Frauen und Film; Dagmar Brunow (Linnéuniversität) und Katharina Müller (Univ. Wien) (Web)
Einreichfrist: 01.09.2023
Die Archiv-Diskussionen seit den 1980er-Jahren waren gerade für die feministische Filmtheorie und Geschichtsschreibung von entscheidender Bedeutung: Die (Wieder-)Entdeckung der Filmarbeit von Frauen in der Filmgeschichte führte zu Neuformulierungen theoretischer Positionen. Zugleich stellten sich auch Fragen nach dem Status zeitgenössischer Filmarbeit seit der zweiten Frauenbewegung: Wie prekär ist der Status der vorhandenen Kopien von oftmals auf 16mm produzierten Filmen von Frauen? Sind diese Filme, die zum Teil die Theoriebildung beeinflusst haben, überhaupt noch auffindbar bzw. zu projizieren? Wer – wenn überhaupt – kümmert sich um deren Restaurierung und Bewahrung, wenn im Fokus weitgehend die „Meisterwerke“ männlicher Regisseure stehen? Hinzu kommt die unsichere Situation des Filmerbes der Filmkulturen des globalen Südens, die wiederum dazu einlädt, Filmgeschichtsschreibung anders zu denken.
Diese Ausgabe von Frauen und Film nimmt Filmkultur in Bezug auf Archivierung in den Blick. Mit Fokus auf archivarischen Praxen des Sammelns, Katalogisierens und Kuratierens laden die Herausgeberinnen ein, sich in künstlerischen, literarischen, essayistischen oder wissenschaftlichen Beiträgen mit archivarischen Praxen aus queer/feministischer Perspektive auseinanderzusetzen.
In diesem Heft geht es weniger um eine reine Präsentation einzelner Projekte, sondern der Schwerpunkt liegt auf einer forschenden Perspektive in Bezug auf die Potentiale und Möglichkeiten des audiovisuellen Archivierens und seinen Herausforderungen. In welcher Absicht wird archiviert oder könnte archiviert werden? In welchem Verständnis von Archiv und archivarischer Praxis – vom Archiv als physischer Ort bis hin zu radikal subjektiven Vorstellungen eines radikalen Körperarchivs – werden welche Bestände angelegt oder Geschichte(n) gesammelt, verzeichnet und aufbereitet? Mit welchen Versprechen, Konsequenzen oder Risiken geht die Praxis des Archivierens einher?
Sammeln: Die Herausgeberinnen interessieren feministische und queerfeministische Praxen des Sammelns und ihre Kontexte vom Museum bis hin zum Grassroot-Archiv, von der Privatsammlung bis hin zu kollektiven Formen: Wie werden Filme und Videos gesammelt, zu welchem Zweck und mit welcher Perspektive? Welche Ethiken des Sammelns kommen zur Anwendung, welche stehen noch aus? Wo landen die Sammlungen von Filmemacherinnen, Videokünstlerinnen, Drehbuchautorinnen, Kamerafrauen, Kostümbildnerinnen und … weiterlesen und Quelle (Web).