Zeit: Di., 15.09.2015, 19:00 Uhr
Ort: W23, Wipplingerstr. 23, 1010 Wien
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Das Jugend-KZ Uckermark befand sich ca. 90 km entfernt von Berlin. Zwischen 1942-1945 waren hier hauptsächlich Mädchen und junge Frauen inhaftiert, die von den Nationalsozialist_innen als „asozial“ bezeichnet wurden. Auch politisch Verfolgte und Partisaninnen aus Slowenien, rassistisch verfolgte Romnija und Sintize sowie Jugendliche, die dem NS-Antisemitismus entsprechend verfolgt wurden, wurden hier eingesperrt. Die Inhaftierten wurden von Institutionen des staatlichen Fürsorgesystems oder der Kriminalpolizei deportiert. Ihr Alltag war geprägt von Hunger, Kälte, körperlicher und psychischer Gewalt, Demütigung, Zwangsarbeit und Angst. Ab Ende 1944 wurde ein Großteil des Jugend-KZs geräumt, um dort Häftlinge des benachbarten Frauen-KZ Ravensbrück systematisch zu ermorden. In der kurzen Zeit zwischen Januar und April 1945 haben die Nationalsozialist_innen hier bis zu 6000 überwiegend aus Osteuropa stammende jüdische Häftlinge ermordet.
Das KZ Uckermark wurde lange Zeit in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Bis heute haben die meisten ehemaligen Häftlinge keine öffentliche Anerkennung erfahren. Viele Überlebende wurden auch nach 1945 wieder zwangsweise von staatlichen Fürsorgeeinrichtungen kontrolliert. Sie waren damit oft den Kontinuitäten von Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Fast alle Täter_innen konnten ihrerseits ihre Karrieren nach 1945 ungebrochen fortsetzen.
Im Herbst 2015 organisiert das Uckermark Gedenkprojekt Wien eine Wander-Ausstellung über das ehemalige Mädchen-KZ Uckermark. Die Ausstellung ist die Basis für die Veranstaltungsreihe “Whose Story?”
Die Veranstaltungen beschäftigen sich mit den in der Ausstellung dargestellten Teilaspekten und thematisieren ihre Wirkungen bis heute. Das große Thema der Veranstaltungsreihe sind also sogenannte Kontinuitäten von Nazismus.
Im Rahmen eines Inputs des Gedenkprojekts und einer Diskussion mit Marika Schmiedt wird das Projekt “ Whose Story?” vorgestellt und aktuelle Gedenkpolitiken am Beispiel der Arbeit der Aktionskünstlerin Marika Schmiedt und dem aktuellen Beispiel des Konflikts um ein temporäres Denkmal für die ermordeten Romnija und Sintezze in Kirchstetten diskutiert.
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