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Tagung: (Anti-)Feminismus in Bewegung(en), 08.12.2023, Freiburg i. Br. und virtueller Raum

Regionaltreffen Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung (Web)

Zeit: 08.12.2023, 10.00-15.30 Uhr
Ort: Freiburg im Breisgau und virtueller Raum
Anmeldung bis: 30.11.2023

Programm (PDF)

  • Begrüßung: Miriam Bräuer-Viereck und  Anna Sator
  • Ulrike Klöppel (Heidelberg): Relationale Autonomie. Feministische Therapie und politische Subjektivierung in den 1980er Jahren
  • Sarah Probst (Fribourg): Feminismusgeschichte als Mikrogeschichte. Frauenräume in Solothurn, 1970er bis 1990er Jahre
  • Rebekka Blum (Freiburg i. Br.): Auf die Plätze – Über strukturellen und bewegungsförmigen Antifeminismus in Westdeutschland zwischen 1945-1990
  • Moderation: Sylvia Paletschek, Miriam Bräuer-Viereck und Anna Sator
  • Organisatorisches
  • Gemeinsamer Ausklang

Kontakt: AKHFG SÜD, Koordinatorinnen: Miriam Bräuer-Viereck und Anna Sator, E-Mail: sued@akhfg.de, Website: (Link)

Die Veranstalterinnen bitten um Anmeldung bis zum 30.11.2023 an sued@akhfg.de unter der Angabe, ob Sie in Präsenz oder online teilnehmen werden.

Quelle: HSozuKult

Klicktipp: Film: Hitlerputsch 1923. Das Tagebuch der Paula Schlier, online ab 08.11.2023, Ausstrahlung am 15.11.2023 | Podcastreihe: Petras Aufzeichnungen

Bayerischer Rundfunk und Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Univ. Innsbruck (Web)

Kennen Sie Paula Schlier? Sie war 1899 geboren worden, lebte in Bayern – und hatte Anfang der 1920er-Jahre bereits Zeitungsartikel gegen die NSDAPA publiziert, als sie sich in das NS-Kampfblatt „Völkischer Beobachter“ einschlich. Getarnt als Sekretärin schrieb die damals 24-Jährige auf, was sie erlebte. Dazu gehörte auch der Putschversuch im November 1923 in München. Ihren tagebuchartigen Bericht über die Ereignisse veröffentlichte sie in ihrem literarischen Erstlingswerk „Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit“, das 1926 im Brenner-Verlag in Innsbruck erschien. Das Buch wurde damals gefeiert als „Ausdruck einer neuen Sachlichkeit“ und als mutiges Statement gegen die sich nach rechts radikalisierende Welt. 2018 neu aufgelegt, ist es 2023 auch als Taschenbuch erschienen. Paula Schliers Nachlass wird im Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Univ. Innsbruck aufbewahrt.
Zum 100. Jahrestag des sogenannten „Hitler-Putsches“ (auch „Hitler-Ludendorff-Putsches“) am 8./9.11.2023 hat der Bayerische Rundfunk einen Film und eine Podcastreihe produziert, in dem Paula Schlier im Mittelpunkt steht.

Film: „Hitlerputsch 1923. Das Tagebuch der Paula Schlier“ von Oliver Halmburger

  • mit Lea van Acken als Paula Schlier, Loopfilm München 2023
  • Ausstrahlung: 15.11.2023 um 22.00 Uhr im BR Fernsehen, Trailer (Web)
  • Film in der ARD Mediathek: ab 08.11.2023 (in den „DACH-Ländern“) (Web)
  • Presseaussendung des Bayerischen Rundfunks (Web)
  • Ankündigung in der „Jüdischen Allgemeinen“ (Web)

Podcastreihe zu Paula Schlier: „Petras Aufzeichnungen“ von Paula Lochte

Vortrag: Martina Kopf: Wangari Maathai und ökofeministisches Denken in Kenia, 21.11.2023, Wien und virtueller Raum

Referat Genderforschung der Univ. Wien – RGF: Ringvorlesung „Kulturelle Pluralität in Feminismus sichtbar machen“, WiSe 2023/24 (Web)

