Vortrag – Hilge Landweer, 26. 06. 2007, Wien

Das Geschlecht der Gefühle. Können inszenierte Emotionen „echt“ sein?
Dienstag, 26.Juni 2007, 19.15 Uhr
Institut für Soziologie

Gefühle können in gewissen Grenzen gezielt verändert und auch manipuliert werden; zudem unterliegen sie einem kulturellen Wandel, der sich unabhängig von den Absichten sozialer Akteure vollzieht. Gefühle werden inszeniert und gestaltet, aber trotzdem nicht frei gewählt.
In welchem Verhältnis stehen Diskurse und Gefühle? Können Diskurse Gefühle hervorrufen?
Die Geschlechterforschung muss in Bezug auf die Gefühle duale Zuschreibungen vermeiden („Männer sind aggressiv, Frauen einfühlsam und friedfertig“), aber auch zeigen können, wie Emotionen zum Gegenstand kontextspezifischer normativer Erwartungen an Männer und
Frauen werden. Im Alltagssprachgebrauch werden normierte Gefühle oft als „unecht“ bezeichnet und „echten“ Gefühlen gegenübergestellt. Der Vortrag untersucht, in welchen Hinsichten Gefühle sozial konstruiert sind und diskutiert in sozialtheoretischer und philosophischer Perspektive den Begriff der „Echtheit“ der Gefühle.
Hilge Landweer lehrt an der Freien Universität Berlin Philosophie und ist derzeit Gastprofessorin für Geschlechterforschung am Institut für Soziologie der Universität Wien. In ihrer gegenwärtigen Forschung befasst sie sich mit den Wissenschaftskulturen in verschiedenen Disziplinen (Mathematik, Informatik, Germanistik und Philosophie) unter dem Gesichtspunkt von Habitus und Gender sowie mit Wissenschaftsgeschichte als Geschlechtergeschichte (Frauen in der frühen Phänomenologie). In der Philosophie liegen ihre Schwerpunkte in der Praktischen Philosophie (vor allem Ethik und Sozialphilosophie) und in der Phänomenologie.
Aktuelle Publikationen u.a.:
Hilge Landweer/Christoph Demmerling: Philosophie der Gefühle. Von „Achtung“ bis „Zorn“. Metzler-Verlag Stuttgart 2007; Hilge Landweer/Hartwig Schmidt (Hg.): Berliner Debatte Initial Jg. 17 Heft 1/2
2006: Mitgefühl. Scham und Macht; Hilge Landweer: Anthropological, Social, and Moral Limitations of the Multiplicity of Genders, in: Hypatia. A Journal of Feminist Philosophy, Volume 20, Number 2/2005, Spring, p 27 – 47. Hilge Landweer ist Mitherausgeberin und Redakteurin der Feministischen Studien.
Institut für Soziologie
Seminarraum 3, 1.Stock, Rooseveltplatz 2, 1090 Wien, Tel: 4277-49201
www.univie.ac.at/soziologie

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