CfP: Quarantäne – Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten, HIV/AIDS und Corona (Event, 10/2022, Bochum); bis: 10.02.2021

Andrea Kießling, Universität Bochum (Web)

Zeit: 21.-22.10.2022
Ort: Universität Bochum
Einreichfrist: 10.02.2022

Bei der Quarantäne handelt es sich um eine der ältesten nicht-pharmazeutischen Schutzmaßnahmen gegen übertragbare Krankheiten. Sie treibt das Prinzip des „social distancing“ auf die Spitze, indem sie die Betroffenen für einen bestimmten Zeitraum zu vollständiger Absonderung zwingt. Der Begriff „Quarantäne“ wird auf die Praxis Venedigs im 14. Jhd. zurückgeführt, Schiffe und ihre Besatzung für vierzig (ital.: quaranta) Tage im Hafen zu isolieren, um die Stadt vor der Pest zu schützen. Die Praxis, Kranke zu isolieren, ist jedoch noch älter, die Isolierung Leprakranker wird schon in der Bibel erwähnt. Im Mittelalter wurden Leprakranke in Leprosorien untergebracht; vergleichbar damit waren die Pesthäuser, die ab dem 15. Jhd. außerhalb der Städte genutzt wurden. Auch heutzutage gibt es noch Tuberkulose-Spezialkliniken (Sanatorien), in die Kranke eingewiesen werden.

Begrifflich unterscheidet man zwischen der Isolierung Kranker bzw. Infizierter und der Quarantäne von nur möglicherweise Infizierten. Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) verwendet in den §§ 30 und 36 Abs. 8 S. 1 Nr. 1 den Oberbegriff der Absonderung und unterscheidet darüber hinaus nur zwischen der Absonderung im Umfeld einer nachgewiesenen Infektion und der Einreisequarantäne. In der Praxis gibt es jedoch viele weitere Differenzierungen und Ausprägungen der Isolierung und Quarantäne, die bislang in der deutschen Rechtswissenschaft noch nicht untersucht wurden. Die Tagung will sich deswegen interdisziplinär insbesondere den damit verbundenen rechtsdogmatischen, rechtsvergleichenden, (rechts-)historischen und (rechts-)soziologischen Fragen widmen, um diese Forschungslücke zu schließen.

Beiträge bieten sich z.B. aus folgenden Themenkomplexen an:

  • Quarantäne als Maßnahme der inneren Sicherheit und äußeren Sicherheit
  • Quarantäne und vulnerable Gruppen / „othering“
  • Quarantäne und Migration
  • Das „Wegsperren“ in geschlossenen Einrichtungen

Beitragsvorschläge (max. 3000 Zeichen) können bis zum 10.2.2022 an andrea.kiessling@rub.de geschickt werden. Über die Auswahl der Vorträge wird kurzfristig entschieden.

Quelle: https://www.hsozkult.de/event/id/event-114696