Klicktipp: 10. August: Internationaler Tag gegen Hexenwahn – am Todestag von Aletta Jacobs (Aussendung)

Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch (MUVS) (Web)

Am 9. August 2022 verschickte das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch in Wien via Email diese Aussendung:

10. August: Internationaler Tag gegen Hexenwahn. ‚Hexen‘ sind mancherorts immer noch schuld an Verhütung und Kindstod

Der 10. August ist heuer ein Mittwoch, auf den ersten Blick kein besonderer Tag. Katholischer Namenstag von Astrid, Erik, Laurentius und Tibor, allesamt Märtyrer. Auch kalendarische Ereignisse lassen sich für diesen Tag finden: Eröffnung des Naturhistorischen Museums in Wien (1889). Eintritt der Raumsonde Magellan in eine Umlaufbahn um die Venus (1990). Einführung einer zweiten Spielklasse zur Fußballsaison 1974.

An einem 10. August starb aber auch die niederländische Ärztin und Feministin Aletta Jacobs (1854-1929). Ihre Beobachtungen und Erlebnisse machten sie zu einer Vorkämpferin für das Recht der Frauen, selbst über die Anzahl ihrer Kinder zu entscheiden. ‚Während meiner Spitalstätigkeit wurde ich Augenzeuge, welche katastrophalen Auswirkungen häufige Schwangerschaften auf das Leben einer Frau haben können. In langen Gesprächen haben mir viele Patientinnen klar gemacht, dass sie weitere Schwangerschaften nicht verhindern können, wenn sexuelle Enthaltsamkeit ihre einzige Verhütungsmöglichkeit ist. Ich habe Tage damit verbracht, nach Lösungen zu suchen.‘ Dafür wurde sie gemobbt, verfolgt, bedroht, doch kamen dieselben Kritiker heimlich zu ihr, um sich in den Methoden der Familienplanung unterweisen zu lassen. Calvinistische Priester wetterten von der Kanzel gegen die Verhütung, brachten aber ihre Frauen in Jacobs Ordination.

Wir haben den Hexenglauben noch nicht überwunden

Rund 100 Jahre später, nämlich am 10. August 2020, wurde der Internationale Tag gegen den Hexenwahn eingeführt, weil Frauen in 41 Ländern der Welt, überwiegend in Afrika, Ozeanien und Lateinamerika, immer noch der Hexerei bezichtigt, gefangen, gefoltert, sogar verbrannt und getötet werden.

Man fühlt sich zurückversetzt in die Zeiten des Buches ‚Der Hexenhammer‘, 1486 vom deutschen Dominikaner, Theologen und Inquisitor Heinrich Kramer veröffentlicht. Zum Beispiel so:

‚Daß die Hexen-Hebammen die Empfängnis im Mutterleibe auf verschiedene Weisen verhindern, auch Fehlgeburten bewirken, und, wenn sie es nicht tun, die Neugeborenen den Dämonen opfern.‘ (S 95)

Oder so: ‚… wie reuige Hexen uns und anderen oft gestanden, indem sie sagten: ‚Niemand schadet dem katholischen Glauben mehr als die Hebammen. Denn wenn sie die Kinder nicht töten, dann tragen sie, gleich als wollten sie etwas besorgen, die Kinder aus der Kammer hinaus, und sie in die Luft hebend, opfern sie dieselben den Dämonen.“ (S. 96) ‚Denn der Teufel weiß, daß solche Kinder vom Eintritt in das himmlische Reich wegen der Strafe der Verdammnis oder der Erbsünde ausgeschlossen werden.‘ (S. 198)

Zwei Jahre zuvor, am 5. Dezember 1484, hatte Papst Innozenz VIII die ‚Hexenbulle‘ unterzeichnet, um Schwangerschaftsverhütung auszuschließen. Er wandte sich gegen ’sehr viele Personen … die … mit ihren Bezauberungen … die Geburten der Weiber umkommen machen und verursachen … daß die [Menschen] nicht zeugen und die Frauen, daß sie nicht empfangen, und die Männer, daß sie denen Weibern, und die Weiber, daß sie denen Männern, die ehelichen Werke nicht leisten können …‘

Anlass zur Ausrufung des Gedenktages ist das Martyrium einer Frau aus Papua-Neuguinea, die am 10. August 2012 von Bewohnern ihres Dorfes als ‚Hexe‘ beschuldigt und tagelang gefoltert wurde. Sie überlebte die schweren Misshandlungen, konnte entkommen und mithilfe der Schweizer Ordensschwester Lorena Jenal in Sicherheit gebracht werden. Um auf die verheerenden Folgen des Hexenwahns aufmerksam zu machen, Expertinnen und Experten zu vernetzen und Aktionen zu bündeln, wählte das Internationale Katholische Missionswerk missio diesen Tag zum Internationalen Tag gegen den Hexenwahn.

Mehr über Aletta Jacobs gibt es auf unseren folgenden Seiten:

https://www.muvs.org/de/themen/pionierinnen/aletta-jacobs-1854-1929/

https://www.muvs.org/de/museum/newsletter/2008-02-01-ein-rebellisches-vorbild-die-frauenrechtlerin-aletta-henriette-jacobs-1854-1929/

Ihr Buch Memories – My life as an international leader in Health, Suffrage, and Peace: https://www.muvs.org/de/bib/document/details/b1262

Zum MUVS

Das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch in Wien 15 wurde 2003 von dem Gynäkologen Christian Fiala gegründet. Es ist das derzeit weltweit einzige Museum, das sich ausschließlich den Schwerpunkten Empfängnisverhütung, Schwangerschaftstests und Schwangerschaftsabbruch widmet.