Zeit: 21.11.2023, 18.30 Uhr
Ort: Universität Wien und virtueller Raum

In „Decolonization and Afro-Feminism“ (2020) schlägt Sylvia Tamale, feministische Aktivistin und Theoretikerin aus Uganda, afrikanischen Ökofeminismus als eine besondere Form der Intersektionalität vor, welche die Verbindung zwischen Gendergerechtigkeit, sozialer und ökologischer Gerechtigkeit in den Vordergrund stellt. Der Begriff „Ökofeminismus“ geht auf die französische Philosophin und Aktivistin Françoise d’Eaubonne zurück. Sie war in der westlichen Frauenbewegung der 1970er Jahre eine der ersten, welche konsequent Zusammenhänge zwischen der patriarchalen Unterdrückung der Frau als Subjekt und der Natur als Lebensraum benannte. Tamale schlägt jedoch eine andere Genealogie des afrikanischen Ökofeminismus vor, die sich auf kommunale Werte, Glaubenssysteme, landwirtschaftliches Wissen und ökologisches Verhalten beruft, nach denen afrikanische Gesellschaften organisiert waren: „Women in the global South may not have self-identified as ‚ecofeminists,‘ but they have a long history of ecological consciousness and moral obligation towards future generations.“
Eine, die diesen Ansatz verkörperte, war die kenianische Naturwissenschaftlerin, Umweltaktivistin und Parlamentarierin Wangari Maathai, die 2004 für das von ihr gegründete „Green Belt Movement“ mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Sie verband in ihrem Denken und Handeln den Kampf gegen die Kapitalisierung und Zerstörung von Wald mit Feminismus, dem Kampf für Demokratisierung, kulturelle Dekolonisierung und ökonomische Rechte und gilt heute als Wegbereiterin eines dekolonialen, intersektionalen Ökofeminismus im afrikanischen Kontext und darüber hinaus. In diesem Vortrag wird auf Verbindungen von Umweltbewusstsein, Feminismus und politischem Kampf in Maathais Autobiographie „Unbowed: A Memoir“ eingegangen und sie im Licht anderer wegweisender feministischer Denkerinnen in Kenia bzw. der Diaspora gelesen, insbesondere in Bezug darauf, welche Bedeutung kulturelles Wissen und feministische Vorbilder aus der eigenen Geschichte in ihrem Denken haben. Continue reading

Buchpräsentation: Katarzyna Nowak: Kingdom of Barracks. Polish Displaced Persons in Allied-Occupied Germany and Austria, 15.11.2023, Wien

Fachbereichsbibliothek (FB) Zeitgeschichte der Univ. Wien; Veranstaltungsreihe *at the Library (Web)

Zeit: Mi., 15.11.2023, 18.30 Uhr
Ort: FB Zeitgeschichte, Univ. Campus, 1090 Wien

Programm

  • Einleitung: Markus Stumpf | Leiter der FB Zeitgeschichte, Univ. Wien und Kerstin von Lingen | Institut für Zeitgeschichte, Univ. Wien
  • Zum Buch: Katarzyna Nowak | Institut für Zeitgeschichte
  • Podiumsdiskussion: Katarzyna Nowak, Kerstin von Lingen und Jannis Panagiotidis (Forschungszentrum für die Geschichte von Transformationen, Univ. Wien)
  • Brot und Wein

After World War II displaced more than sixty million people, Cold War politics opened global eyes and wallets to European displaced persons. The postwar experiences of more than three million forcibly displaced Polish people illuminate the painfully long process of reckoning with war and its fallout. Drawing on rich primary material unearthed in over a dozen archives, Kingdom of Barracks depicts the texture of everyday life in refugee camps in post-World War II Europe within a panorama of the social and cultural history of the twentieth century. Western Allies and Polish social elites construed the camps as spaces for rehabilitating and „re-civilizing“ refugees to prepare them for the reconstruction of war-torn countries and a rebirth of the nation. On the ground, refugees lived in close proximity, sharing bug-infested barracks with people from other regions, social classes, and wartime experiences.
Taking a bottom-up perspective and exploring the formation of cultural identity in exile through the lenses of class, gender, body, and nationality, Katarzyna Nowak argues that Polish DPs‘ experiences of displacement stimulated a personal and a collective revival understood in religious and national terms. In an age of intensifying forced displacement, Kingdom of Barracks sheds new light on past experiences of war and migration that are still deeply relevant in the present. Continue reading

Tagung: Unterstützende Praktiken? Briefe an Aktivist/innen sozialer Bewegungen, 27.11.2023, Wien

Institut für Zeitgeschichte der Univ. Wien; Clara-Anna Egger, Dóra Fedeles-Czeferner und Corinna Oesch (Web)

