Einladung – Konferenz: Mütter/Väter. Elternschaft zwischen medialen Inszenierungen und alltäglichen Praxen, 10.2007, Hannover

Internationale Konferenz in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut e.V., München

Ort: Leibniz Universität Hannover
Zeit: 4.-6. Oktober 2007

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Programm

Mütter – Väter – Familienleben: Kaum ein Thema wird derzeit ebenso kontrovers wie leidenschaftlich in den Medien und gesellschaftlichen Debatten verhandelt. Das Spektrum reicht dabei von „neuer Weiblichkeit“ bis hin zu „Gebärmaschinen“, diskutiert werden „männliche Zwangsdienste am Wickeltisch“ als ein „Windelvolontariat“. Es geht bei diesen Debatten um Bilder von Mütterlichkeit, Väterlichkeit und Aushandlungen von Familienleitbildern.

Gerungen wird darum, wie viel mütterliche Berufstätigkeit eine Familie verträgt, welche Ideale von Mutterschaft sich in der gegenwärtigen bundesrepublikanischen Wirklichkeit realisieren lassen (sollen), um die so genannte Vereinbarkeit von Familie und Beruf und wer sie zu leisten habe etwa bei der Auseinandersetzung um die Regelung zur Elternzeit von Vätern in der Reform des Elterngeldes. Deutlich werden die Problematik und Dringlichkeit dieser neu aufgeworfenen und doch wohlbekannten sozialen (Geschlechter-)Fragen.

An der Thematisierung dieser Fragen ist auffällig, dass sie Lebenswirklichkeiten und Erfahrungen ins öffentliche und politische Rampenlicht rückt, die in Deutschland nach wie vor und überwiegend als ´Privatsache´ gelten. Dies ist nicht ganz neu, hat doch die zweite Frauenbewegung den Komplex Mutterschaft und Familie als eines ihrer Kernthemen politisiert. Sichtbar wird, jenseits aller Bewertungen, Projektionen und Anfeindungen, dass Elternschaft heutzutage eine komplexe Angelegenheit ist. Sie ist durchzogen von historischen Traditionen in nationalstaatlichen Rahmungen, von Unterschieden zwischen Milieus und Schichten, von enormer geschlechterpolitischer Relevanz und – nicht zuletzt – von starker ökonomischer Bedeutung.

Bei diesen Auseinandersetzungen liefern Bilder wesentliche Impulse: Darstellungen von Müttern und Vätern in Werbung, Film, Fernsehserien, Büchern oder Ratgebern sind Bestandteile der sozialen Verhandlungen über Elternschaft. Mediale, auch und womöglich gerade visuelle, Semantiken verweisen darauf, dass seit geraumer Zeit Mutterschaft und Vaterschaft als soziale ´Rollen´ in Bewegung sind: Neue Väter, Super-Nannys, Patchworkfamilien, transnationale Mutterschaft, Raben-mütter usw.; die Liste der zwischen Skandalisierung und Romantisierung changierenden Begriffe, die zur medialen und politischen Thematisierung von Elternschaft derzeit im Umlauf sind, ist lang. Zu diesen „Bilddiskursen“ (Maasen et al 2006) stehen Praxen von Elternschaft, die vielfältig, kreativ, oftmals in sich widersprüchlich und oft schlicht nüchterne Arbeit sind, im Verhältnis. Mutter- und Vaterschaft sind als „alltägliche Lebensführung“ (Jurczyk/Rerrich 1993) dabei immer eingebettet in sozialpolitische und ökonomische (Normalisierungs-)Regime, die ihrerseits derzeit stark im Wandel sind. In der Zusammenschau ist demnach auf die gesellschaftliche (Un)Sichtbarkeit spezifischer Mütter und Väter sowie spezifischer Praxen von Elternschaft zu achten.


Ziel der internationalen Konferenz ist es, Ambivalenzen, Vielfalt, Dynamiken sowie Beharrungsdimensionen von Mutter-, Vater- und Elternschaft in medialen Inszenierungen sowie als Alltagspraxen entlang sozialer, geschlechtlicher, ethnischer und sexualitätsbezogener Differenz und bezogen auf historische Konstellationen sichtbar zu machen und zu diskutieren. Dabei soll an die aktuelle politische Debatte um Geburtenraten, Elternschaft und ´Vereinbarkeit´ von Familie und Beruf angeknüpft werden. Intention ist es, die alarmistischen, bisweilen polemischen oder ideologischen Perspektiven dieser Auseinandersetzung kritisch zu reflektieren und an internationale Fachdiskurse anzuschliessen. Gleichzeitig sollen produktive Dialoge zwischen verschiedenen disziplinären und methodischen Zugängen zum Thema angeregt werden. Dies gilt insbesondere für Kultur-/Medien- und Sozialwissenschaften. Durch die doppelte Annäherung an das Thema Elternschaft – von den medialen (Re) Präsentationen sowie von den individuellen Erfahrungen her – sollen die Wechselwirkungen exemplarisch ausgeleuchtet werden. Weiter entwickelt werden sollen damit auch familienpolitische Diskurse.

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