Bernhardine Alma (geb. 1895) leistete seit 1915 Kriegshilfsdienst im Roten Kreuz. Inzwischen hatte sie dabei die Leitung einer kleineren Gruppe Helferinnen inne. Ihre Aufgabe bestand darin, Listen von vermissten, verwundeten oder getöteten Soldaten abzuschreiben. Die weltpolitischen Ereignisse im Februar 1917 hatten auch direkte Auswirkungen auf diese Tätigkeit. Wegen weniger eingegangener Meldungen aus Russland bekam die junge Wienerin Urlaub. Daneben dokumentierte sie in ihren Tagebucheinträgen dieser Wochen die allgemeine Ungewissheit über die Kriegsereignisse, die permanenten Herausforderungen, Lebensmittel zu bekommen sowie ihre persönliche Sorge um ihren Geliebten. Er war wieder zum Frontdienst eingezogen worden und sein Aufenthaltsort bisher unbekannt.
7. II. 1918, Donnerstag abends
[…] Dienstag waren der Sektionschef und -in [ein Vorgesetzter im Roten Kreuz und dessen Frau] im R. K. und beide sehr nett gegen mich; wir haben bis zum 21. d. [des Monats] frei, weil nichts aus Rußland kommt. Ich war noch gestern nach dem Zahnarzt dort, meine Sachen fertig machen und hab nun 14 Tage frei. Was sein wird, bis ich wieder ins R. K. gehe? Marius [der jüngere Bruder, geb. 1902] hat eine rührende Freude über meinen Urlaub gehabt, ebenso freut er sich, weil ich mit ihm Samstag zu einem Lessing Vortrag gehe. […]
Sonntag abends, 10. II. 18
[…] Gestern Nachts um 2 Uhr wurde der Friede mit der Ukraine unterzeichnet – wenigstens ein Anfang – wirklich ein Friedensschluß wenigstens – bei Gott liegt das andere!
Fretiag war ich beim Zahnarzt; er hat eine wirklich gute schmerzlose Behandlung.
11. Februar 18, noch nicht abends
„Der Friede kann kommen über Nacht!“
Auch mit Großrußland (mit ganz Rußland) wurde der Friede geschlossen – es ist kaum denkbar – Gott ist unendlich gut! Wenn Gott ihn auch nur weiter schützen möchte! [Vermutlich den Geliebten Jaro G., den die Schreiberin im Rahmen ihrer Besuche von verwundeten Soldaten in einem Wiener Spital kennen gelernt hatte.] – Mit Rußland ist Friede (ist das nicht wundervoll?) aber an anderen Fronten kann ihm was (ich muß oft unterbrechen, der Marie [dem Dienstmädchen] beim Schlafzimmer gründlich machen helfen) geschehen – könnte, aber Gott möge sich seiner erbarmen. –
Und das Wetter ist so schön – so geschaffen für diese süßen Friedensnachrichten. Continue reading