld zur Land Art. Ortsgebundenheit in der amerikanischen Kunst, 1950-70 (Silke Schreiber: München, 2013). Aktuelles Forschungsprojekt: Gesicht und Geschichte. Fotografische Normen der Repräsentation.

Schreibe einen Kommentar