CfP: Ehre und Recht – Ehrkonzepte, Ehrverletzungen und Ehrverteidigungen vom späten Mittelalter bis zur Moderne (Event: Stuttgart), Deadline: 30.11.2008

Arbeitskreis Historische Kriminalitätsforschung, Katholischen Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Hohenheim, Stuttgart

Zeit: 21. -23.05.2009
Ort: Diözese Rottenburg-Stuttgart in Hohenheim
Deadline: 30.11.2008

Die zentrale Bedeutung von Ehre und Ehrverletzungen in der Vormoderne sind seit Jahren als Thema in der historischen Forschung etabliert und die Diskussionen um Begriffe und Konzepte liegen bereits einige Jahre zurück. Gleichwohl fehlen nach wie vor Ansätze einer systematisch umfassenden Betrachtung der gesellschaftlichen Umgangsmodi mit Ehrkonflikten. Das gilt insbesondere für die Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert, da Ehrkonzepte und Ehrverletzungen in der Moderne bislang erst ansatzweise untersucht worden sind. Ein Aufgreifen dieses Themas im Rahmen einer Tagung zur Historischen Kriminalitätsforschung scheint daher gewinnbringend, um Aspekte aus der aktuellen Forschung in epochenübergreifender Perspektive zusammenzuführen.

Dabei sollen zum einen Formen und Variationen von Ehrkonflikten in unterschiedlichen Gesellschaften und Epochen diskutiert werden. Welche Gemeinsamkeiten bestanden zwischen den unterschiedlichen Konflikttypen und welche Besonderheiten werden möglicherweise mit Blick auf die Aspekte von Stand, Geschlecht, Region oder aber Zeit deutlich? Welche unterschiedlichen bzw. konkurrierenden Ehrvorstellungen lassen sich feststellen? Welche Transfer- bzw. Umdeutungsprozesse zwischen Gesellschaften oder aber innerhalb einer Gesellschaft können mit Blick auf spezifische Delikttypen festgestellt werden?

Zum anderen soll nach Sanktionslogiken und -konzepten gefragt werden. Wie gingen Gesellschaften in verschiedenen Zeiten und Regionen mit dem Komplex von Ehre und Ehrverletzungen um? Welche gemeinsamen Annahmen und welche Unterschiede lagen den Sanktionslogiken in den verschiedenen Ländern und Epochen zugrunde? Inwieweit fanden Ehrvorstellungen und Konzepte des Ehrverlusts Niederschlag in rechtlichen Normen?

Es ist vorgesehen, einen großen zeitlichen Bogen vom späten Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert zu schlagen. Da Ehre zwar ein sehr facettenreiches und wandelbares Konzept ist, aber zugleich als Phänomen einer longue durée aufgefasst werden muss, sind Ehrverletzung, der rechtliche Umgang damit und die dahinterliegenden gesellschaftlichen Ehrvorstellungen Schwankungen und Konjunkturen unterworfen, die gerade in einer übergreifenden zeitlichen Perspektive verortet werden müssen.
So zog etwa der der Aufklärung zugeschriebene Wandel von Ehrvorstellungen keinen plötzlich veränderten alltagsweltlichen Umgang mit Ehrverletzungen nach sich. In einer zeitlich vergleichenden Perspektive soll daher diskutiert werden, wann grundsätzliche Veränderungen wirklich dingfest zu machen sind (womit die übergeordnete Frage nach der Messbarkeit historischen Wandels in den Blick gerät) oder wann bestehende Vorstellungen lediglich mit veränderten Begriffen sprachlich neu gefasst bzw. umgedeutet wurden, ohne dass dem ein Wandel im Verhalten folgte.

Die Tagung ist interdisziplinär ausgerichtet, neben der Geschichte und Rechtsgeschichte sind ausdrücklich Beiträge u.a. aus den Fächern Literaturwissenschaften, Anthropologie, Soziologie, Rechtswissenschaften, Ethnologie, Politologie willkommen.

Es wird außerdem in einer freien Sektion des Arbeitskreises Gelegenheit gegeben, Forschungen und Projekte zur Historischen Kriminalitätsforschung auch jenseits des Rahmenthemas vorzustellen.

Vortragsvorschläge können bis 30. November 2008 per e-mail an eine/n der untenstehenden Organisatoren/innen eingereicht werden und sollten Vortragstitel, Angaben zur Person und eine kurze Zusammenfassung des Vortragsthemas auf zusammen maximal einer Seite beinhalten. Der zeitliche Rahmen der Referate umfasst ca. 25 Minuten. Kosten für Anreise und Übernachtung können nicht übernommen werden.

Sylvia Kesper-Biermann (sylvia.kesper-biermann#uni-bayreuth.de)
Ulrike Ludwig (ulrike-ludwig#freenet.de)
Alexandra Ortmann (Alexandra.Ortmann#phil.uni-goettingen.de)
Gerd Schwerhoff (Gerd.Schwerhoff#mailbox.tu-dresden.de)

Homepage

URL zur Zitation dieses Beitrages: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=10202

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