Konferenz: Politische Partizipation von Frauen im 20. Jahrhundert. Parlamentarierinnen in Westfalen und im Rheinland, 05.12.2008, Münster

LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster
Zeit: 05.12.2008
Ort: Landeshaus – Sitzungssaal der Landschaftsversammlung -, Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48147 Münster
Deadline/Anmeldung: 14.11.2008
Anlässlich der im Jahre 2008 stattfindenden Jubiläen zur Reform des preußischen Vereinsrechts (1908) und der Einführung des Frauenwahlrechts im Deutschen Reich (1918) möchte sich die geplante Tagung des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte mit der Frage beschäftigen, auf welche Weise sich Politikkarrieren von Frauen in der Region Westfalen im 20. Jahrhundert gestalteten.
Seit Anbeginn gehörte das Thema politische Partizipation zu der bedeutsamsten Forderung der in konfessionellen, berufsbezogenen, karitativen und Bildungs-Vereinen organisierten Frauenbewegungen. Der Begriff ‚Partizipation’ umfasste hierbei stets alle Verhaltensweisen von Bürgerinnen, die allein oder in einer Gruppe Einfluss auf allen Ebenen des politisch-gesellschaftlichen Systems ausübten, sowohl innerhalb des konventionell-politischen Bereichs der Parteien und Parlamente wie auch in den sogenannten Vorfeldorganisationen des bereits zu Ende des Kaiserreichs weit entfalteten Vereinswesens. Allerdings wurde das Engagement von Politikerinnen in der Öffentlichkeit häufig genug lediglich kritisch diskutiert, was nicht zuletzt dazu führte, dass das 20. Jahrhundert als eine Epoche erscheint, zu deren Charakteristika gerade die mangelnde Präsenz von Frauen im politisch-öffentlichen Raum gehörte.
Bislang wurden diese Beobachtungen häufig nur unter der Fragestellung diskutiert, welche Schwierigkeiten und Probleme für die auffällig niedrige Repräsentanz von Frauen in politischen Gremien und in der politischen Öffentlichkeit anzuführen seien. Gängige Partizipationskonzepte, die allgemein mit dem Nachweis verbunden waren, dass die Defizite der Frauen in ihrem jeweiligen Engagement bzw. ihrer politischen Partizipation lägen, transportierten hierbei einen Politikbegriff, der sich auf den klassischen Horizont politischer Institutionen und Akteure bezog. Alles, was darüber hinaus ging, galt als vor- und unpolitisch. Ein solcher Politikbegriff jedoch vermittelt wiederum nur die gängige fiktive Trennung von öffentlicher und privater Sphäre und blendet somit häufig weitergehendes gesellschaftliches Engagement als nicht politikrelevant aus.
Auf dieser Tagung soll deshalb der Versuch unternommen werden, an regionalen Beispielen über biografiegeschichtliche Zugriffsweisen politische Partizipation in einem weiteren Sinne zu verstehen: als umfassendes Engagement der an gesellschaftlichen Prozessen Beteiligten. Auf diese Weise möchte die Tagung insbesondere dem Selbstverständnis, dem jeweiligen Politisierungsprozess, den politischen Strategien und (geschlechts-)spezifischen Zugangs- und Handlungsmöglichkeiten sowie dem Umgang mit Macht von Frauen in vornehmlich männlich strukturierten parlamentarischen Räumen nachgehen. Im Zentrum der Tagung stehen somit Fragen nach den Karrieremöglichkeiten sowohl von Parlamentarierinnen wie auch von Politikerinnen als Lobbyistinnen.
Da bislang nur wenige kollektivbiografische Untersuchungen zu Politikerinnen der Regionen Westfalen und Rheinland vorliegen, besteht das Ziel dieser Tagung zunächst darin, beispielhaft – für noch vorzunehmende Forschungen in Westfalen/NRW – bereits durchgeführte Biografieprojekte zu Parlamentarierinnen anderer Landesteile vorzustellen. Hierbei soll es in erster Linie darum gehen, den besonderen Stellenwert von biografischen Herangehensweisen, deren Fragestellungen und Zugriffsweisen zu Politikerinnen-Karrieren zu diskutieren.
Darüber hinaus möchte diese Tagung, die in Kooperation mit dem LWL-Industriemuseum, Zeche Zollern II/IV, auch als Vorbereitung für ein gleichlautendes Ausstellungsprojekt stattfindet, durch Koordinationsinitiativen eine stärkere Vernetzung von entsprechenden Forschungsverbünden in der Region bewirken.
Zum Programm
Kontakt:
Dr.in Julia Paulus
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
Karlstraße 33, 48147 Münster
0251/591-5880
0251/591-3282
julia.paulus#lwl.org
URL: http://www.lwl.org/LWL/Kultur/WIR/
URL zur Zitation dieses Beitrages: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=10104

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