CfP: un/diszipliniert? Methoden, Theorien und Positionen der Frauen- und Geschlechtergeschichte (Event: Wien, 02/2012); DL: 01.12.2011

—Please find the English version below—

DissertantInnentagung, organisiert von fernetzt – Junges Forschungsnetzwerk Frauen- und Geschlechtergeschichte (Web)

Zeit: 27.–29.02.2012
Ort: Wien
Deadline: 01.12.2011
CfP als PDF

Frauen- und Geschlechtergeschichte hat sich seit ihren Ursprüngen in der Neuen Frauenbewegung zunehmend, vorwiegend aber in den 1980er und 1990er Jahren, zu einem festen Bestandteil der historischen Forschungslandschaft und der universitären Lehre der Geschichte entwickelt. Ihr Ausgangspunkt war die Kritik an dem Ausschluss von Frauen und deren Beitrag zur Gesellschaft aus den (Geschichts-)Wissenschaften. WissenschaftlerInnen der Frauen- und Geschlechtergeschichte setzten es sich zum Ziel, die Geschichtswissenschaft selber – „von den Rändern her“ (Kessel/Signori 2000) – zu reformieren. Neben einem spezifischen thematischen Zugriff sind es vor allem die Quellen und Methoden, die erst gesucht bzw. neu untersucht werden mussten. Dabei zeigt(e) sich immer wieder die Notwendigkeit, die eigenen Methoden zu verändern und neu zu definieren. Von Anfang an war Frauen- und Geschlechtergeschichte als interdisziplinäres Projekt angelegt, bei dem der gesellschaftskritische Anspruch im Vordergrund stand. Als Projekt zur Veränderung der Gesellschaft konnte sich die Analyse von Geschlecht nicht lediglich auf eine Fachrichtung beziehen. Ansätze, die in diesem Zusammenhang entstanden, wurden schon früh in einem transnationalen Kontext diskutiert.

Der kritische Anspruch von Frauen- und Geschlechtergeschichte verlangt es, die eigenen Theorien und Methoden immer wieder in Frage zu stellen und sich diesbezüglich permanent zu repositionieren, sowie immer wieder neue Fragestellungen an neue (und altbekannte) Quellen anzulegen: Über diesen Anspruch und Möglichkeiten zu seiner Umsetzung zu diskutieren ist die zentrale Fragestellung für die DissertantInnen-Tagung.

Ziel ist es zudem, zu einer Neupositionierung der (jungen) europäischen Forschung zur Frauen- und Geschlechtergeschichte beizutragen, indem WissenschaftlerInnen am Anfang ihrer Karriere eine Plattform für den fachlichen Austausch geboten werden soll. Dabei soll unter anderem auch der transnationale Vergleich theoretischer und methodologischer Ansätze angeregt werden.

Vor allem sieben zentrale Punkte werden zur Diskussion gestellt:

  1. Welche Methoden eignen sich für welche frauen- und geschlechtergeschichtlichen Fragestellungen?
  2. Wie und mit welchen Methoden werden (neue) Quellen verwendet und analysiert?
  3. Welche Rolle spielt Interdisziplinarität in der geschlechtergeschichtlichen Forschung? Inwieweit werden Methoden anderer Disziplinen verwendet und wie werden sie den Anforderungen der Frauen- und Geschlechtergeschichte angepasst? Wie verändert der interdisziplinäre Zugang die hier betriebene Geschichtswissenschaft?
  4. Welche Verbindungen gibt es in der aktuellen Forschung zwischen den Gender bzw. Queer-Studies und der Frauen- und Geschlechtergeschichte?
  5. Wie beeinflussen nationale Traditionen der Geschichtsschreibung in diesem Kontext betriebene frauen- und geschlechtergeschichtliche Forschungen? Welche Konsequenzen hat dies für die eigene Forschung? Inwiefern können wir von anderen Forschungstraditionen lernen und wo gibt es Hindernisse im Transfer?
  6. Wie gehen theoretische Grundannahmen der Frauen- und Geschlechtergeschichte, wie etwa jene des Geschlechts, in historische Forschungen ein und – umgekehrt – wie verändern diese Forschungen die feministischen Theoriebildungen?
  7. Wie binden wir die Verwobenheit von Geschlecht mit anderen Ungleichheitsverhältnissen und/oder Faktoren, die Ungleichheit generieren (wie Rassismus, Klasse/soziale Schicht sowie Alter, Religion, …) in unsere Arbeiten ein?

