Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart; Evangelische Akademie Bad Boll; Studienzentrum der EKD für Genderfragen; Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg; Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim (Web)
Zeit: 21.-23.11.2024
Ort: Stuttgart
Einreichfrist: 03.04.2024
Lange haben die katholische und die evangelische Kirche alle Lebensformen jenseits der Heteronormativität verurteilt und LGBTQI⁎ in christlicher Lehre wie kirchlicher Praxis marginalisiert und diskriminiert. Momentan vollzieht sich jedoch ein vorsichtiger Umbruch: Auf unterschiedliche Weisen und in verschiedenen Geschwindigkeiten öffnen sich die Kirchen zunehmend für queere Menschen. In dieser Situation will die Tagung durch historische und theologische Rückschau und Bestandsaufnahme einen Beitrag zu den Diskussionen um eine weitere Öffnung leisten.
Im Zentrum soll die Frage nach dem Verhältnis zwischen queeren Menschen und den beiden großen christlichen Kirchen, zwischen „Homosexualität“, „Geschlechterdiversität“ und Theologie stehen. Der Schwerpunkt soll dabei auf Deutschland im 20. Jhd. liegen; als Beginn des Untersuchungszeitraums wird die Gründung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees im Jahr 1897 als weltweit erster Homosexuellenorganisation angesetzt, die unmittelbar Gegenreaktionen der Kirchen und Sittlichkeitsvereine hervorrief und das Thema damit öffentlich sichtbarer machte.
Durch ihre politische und gesellschaftliche Wirkmächtigkeit hatten die Kirchen restriktiven Einfluss auf die Lebenswelten homo- und bisexueller Männer wie Frauen, trans⁎ Menschen und selbst die Lebenswelten Heterosexueller, die kein der kirchlichen Norm entsprechendes Beziehungs- und Liebesleben führten. In den 1950er Jahren etwa war es die katholische Kirche und hier insbesondere der „Volkswartbund“, der in seinen Streitschriften in heute kaum noch vorstellbarer Art und Weise gegen Angehörige sexueller Minderheiten und nicht-heteronormative Lebensweisen – speziell homosexuelle Männer – hetzte. Doch die Kirchen waren es auch, die über Moraltheologie, Seelsorge oder im Zuge der Debatte um die Reform des Sexualstrafrechts Themen wie andere Lebensmodelle oder Homosexualität aufgreifen konnten. Kirchliche Institutionen und Akteur:innen stießen Liberalisierungsdebatten Continue reading