CfP: Jenseits von Kollaboration und Widerstand: Besatzungsalltag in Polen. Neue Forschung aus Alltagsgeschichte und Erinnerungsforschung (Event, 04/2020, Warszawa); bis: 23.02.2020

Professur für Neuere Geschichte Osteuropas, Georg-August-Univ. Göttingen; Deutsches Historisches Institut Warschau

Ort: German Historical Institute Warsaw, Palac Karnickich, Aleje Ujazdowskie, Warszawa
Zeit: 23.-24.04.2020
Einreichfrist: 23.02.2020

Seit über 30 Jahren verfolgt die Historiographie verschiedene Ansätze, die Geschichte Polens auch jenseits des nationalen Paradigmas zu untersuchen. Gerade im Hinblick auf die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg erscheint ein nationaler Erfahrungszusammenhang vor dem Hintergrund stark fragmentierter Lebenswirklichkeiten in den okkupierten Gebieten der Zweiten Republik zweifelhaft.

Mit Gewalt wurde Polen einer tiefgreifenden territorialen und sozialen Neuordnung unterzogen, die in vielfältiger Form Bezug auf die ethnische und religiöse Diversität der Bevölkerung nahm. Die vermeintliche Befreiung deutscher Minderheiten diente der Legitimation des Angriffskrieges. Die administrative Gliederung des besetzten Landes folgte Imaginationen ethnischer Grenzziehung und biopolitischen Utopien, die den Alltag und die Überlebenschancen von Millionen Menschen bestimmten.

Zugleich unterwarfen die deutschen Besatzer die Bevölkerung einer Hierarchisierung nach rassistischen und utilitaristischen Kriterien. Damit schufen sie ein Regime der Differenz, das verschiedene Bevölkerungsgruppen zueinander in Konkurrenz brachte und interethnischen Spannungen aus der Vorkriegszeit neue Dynamik verlieh. Schließlich wurden die Massenverbrechen des Holocausts erst vor dem Hintergrund des Besatzungsterrors möglich. Weiterlesen … (Web).