Institut für Zeitgeschichte – Mittagskolloquium der Reihe Interaktionen (PDF)
Zeit: Do., 28.11.2019, 12.00 Uhr
Ort: Institut für Zeitgeschichte, Universitätscampus, 1090 Wien
Im Jahr 1925 wurde in Wien das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum eröffnet. Direktor war der Ökonom, Soziologe und Philosoph Otto Neurath (1882-1945). Die u.a. von ihm entwickelte „Wiener Methode der Bildstatistik“ hatte das Ziel, mit auf Piktogrammen basierenden Mengenbildern soziale und ökonomische Zusammenhänge aufzuzeigen.
Neben dem aus Deutschland kommenden Künstler Gerd Arntz, auf den die auch heute noch bekannten Piktogramme zurückgehen, war v.a. Marie Reidemeister (1898-1986) eine Schlüsselfigur des bildpädagogischen Teams. Sie war für die Transformation der Zahlen und Daten in Bildentwürfe verantwortlich war.
Reidemeister gehörte auch zu jenem Rumpfteam, das 1934 vor dem Austrofaschismus nach Den Haag floh. Schon kurz darauf hatte sie einen neuen Namen für die Bildsprache gefunden: Isotype (International System of Typographic Picture Education).
Nach der gemeinsamen Flucht aus den Niederlanden im Mai 1940 heirateten Neurath und Reidemeister und gründeten 1942 das Isotype Institute in Oxford. Marie Neurath führte dessen visuelle Erziehungsarbeit nach Otto Neuraths Tod im Dezember 1945 bis 1971 fort.
Günther Sandner ist Research Fellow am Institut Wiener Kreis und lehrt an den Instituten für Politikwissenschaft und für Geschichte der Univ. Wien. Er leitet das Forschungsprojekt Isotype – Entstehung, Entwicklung und Erbe (FWF P 31500) (Web). Aktuelle Publikationen u.a.: Otto Neurath. Eine politische Biographie. Wien: Zsolnay 2014; Rosa und Anna Schapire. Sozialwissenschaft, Kunstgeschichte und Feminismus um 1900. Berlin: AvivA 2017 (gemeinsam hg. mit Burcu Dogramaci); Warum Demokratie Bildung braucht. Wien: Mandelbaum 2019 (gemeinsam hg. mit Boris Ginner).