Der offene thematische Rahmen der Tagung, der seinen Schwerpunkt auf Methodenfragen setzt, möchte so ForscherInnen aller Bereiche der Frauen- und Geschlechtergeschichte ansprechen. Aber auch NachwuchswissenschaftlerInnen aus verwandten Disziplinen, deren Arbeiten sich dem Bereich zuordnen lassen bzw. die sich einer fruchtbaren Diskussion im Rahmen der Tagung stellen wollen, sind eingeladen, sich zu bewerben. Angestrebt wird ein internationales Podium, das die Breite und Vielfalt der europäischen Frauen- und Geschlechtergeschichte zeigt und die Diskussion aus nationalgeschichtlichen Zusammenhängen lösen kann. Wir hoffen, die Reise- und Aufenthaltskosten (zum Teil) refundieren zu können, eine Förderung dafür ist beantragt. Als Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch vorgesehen. Die Tagung wird veranstaltet von „fernetzt – Junges Forschungsnetzwerk Frauen- und Geschlechtergeschichte“ (fernetzt.univie.ac.at) und findet an der Universität Wien statt. Die Initiative „fernetzt“ und die DissertantInnentagung entstanden im Umfeld und wird unterstützt von der Forschungsplattform „Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte“.

Bitte reichen Sie Ihre Bewerbungen mit einem aussagekräftigen Abstract von 1 bis 2 Seiten und einer kurzen Beschreibung des wissenschaftlichen Werdeganges (CV) bis zum 01.12.2011 an info.fernetzt@univie.ac.at ein.

Conference for doctoral candidates
„Un/disciplined? Research Methods, Theories and Standpoints of Women’s and Gender History“

Venue: Vienna
Time February 27th–29th, 2012
Deadline: December 1st, 2011
CfP/PDF

Since its initiation in the context of the New Women’s Movements, but particularly during the 1980s and 1990s, Women’s and Gender History has increasingly become established as an integral part of historical research and academic teaching. It was based on the criticism of women’s exclusion from the (historical) sciences and the non-recognition of their contribution to society. Women’s and Gender Historians aimed to reform historical science itself „from the margins“ (Kessel/Signori 2000). This goal included searching for appropriate sources as well as research methods and new ways of source analysis. From the beginning, Women’s and Gender History was conceptualized as an interdisciplinary project. With changes to society as its aim, the analysis of gender could not exclusively focus on one field of study. Aspirations of societal change were accompanied by the demand to challenge theories and research methods again and again. Furthermore, this perspective led researchers to pose new questions to both new and well-known sources. Research techniques and theoretical approaches that developed in this context were soon debated on a transnational level. This conference aims to discuss such aspirations and the opportunities to put them into practice.
By offering young scientists at the beginning of their academic careers a forum for scientific exchange, the conference is intended to contribute to a repositioning of (young) academic research in the area of Women’s and Gender History. Furthermore, the transnational comparison of theoretical approaches and research techniques is meant to be stimulated.

Seven central questions should especially be discussed at the workshop:

  1. What methods are applicable for research in Women’s and Gender History?
  2. How and with what research methods are (new) sources analysed?
  3. What role does interdisciplinarity play in research in Gender History? To what extent are methods of other disciplines applied and how are they adapted to the demands of Women’s and Gender History? How do how interdisciplinary approaches alter historical research?
  4. What links exist between Gender or Queer Studies and Women’s and Gender History?
  5. How do national historiographic traditions influence research in Women’s and Gender History? What consequences does this have on our own research? How can we benefit from research traditions of other countries? Where do we face obstacles in transferring them to our research contexts?
  6. How are theoretical concepts of Women’s and Gender History – such as those about gender – integrated into historical research and how does research alter feminist theory? What instruments are there for correcting presuppositions?
  7. How do we integrate into our analysis the fact that gender relations intersect other social relations or factors that generate inequality (e.g. race, class, age or religion)?

By focussing on research approaches rather than specific fields of research, doctoral candidates in all areas of Women’s and Gender History are addressed. Young scientists of neighbouring disciplines whose work is related to Women’s and Gender History are also invited to apply. We aim to achieve an international podium which reflects the variety of European Women’s and Gender History and which can detach the debate from the constrictions of national contexts. The conference will take place at the University of Vienna, the conference languages will be German and English. We hope to be able to (partly) reimburse travel and accommodation costs; funding has been applied for.

Applicants should send an abstract of 1-2 pages and a short description of their scientific history (CV) until December 1st, 2011 at the latest to info@fernetzt.univie.ac.at.

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