Vortrag im Rahmen der Reihe Geschichte am Mittwoch (Web)
Ort: Universität Wien, Institut für Geschichte, HS 45
Zeit: Mi., 24.06.2015, 18.30 Uhr
- Moderation: Dorothea Nolde
Die „Blutreinheitsideologie“ („limpieza de sangre“) unterteilte die frühneuzeitliche spanische Gesellschaft in zwei Gruppen: die Altchristen und die Neuchristen. Die Neuchristen, d.h. die Conversos und Morisken, aber auch ihre Nachkommen wurden von den Blutreinheitsideologen als niederrangige Christen angesehen, die ständig zur Apostasie neigen würden. Durch die Anwendung von Blutreinheitsstatuten blieben ihnen wichtige Ämter und Würden verwehrt.
An der Schwelle vom 16. zum 17. Jahrhundert lässt sich in den Rechtfertigungsschriften der Blutreinheitsideologen ein gesteigertes Interesse an körperlichen Markierungen feststellen, um der vermeintlichen Unterlegenheit der Neuchristen Sichtbarkeit zu verleihen. Zur Erforschung dieser neuen Fokussierung auf den neuchristlichen Körper und der damit einhergehenden Stigmatisierung bieten sich insbesondere drei von den Blutreinheitsideologen propagierte, körperliche Markierungen an: die kontaminierte Muttermilch der Neuchristinnen, die männliche Menstruation der Conversos und der strenge, neuchristliche Körpergeruch.
Julia Gebke ist seit Mai 2015 Assistentin für die Geschichte der Neuzeit / Schwerpunkt Frühe Neuzeit bei Dorothea Nolde am Institut für Geschichte der Universität Wien