CFP: Produktion von Evidenz. Biologische Metaphern und Geschlechterkonstruktionen zwischen Kunst und Wissenschaft in Neuzeit und Moderne (Event: 10/2010, Delmenhorst); DL: 15.3.2010

PD Dr. Anja Zimmermann (Kulturwissenschaftlliches Institut, Universität Oldenburg) in Kooperation mit Prof. Dr. Ulrike Gehring (Universität Trier) und dem Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (Universität Oldenburg)

28.-30. Oktober 2010
Veranstaltungsort: Hanse-Wissenschaftskolleg, Delmenhorst
Deadline: 15.3.2010

Biologische Metaphern sind fester Bestandteil der tradierten Beschreibung künstlerischer Arbeit. Ein Kunstwerk kann ‚lebendig’ sein, es kann ‚organischen’ Gestaltungsprinzipien folgen oder gar als ‚Schöpfung’ bewundert werden. Die Beschreibung kreativer Prozesse durch den Vergleich mit Vorgängen der Natur ist seit der frühen Neuzeit kunsttheoretischer Topos und bis heute Bestandteil künstlerischer Praxis. Als komplexes Verweissystem strukturiert es sowohl die Produktion und Rezeption von Kunst als auch die Selbstentwürfe von Künstlerinnen und Künstlern.

Angesichts der offensichtlichen Bedeutung der Kategorie Geschlecht für die biologisierende Auslegung kreativer Produktion, wie sie etwa in der Analogie biologischer und ästhetischer Reproduktion vorliegt, bildet der Geschlechterdiskurs eine bislang zu wenig diskutierte Referenz im Kontakt zwischen Kunst und Biologie. Die einschlägigen Metaphernfelder, zu denen Begriffe wie Leben, Zeugung, Schöpfung, Generation, Lebendigkeit, Kreislauf, Organik und Information gehören, erfahren in ihrer Verwendung zwischen ästhetischen und biologischen Diskursen konfliktreiche Um- und Neuschreibungen, die immer auch zeitgenössische Geschlechterkonstruktionen reflektieren.

Ziel der interdisziplinären Tagung ist es deshalb, nach den Bedingungen, Auswirkungen und Veränderungen dieser Übertragungen zwischen Naturwissenschaft und Kunst zu fragen und sie als Teil unterschiedlicher Geschlechterdiskurse zu deuten. Die formalen und strukturellen Analogien zwischen ästhetischen und biologischen Diskursen sollen vor der Folie biologisierender Kreativitätskonzepte situiert und unter geschlechtertheoretischen wie bildwissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert werden.

Beiträge können die künstlerische Rezeption naturwissenschaftlicher Darstellungen und Kategorien analysieren (z.B. die ‚organische Form’ in der Kunst der frühen Moderne oder die Nutzung molekulargenetischer Verfahren in der zeitgenössischen Kunst) oder im Umkehrschluß ästhetische Strategien in biologischen Visualisierungen zum Gegenstand haben. Darüber hinaus sind Beiträge erwünscht, die den semantischen Transfer biologischer Kategorien in den ästhetischen Kontext aufzeigen (Entwicklungsidee, Generationenbegriff etc.). Welche geschlechtsspezifischen Metaphern strukturieren den Austausch von Kunst und Biologie? Wie beeinflussen wechselnde Geschlechterkonzepte die ästhetischen wie biologischen Visualisierungen? Welche Veränderungen erfahren biologische Motive in der künstlerischen Bearbeitung und wie wirken diese neuen Bildformen ihrerseits auf die Naturwissenschaften zurück? Auf welche Weise stellt sich die Evidenz des Künstlerischen oder Wissenschaftlichen im gegenseitigen Verweis her?

Neben kunsthistorischen sind insbesondere auch Exposés angrenzender Disziplinen wie der Literatur- oder Musikwissenschaft und der Wissenschaftsgeschichte ausdrücklich erwünscht. Eine Veröffentlichung der Beiträge ist im Anschluss an die Tagung vorgesehen.

Themenvorschläge für Vorträge von 30 Minuten werden in Form eines Exposés (max. 1.500 Zeichen) unter Hinzufügung eines kurzen Lebenslaufs (max. 1.500 Zeichen) bis zum 15.3.2010 erbeten an

Anja Zimmermann (anja.zimmermann@uni-oldenburg.de) und Ulrike Gehring (gehring@uni-trier.de)

Kontakt:

PD Dr. Anja Zimmermann
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Fakultät III Sprach- und Kulturwissenschaften
Kulturwissenschaftliches Institut Kunst – Textil – Medien
26111 Oldenburg
Tel.: 0441/798-4354
Fax : 0441/798-4016

Prof. Dr. Ulrike Gehring
Universität Trier
Fb III
Kunstgeschichte
54286 Trier
Tel: 0651-201-2125
Fax: 0651/201-3602

aus: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=13214

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