Zeit: 27.11.2023, 08:45-16:45 Uhr
Ort: Campus der Univ. Wien, Alte Kapelle 2.8, Spitalg. 2-4, 1090 Wien
Anmeldung an: event.zeitgeschichte@univie.ac.at

Diese Tagung geht der Frage nach einer bislang vernachlässigten Quelle zur Erforschung sozialer Bewegungen nach: Briefe an prominente Aktivist:innen von ihnen bislang unbekannten Menschen. Derartige Briefe finden sich in den Jahrzehnten um 1900 in Nachlässen von bekannten Aktivistinnen der Frauenbewegung. Gibt es diese kommunikative Praxis auch in anderen sozialen Bewegungen? Wenn ja, wo liegen die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen dieser Praktik in diversen sozialen Bewegungen der Moderne bis zur Gegenwart?

Programm (PDF)

  • 08:45: Welcoming Remarks: Birgitta Bader-Zaar
  • 08:55: Opening Presentation: Corinna Oesch: Letters to Prominent Activists – A Comparative Perspective on Social Movements

09:20: Panel 1: Letters to Women’s Movements’ Activists

  • Dóra Fedeles-Czeferner: ‘Do not think my dear Madame, that I do not know you’: Letters to Rosika Schwimmer, 1896–1948
  • Alison M. Parker: Exploring Epistolary Relationships: Black Women’s Letters to Mary Church Terrell, 1880–1920
  • Clara-Anna Egger: Asking for Support: Letters to Women Pacifists, 1919–1939
  • Discussion; Chair: Amelie Herzog

11:20: Panel 2: Letters to Labour and Socialist Activists

  • Tabea Herzog: Of Comrades and Contraception. Letters to Socialist and Doctor Fritz Brupbacher in the Swiss Labour Movement around 1900 Continue reading

Tagung: Geschlechterdimensionen in Geschichte und Geschichtsforschung (zu) Sozialer Arbeit, 22.-24.02.2024, Wiesbaden

Tagung der AG Historische Sozialpädagogik/Soziale Arbeit (Web)

Zeit: 22.-24.02.2024
Ort: Hochschule RheinMain, Wiesbaden
Anmeldung bis: 01.02.2024

Programm (PDF)

Sektionen

  • Kontroversen und Ermächtigung: Protagonistinnen der frühen Sozialen Arbeit
  • Sexualisierungen, Akteur*innen und Adressat*innen Sozialer Arbeit von der Weimarer Republik bis in die frühe BRD
  • Nächstenliebe als Transformationskraft. Religiöse Verortungen geschlechtsbezogenen Handelns in Sozialer Arbeit und Gemeinwesenarbeit
  • „Sand and Stars“ – Social Work, Gender and Jewish History as reflected in Siddy Wronsky’s hidden novel
  • (Un)Writing gender: Geschlechterdimensionen in historischen Zeitschriftenquellen der (frühen) Sozialen Arbeit
  • Institutionen und Programmatik der Ausbildung von „Volkspflegerinnen“ im NS
  • Frühe Professionalisierung der Sozialen Arbeit – Sozialpolitische und pädagogische Perspektiven
  • Geschlechtergeschichte Sozialer Arbeit im Spiegel unterschiedlicher Quellen und Forschungszugänge
  • Aspekte jüdischen Kulturerbes: Jüdische Sozialarbeit unter dem Blickwinkel der Geschlechterfrage
  • Sozialpädagoginnen im Exil
  • Komplexe Verstrickungen und das Ringen um Agency: Akteur*innen in der (Ausbildungs-)Geschichte Sozialer Arbeit quer zu den Zeiten
  • Vergeschlechtlichte Jugendhilfe – Erkenntnisse aus Forschungen zur DDR und der Fürsorgeerziehung in Österreich Continue reading

Festtagung: Land und heute. Zwei Jahrzehnte Institut und Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes, 23.-24.11.2023, St. Pölten

Institut für Geschichte des ländlichen Raumes (IGLR) (Web)

Zeit: 23.-24.11.2023
Ort: NÖ Landhaus, Landhauspl. 1, Haus 1a, St. Pölten
Anmeldung: bis 15.11.2023

