Konferenz: KörperGegenwart. Neue Sammlungsstrategien für neue Technologien, 22.-24.04.2010, Dresden

Internationale Tagung des Deutschen Hygiene-Museums Dresden in Kooperation mit dem Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin
Zeit: 22.-24.04.2010
Ort: Deutsches Hygiene-Museum, Lingnerplatz 1, D-01069 Dresden
Anmeldung bis 08.04.2010
Website
Das Wissen über den menschlichen Körper ließ sich noch bis ins 20. Jahrhundert hinein anhand von Präparaten, anatomischen Figuren, Zeichnungen oder Fotografien darstellen und entsprechend in Spezialmuseen sammeln und ausstellen. In jüngster Zeit scheint sich die Materialität und Sichtbarkeit dieses Wissens jedoch immer mehr zu verflüchtigen. Denn indem die Wissenschaften, ausgerüstet mit neuen Technologien, in ehemals unbekannte oder nicht zugängliche Bereiche vordringen, verlieren sie zugleich ein unmittelbar sinnlich zugängliches Verhältnis zum Körper.
Die Begriffe, Modelle und Befunde, die in den modernen Lebenswissenschaften benutzt werden, entziehen sich mehr und mehr einer abbildenden Darstellung. Das stellt Museen vor die Herausforderung, neue Sammlungsstrategien zu entwickeln, für die derzeit noch keine ausgereiften Konzepte vorliegen. Hier liegt der Ausgangspunkt dieser Tagung, die nach der genauen Verfasstheit des Körperwissens in der gegenwärtigen Wissenschaft fragt und gleichzeitig darüber reflektiert, wie die Museen praktisch mit dieser neuen Situation umgehen können.
Die Tagung geht zum einen der Geschichte der Techniken, Instrumente und Theorien nach, mit denen der menschliche Körper wissenschaftlich durchdrungen, zerlegt, präpariert, gedeutet und dargestellt wurde. Zum anderen untersucht sie, ob sich das gegenwärtige biomedizinische Wissen über den Körper tatsächlich ins Immaterielle verflüchtigt und wenn ja, auf welche Weise dies geschieht.
Vergleichend sollen historische und aktuelle Körperpraktiken und -diskurse befragt werden, wie sie von Wissenschaftlern in Labor und Klinik oder von Künstlern in den Ateliers geführt wurden und werden. Heute sind es vor allem die angewandten Wissenschaften wie Robotik, Prothetik und plastische Chirurgie, aber auch Bionik und Design, in denen neue Körper entworfen und geformt werden. Gerade diese Disziplinen stellen zentrale Schauplätze für aktuelle Körperdiskurse dar. Und darüber hinaus produzieren sie ganz konkrete Objekte, die für die Museen von Interesse sind.
In diesem Zusammenhang stellt die Tagung elementare museumsrelevante Fragen: Wie können Sammlungspraxis und -theorie mit den Produkten neuer Technologien umgehen? Welche Objekte kommen hierfür in Frage? Wie können sie gespeichert, dokumentiert und präsentiert werden? An welchem Körperbild können sich museale Sammlungen angesichts der aktuellen wissenschaftlichen und technologischen Praktiken und Diskurse orientieren?
Zum Programm, Zitat
Tagungsleitung:
Uta Kornmeier, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin
Sandra Mühlenberend, Deutsches Hygiene-Museum
Susanne Roeßiger, Deutsches Hygiene-Museum
Katrin Solhdju, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin

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