Technisches Museum Wien – Österreichischer Mediathek; Autorin: Eva Hallama (Web)
Die Österreichische Mediathek sammelt im Rahmen des Projekts „MenschenLeben“ (Web) seit 2009 lebensgeschichtliche Interviews. Bisher haben im Rahmen von diesem Projekt über 1.600 Personen ihre individueleln Erinnerungen berichtet.
Die Historikerin Eva Hallama hat aus diesem umfangreichen Fundus die Ausstellung „100 Jahre – 100 Töne“ zusammengestellt. Die thematisch ausgewählten und chronologisch geordneten Auszüge geben einen Eindruck von der Vielfalt der enormen Quellenressourcen der Sammlung „MenschenLeben“ – und gleichzeitig von den extremen Veränderungen des 20. Jahrhunderts. (Web)
Beschreibung: „Wie erinnern sich Zeitzeug/innen an die vergangenen 100 Jahre seit Ausrufung der Republik? Wie an die politischen, technischen, kulturellen Entwicklungen, Zäsuren und Veränderungen in dieser langen Zeitspanne? Und wie integrieren sie diese in ihre Lebensgeschichte? Im Projekt MenschenLeben berichteten seit 2009 bislang über 1.600 Männer und Frauen, Jugendliche, Erwachsene und Senioren in mehrstündigen Gesprächen über ihr Leben. Die Interviewten, zwischen 10 und 110 Jahre alt, erzählen von Kindheitserinnerungen, Natur- und Urlaubserlebnissen, Freizeitvergnügen und Hobbies sowie Erfolgen und Misserfolgen im Privatleben, Schule und Beruf. Sie beschreiben ihre Eltern und Familie und lassen uns an Schicksalsschlägen, Krankheiten, Tiefpunkten und Tod teilhaben. Diese Schilderungen verweben sich direkt oder indirekt mit den ‚großen‘ Entwicklungen Österreichs und der Welt, von den letzten Jahren der Monarchie über die Zwischenkriegszeit, von der Zeit des Nationalsozialismus und der alliierten Besatzung bis in die Gegenwart. Aus der Perspektive und mit den Worten jener, die all dies erlebt haben, bildet dieser Querschnitt durch die österreichische Gesellschaft in einzigartiger Weise Erlebnis-, Erfahrungs- und Erinnerungswelten des 20. und 21. Jhds. ab.
Das Gedächtnis ist anders strukturiert als ein Lexikon. Besonders Jahreszahlen spielen in der Erinnerung eine andere Rolle und häufig ist es gar nicht so leicht, den Geschichten mehr Interesse zu schenken, als den Jahreszahlen, die der Erzählung als Zahl erst das Fundament zu geben scheinen. Wir wissen, dass in Erinnerungen ein und dasselbe Ereignis viele Jahreszahlen haben kann. Von diesem Umstand wollten wir uns aber nicht verleiten lassen, Erzählungen zu verwerfen und das Erinnern an Jahreszahlen allzu eng zu sehen, während wir das Erzählte dennoch sehr ernst und beim Wort nehmen wollten. Das Verhältnis von Zahl und Er-zähltem ist dabei gar nicht so weit voneinander entfernt, geht es doch bei Letzterem buchstäblich ums Zählen, ums Er-Zählen, also das Annähern an Zahlen, um einen Prozess, in dem Jahreszahlen umkreisend abgesteckt und mit Sinn versehen werden. Die Annäherung an Ereignisse im Erzählen selbst und das Prozesshafte der Erzählung stehen daher auch in der Ausstellung „100 Jahre – 100 Töne“ im Vordergrund. Und es ist durchaus erlaubt, dass sich Zahlen im Erzählen mitunter widersprechen.“