CfP: Fürsorge und Selbstermächtigung (ZS: Traverse. Zeitschrift für Geschichte/Revue d’histoire); bis: 20.12.2019

Traverse. Zeitschrift für Geschichte/Revue d’histoire; Urs Germann, Alix Heiniger, Mariama Kaba und Sonja Matter (Web)

Einreichfrist: 20.12.2019

«Hilf dir selbst, sonst hilft Dir ein Sozi». Dieser Spruch war in den 1980er Jahren im Zuge der Jugendbewegung an verschiedenen Hauswänden gesprayt. In wenigen Worten bringt er auf den Punkt, was Fürsorge für Menschen bedeuten konnte: Neben Hilfe und Unterstützung auch Bevormundung und vielfach Kontrolle und Zwang. Denn wie bereits Thomas H. Marshall in citizenship und social class 1949 festhielt, ging eine finanzielle Unterstützung von «bedürftigen» Menschen in der Regel mit der Beschneidung ihrer politischen und bürgerlichen Rechte einher.

Die Liste von Grundrechtseingriffen, die fürsorgebedürftige Menschen in der Vergangenheit erlitten, ist tatsächlich lang: Kindswegnahmen, Einsperrungen in Anstalten, Wegweisungen vom Wohnort, Stimmrechtsentzug oder unangemeldete Hausbesuche sind nur einige Beispiele. Gleichzeitig waren diese Zwangsmassnahmen auch Gegenstand von Kritik. Einerseits von Betroffenen selber, die sich gegen die Praxis, als Bürger und Bürgerinnen zweiter Klasse behandelt zu werden, zur Wehr setzten. Andererseits entwickelten auch Professionelle, die etwa im Bereich Fürsorge oder Sonderpädagogik tätig waren, Konzepte, die eine «Autonomie» von «befürsorgten» Personen einforderten.

Während sich in jüngster Zeit zahlreiche historische Arbeiten mit dem Kontroll- und Zwangspotential der Fürsorge auseinandergesetzt haben, widmete sich die Forschung bisher erst punktuell der zeitgenössischen Kritik an diesen Massnahmen und der historischen Formation alternativer Konzepte. So haben zwar … weiterlesen und Quelle (Web).