Ausstellung: Gekommen und geblieben. 50 Jahre Arbeitsmigration, 07.-28.10.2016, Linz

13620885_1602456936713221_8367392353099240364_nmigrare – Zentrum für MigrantInnen OÖ (Web) und Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung OÖ
Eröffnung: 07.10.2016, ab 17:00 Uhr
Laufzeit: 10.-28.10.2016
Ort: Tabakfabrik Linz, Peter-Behrens-Platz 11, 4020 Linz
Natürlich gibt es Migration in Österreich nicht erst seit 50 Jahren. Beim Zeitunglesen, Radiohören, Fernsehen oder online könnte der Eindruck entstehen, Zu- und Auswanderung seien etwas Einzigartiges, gar Bedrohliches. Historisch gesehen sind beide Phänomene eine „anthropologische Konstante“, so Kurator Michael John, also etwas, das es immer schon gibt, seit Menschen eben existieren. Und das ist kein Problem, sondern ein Faktum.
Die Wanderausstellung widmet sich auch an dieser letzten Station, in der Tabakfabrik Linz, einer sehr prägenden Periode der österreichischen Migrationsgeschichte. Die 1960er-Jahre in Österreich: Wirtschaftsaufschwung, Hochkonjunktur und Arbeitskräftemangel. Das Land handelt und schließt Anwerbeabkommen mit der Türkei und dem damaligen Jugoslawien ab, um die dringend benötigten Arbeitskräfte ins Land zu holen. Österreichische Unternehmen eröffnen Anwerbebüros in Städten wie Istanbul und Ankara. Ins Land geholt werden „Gastarbeiterinnen“ und „Gastarbeiter“, die nach dem Rotationsprinzip maximal ein Jahr lang zur Arbeit in Österreich bleiben sollen. Gekommen sind Menschen, die maßgeblich für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung Österreichs beigetragen und sich hier Existenzen geschaffen haben.
Die von migrare – Zentrum für MigrantInnen OÖ und Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung OÖ initiierte Ausstellung begibt sich auf die Spurensuche dieser Personen, erzählt ihre Lebensgeschichten und liefert eine historisch-politische Rückschau zur Arbeitsmigration in (Ober-)Österreich. Dokumente, Fotografien und persönliche Gegenstände geben einen vielschichten Einblick in den Alltag der Menschen und illustrieren eindrucksvoll, was es bedeutet, sein Zuhause zu verlassen und ein neues Leben aufzubauen.
Intention der Projektträger ist es, ein Stück weit Erinnerungsarbeit zu leisten. Wer weiß heute noch über die Ereignisse der 1960er- und 1970er-Jahre Bescheid? Ist bekannt, dass die Republik Österreich aus Angst davor, die wirtschaftlich boomende Bundesrepublik Deutschland, aber auch die Schweiz, könnten ihr bei der Arbeitskräfteanwerbung zuvorkommen, aktiv Arbeitgeber und Bürgermeister in die Türkei und das ehemalige Jugoslawien geschickt hat, um mit Bussen Fachkräfte ins Land zu holen, dass diese Menschen einen wesentlichen Beitrag zum Wohlstand Österreichs beigetragen haben? Ein großes Ziel der Ausstellungsmacher/innen ist es, auch die Geschichte der Arbeitsmigration in Österreich zu einem Teil des kollektiven Gedächtnisses werden zu lassen.