Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien (Web)
Ort: Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte, Universitätscampus, 1090 Wien
Laufzeit: bis 15. März 2019
Als das Nürnberger Tribunal den Generalbevollmächtigten für Arbeitseinsatz Fritz Sauckel als „größten und grausamsten Sklavenhalter seit den Pharaonen“ bezeichnete, handelte es sich nicht um eine dramatische Übertreibung. Während des NS wurde die Zwangsarbeit zum Massenphänomen, welches das Leben von Millionen von Menschen im besetzten Europa bestimmte.
Für die deutsche Kriegswirtschaft wurden sowohl zivile Arbeitskräfte, als auch Kriegsgefangene und Gefangene der Judenghettos, der Internierungslager für Roma, der Konzentrationslager und anderer Gefängnisanstalten nutzbringend ausgenutzt. Die Behandlung der zivilen Zwangsarbeiter/innen hing von zeitlichen und örtlichen Faktoren, aber auch von ihrer Stellung in der unübersichtlichen Nazihierarchie von „Rassen“ und Völkern ab. Der härtesten Behandlung waren die Arbeiter/innen aus der Sowjetunion (Ostarbeiter) und die polnischen Zwangsarbeiter/innen ausgesetzt; Arbeiter/innen aus den westeuropäischen Staaten hatten etwas erträglichere Arbeits- und Lebensbedingungen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden auch mehr als 400 000 Tschech/innen im Ausland eingesetzt. Seit 1942 wurden ganze Jahrgänge junger Menschen aus dem damaligen Protektorat Böhmen und Mähren deportiert. Der Zwangseinsatz wurde zur Erfahrung einer ganzen Generation, die bis heute das kollektive Gedächtnis eines bedeutenden Teils der tschechischen Gesellschaft beeinflusst. Als Slaw/innen teilten die tschechischen Zwangsarbeiter/innen das Schicksal der anderen „rassisch minderwertigen“, konnten sich jedoch als Angehörige des Protektorats „unter dem Schutz des Reiches“ in mancherlei Hinsicht mit den westeuropäischen Arbeiterinnen und Arbeitern vergleichen. Ihre Stellung und Behandlung war somit veränderlich.
Die Ausstellung widmet sich der Vielfalt der Schicksale der Zwangsarbeiter/innen, dem Andenken derer, die nie wieder nach Hause zurückkehrten, und dem langen Weg der Überlebenden zu moralischer und finanzieller Genugtuung. Nach mehreren Präsentationen in Deutschland wird die Ausstellung zum ersten Mal auch in Österreich gezeigt. Im Rahmen der Wiener Präsentation wurde sie um eine Reihe von Dokumenten und Fotografien erweitert, die spezifisch Zwangsarbeit im heutigen Österreich betreffen. Die Mehrzahl stammt aus dem persönlichen Besitz der damaligen Zwangsarbeiter/innen und wurde bisher nicht veröffentlicht.
Kooperationspartner/innen:
- Die Wanderausstellung Im Totaleinsatz entstand in Zusammenarbeit des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit (einer Abteilung der Stiftung Topographie des Terrors) und der gemeinnützigen Organisation Živá pamet, mit einem finanziellen Beitrag des Stiftungsfonds Erinnerung,
- Verantwortung und Zukunft und des Tschechischen Rates für NS-Opfer.
- Die Erweiterung der Wanderausstellung um das Thema Zwangsarbeit auf österreichischem Gebiet entstand in Zusammenarbeit der gemeinnützigen Organisation Živá pamet und des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.
- An der Organisation in Wien beteiligten sich die Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte der Universität Wien, das Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und das Tschechische Zentrum Wien.
- Die Erweiterung der Ausstellung in Wien wurde vom Zukunftsfonds der Republik Österreich unterstützt.