Diskussionsrunde: Karin Stögner und Bernhard Weidinger: Nationalismus – Antisemitismus – Geschlecht, 15.01.2015, Wien

Institut für Zeitgeschichte und Institut für Soziologie der Univ. Wien, Böhlau Verlag und Nomos Verlag
Zeit: Do., 15. Jänner 2015, 19.00 Uhr
Ort: Aula am Universitätscampus, Spitalgasse 2-4, Hof 1, 1090 Wien
Diskussionsrunde anlässlich der Buchneuerscheinungen:

Karin Stögner geht in ihrem Buch der Frage nach, ob sich in den Konstruktionen des „Jüdischen“ und des „Weiblichen“ Gemeinsamkeiten aufzeigen lassen. Sie analysiert Antisemitismus und Sexismus als zwei durchaus unterschiedliche Ideologeme, die in Praxis und Diskurs widersprüchliche, aber umso wirkungsvollere Verbindungen eingehen. Die behandelten historisch-gesellschaftlichen Konstellationen reichen vom Diskurs der Aufklärung über bürgerliche Vergesellschaftungsformen im 19. Jhd. und Fin de Siècle bis hin zum Nationalsozialismus und den Umgang mit der NS-Vergangenheit in der österreichischen Nachkriegsgesellschaft. Die Konstruktion des nationalen „Wir“ erweist sich dabei jeweils als ein Moment, in dem antisemitische und sexistische Motive gleichsam prismatisch zusammenlaufen.
Bernhard Weidinger, Stipendiat des Edith-Saurer-Fonds 2013, erörtert in seinem mit dem Michael-Mitterauer-Preis ausgezeichneten Buch die Rolle akademischer Burschenschaften im politischen Geschehen der Zweiten Republik. Basierend auf der Auswertung von umfangreichem, bislang von kritischer Forschung nicht erschlossenem Quellenmaterial behandelt er eine Vielfalt an Aspekten: von der Restauration des deutschnationalen Verbindungswesens nach 1945 über den burschenschaftlichen Umgang mit der NS-Vergangenheit bis hin zum Einfluss der Verbindungen auf die Entwicklung der FPÖ. Das burschenschaftliche Weltbild beschreibt Weidinger als durch deutsch-völkischen Nationalismus und ein spezifisches, quasi-soldatisches Männlichkeitsbild geprägt. Burschenschaften erscheinen in seiner Darstellung letztlich als anachronistisches Kuriosum und politisch hochrelevant zugleich.