Das IGLR nahm 2002 seine Tätigkeit auf und bereits im folgenden Jahr wurde das Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes (JGLR) als Projekt gestartet (Web). Mit dem Jahrbuch gelang es von Beginn an, das neue Institut in den internationalen wissenschaftlichen Diskurs einzubringen. Das Institut blickt heute auf eine lange Reihe von Aktivitäten zurück: in den Bereichen Archivierung und Erschließung, Grundlagenforschung, Wissenschaftskommunikation und Wissensvermittlung an ein breites Publikum. All diesen Tätigkeiten zugrunde liegt das Ziel einer geschichtswissenschaftlichen Vermessung des ländlichen Raumes, seiner Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Die Mitarbeiter:innen verwenden historisch-anthropologische Zugriffe ebenso wie komplexe statistische Verfahren. Sie forschen regional, transregional und international. Sie pflegen dabei Vernetzungen in ganz Europa und darüber hinaus. (Web)

Programm (PDF)

Abendveranstaltung: Ins Land reinschauen

  • Ernst Bruckmüller (Gründungsleiter des IGLR): Die Wiener Landwirtschaftsgesellschaft in ihren inter- und überregionalen Vernetzungen
  • Filmpräsentation: Brigitte Semanek (IGLR): Mit der Kamera durchs Land. Schmalfilmszenarien aus „Niederösterreich privat“
  • Empfang der Landeshauptfrau

Sektionen

  • Agrargeschichte schreiben – und vieles mehr. Reflexionen zu 20 Bänden JGLR
  • Geschichte und Gegenwart ländlicher Räume erforschen – Paradigmen und Perspektiven
  • Attraktiv oder abgehängt? Ländliche Räume in der (Post)Moderne Continue reading

Workshop: Ausbildungswege, Verfolgungspraktiken und Diskriminierung – Polizistinnen in Deutschland in historischer Perspektive, 09.-10.11.2023, Berlin

Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin in Koop. mit der HU Berlin und der Univ. des Saarlandes  (Web)

Zeit: 09.-10.11.2023
Ort: Berlin

Der Workshop bündelt laufende Forschungen zur Geschichte der Arbeit von Frauen bei der Polizei in historischer Perspektive. Besondere Schwerpunkte liegen auf Ausbildungswegen, Verfolgungspraktiken und Formen der Diskriminierung.

Programm

Do., 09.11.2023

14:15 Uhr: Anfänge der weiblichen Polizei

  • Christa Paulini (HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen): Soziale Arbeit als Eignungsberuf für Frauen
  • Eric J. Engstrom (HU Berlin): Verpolizeilichung der ‚freiwilligen Liebestätigkeit’? Die Praxis der Polizeiaufsicht in Berlin vor dem Ersten Weltkrieg
  • Elisabeth Janik-Freis (TU Berlin): Der Völkerbund und die weibliche Polizei: Einblicke in die Praxis zwischen Ost und West
  • Chair: Laurens Schlicht (Univ. des Saarlandes)

16:00 Uhr: Arbeitsfelder und Verfolgungspraktiken

  • Verena Meier (Univ. Heidelberg): Die Rolle der Weiblichen Kriminalpolizei bei der Verfolgung von Sinti:zze und Rom:nja
  • Sarah Frenking (Univ. Erfurt/Centre Marc Bloch): Deviante Mobilität. Zur kriminalpolizeilichen Bekämpfung des ‚internationalen Mädchenhandels‘ im NS Continue reading

Buchpräsentation und Gespräch: Jörg Zedler und Irene Messinger: Schreiben ins Exil. Briefe der Wiener Jüdin Ella Wenger 1938-1942, 09.11.2023, Wien

Fachbereichsbibliothek (FB) Zeitgeschichte der Univ. Wien; Veranstaltungsreihe *at the Library (Web)

Zeit: 09.11.2023, 18.30 Uhr
Ort: FB Zeitgeschichte, Univ. Campus, 1090 Wien

Programm (PDF)

  • Begrüßung: Markus Stumpf | Leiter der FB Zeitgeschichte und Bertrand Perz | Institut für Zeitgeschichte, Univ. Wien
  • Zum Buch: Jörg Zedler | Ludwig-Maximilians-Univ. München
  • Gespräch mit Irene Messinger | FH Campus Wien und Univ. Wien
  • Im Anschluss wird zu einem Glas Wein geladen

