Vortrag: Peter-Paul Baenziger (Zürich): Sex nach der „sexuellen Revolution“. Entpolitisierung, Therapeutisierung und Normalisierung von Intimverhältnissen am Beispiel einer Ratgeberkolumne, 1980 bis 1995; 12.01.2011, Wien

Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien

Zeit: Mittwoch, 12. Jänner 2011, 14-16 Uhr
Ort: Hauptgebäude der Universität Wien, Seminarraum WISO 1, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien

Einleitende Worte: Franz X. Eder (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte)

Am Beispiel der Sexratgeberkolumne »Liebe Marta» beleuchtet der Vortrag die Geschichte der Sexualität nach der sogenannten sexuellen Revolution. Zentrale Achsen dieser Geschichte sind die Prozesse der Entpolitisierung, der Therapeutisierung und der Normalisierung. Körper und Intimbeziehungen wurden spätestens seit den siebziger Jahren immer weniger als Gegenstand der politischen Intervention, denn als Orte der Arbeit an sich selbst betrachtet. Eine der Voraussetzungen dafür war die Herausbildung spezifischer therapeutischer Ansätze, bei denen die Lösung konkreter Probleme im Zentrum steht. Die Geschichte dieser Ansätze wiederum lässt sich nicht ohne den Umstand beschreiben, dass im 20. Jahrhundert Verhaltensweisen immer weniger mittels präskriptiver Normen beurteilt wurden, sondern aufgrund von statistischen Erhebungen über Normalverteilungen.

Zum Vortragenden:
Dr. phil. Peter-Paul Bänziger koordiniert bis Ende 2010 das Graduiertenkolleg des Zentrums »Geschichte des Wissens« von ETH und Universität Zürich. Im Wintersemester 2010/11 ist er Gastwissenschaftler am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Körpergeschichte, die Geschichte der »Therapiegesellschaft«, die Geschichte von Arbeit und Jugend im Fordismus sowie die Theorie und Methodologie der Geschichtswissenschaft. Wichtigste Publikationen: Sex als Problem. Körper und Intimbeziehungen in Briefen an die »Liebe Marta«. Frankfurt a.M./New York: Campus 2010; Fragen Sie Dr. Sex! Ratgeberkommunikation und die mediale Konstruktion des Sexuellen. Berlin: Edition Suhrkamp 2010 (hrsg. zus. mit Stefanie Duttweiler, Philipp Sarasin und Annika Wellmann). Weitere Informationen unter
http://www.fsw.uzh.ch/page/mitarbeiter.php.

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