Die als Edition vorgelegten Briefe Ella Wengers offenbaren praktisch alle Facetten, die das Leben jüdischer Bürger:innen in Wien unter den Bedingungen des NS in den Jahren zwischen Anschluss (1938) und dem Beginn der ‚Endlösung‘ 1942 ausgemacht haben: Ausgrenzung und Drangsalierung, Diskriminierung und Entrechtung, den Verlust von Arbeit, Eigentum und Wohnung, das Zusammendrängen auf immer weniger Wohnraum, Verzweiflung und Suizid, schließlich die Deportationen; aber auch die Bemühungen um Selbstbehauptung und Flucht.
Die Nachrichten der rund 70jährigen Frau an ihre bereits emigrierte Familie zeigen, wie das Leben der jüdischen Bevölkerung Wiens zunehmend abgeschnürt wurde; sie zeigen aber auch den Mut und die Lebensbejahung, mit der sich die Schreiberin gegen die immer hoffnungslosere Lage stemmt. Ihre Funktion als Drehscheibe von Auskünften, als Maklerin zwischen Emigrierten, denen, die auf dem Sprung waren und jenen, die zurückblieben, war mehr als familiäre Fürsorge – es war der Versuch, Reste der materiellen Lebensgrundlage zu retten, Informationen zu vermitteln, Beziehungen zu aktivieren und soziale Kontakte zu erhalten. Die Welt, die sie beschreibt, geht weit über die Beziehung von Mutter und Tochter hinaus: Weil die Nationalsozialisten den Alltag politisierten, wurde das Alltägliche politisch. Familiäre Fürsorge und politisches Tun verschmolzen, mitunter bis zur Ununterscheidbarkeit.

Jörg Zedler ist habilitierter Historiker und vertritt im Wintersemester 2023/24 die Professur für Neuere und Neueste Geschichte an der LMU München. Nach Lehramts- und Magisterstudium an den Universitäten Erlangen-Nürnberg und München sowie Tätigkeiten im Ausstellungswesen – u.a. war er für die zweite Wehrmachtsausstellung in München zuständig – wurde er 2012 an der LMU mit einer Arbeit über Bayern und den Vatikan bis 1934 promoviert und hat sich 2019 an der Universität Regensburg mit einer über Monarchenbegräbnisse in Bayern und Belgien (1825–1935) habilitierte. Mit Bezug auf den NS veröffentlichte er u.a. Beiträge zu Rektoratsreden im NS sowie zum juristischen Umgang und der Wahrnehmung von Holocaust-Tätern in der frühen Bundesrepublik Deutschland. Continue reading

Vortrag: Katharina Seibert: Who cares? Frauen und Männer im spanischen Bürgerkrieg, 21.11.2023, Wien

Geh Denken! Veranstaltungsreihe des Vereins GEDENKDIENST im Wintersemester 2023/24 (PDF)

Zeit: 21.11.2023, 19:00 Uhr
Ort: Depot – Kunst und Diskussion, Breite Gasse 3, 1070 Wien

Hunderte Kilometer voneinander entfernt verabschiedeten zwei Väter im Sommer 1936 ihre Töchter mit ähnlichen Worten in den spanischen Bürgerkrieg: Sie selbst seien zu alt, könnten nicht mehr kämpfen, sollten doch ihre Töchter sich freiwillig melden. Beide wurden Kriegskrankenpflegerinnen, die eine für die franquistische Armee, die andere für die Volksarmee der Zweiten Republik Spaniens. Erstere verstand sich als Katholikin, Karlistin, konservativ und strebte eine Karriere als Ehefrau und Mutter an. Zweitere war Sozialistin und träumte vom Medizinstudium.
Ihre Biografien spiegeln paradigmatisch die spanische Gesellschaft und ihre Krisen in den 1930er und 1940er Jahren: Von der Gründung der Republik, die sich moderner Familien- und Geschlechterpolitik verschrieb, zu einem Bürgerkrieg und schließlich einer ultranationalistischen Diktatur, die komplementäre Geschlechterrollen propagierte. Fragen zum Verhältnis von Staat und Gesellschaft wurden so in einer bis dahin ungekannten Intensität aufgeworfen und verhandelt. Die Geschichten dieser beiden Frauen stehen jedoch auch exemplarisch für die größeren Trends der europäischen Zwischenkriegszeit. Denn nicht nur Spanien stand am Scheideweg, Europa auch.

Katharina Seibert ist Historikerin an der Univ. Tübingen. Der Vortrag beruht auf ihrer Dissertation „Who cares? negotiating society and gender at Spain‘s sickbeds during the 1930s and 1940s“, die sie als PraeDoc-Assistentin am Institut für Zeitgeschichte der Univ. Wien geschrieben hat. (Web)

Quelle: Newsletter des Instituts für Zeitgeschichte