CfP: Déjà-vu? Gender, Holocaust und Subjektivierung in der Erinnerungskultur nach 1945 (Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur FKW); bis: 01.11.2022

FKW. Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur; Herausgeberinnen: Mirjam Wilhelm und Julia Noah Munier (Web)

Einreichfrist: 01.11.2022

Insbesondere für die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft und die Nachgeborenen der Täter:innen stellte sich im Angesicht der NS-Verbrechen die Frage danach, „Wer wir sind“ grundlegend vielfach neu. Im Rahmen erinnerungskultureller Repräsentationen nach 1945 wurde diese Frage, „Was uns definiert“, entschieden auch über Sexualität und Geschlecht zu beantworten gesucht.[1]

Deutungsmuster von Geschlecht und Sexualität sind in erinnerungskulturelle Narrative eingeschrieben. Sie scheinen gleichermaßen – jedoch nicht in gleicher Weise – erinnerungskulturelle Repräsentationen von Überlebenden, Täter:innen und deren Nachgeborenen bzw. derjenigen, die sich im Feld der Erinnerungskultur als deren „Erb:innen“ begreifen, zu strukturieren. Ein derartiges Nach-Leben von Geschichte wirkt subjektivierend, insofern es mitunter als Bestandteil von Erinnerungspolitiken an der Herausbildung und Sichtbarwerdung vergeschlechtlichter (kollektiver) Identitäten und der Formierung bestimmter Subjektpositionen beteiligt ist.

Im Blick auf gegenwärtige Repräsentationen von Nationalsozialismus, Gewalt und Geschlecht scheinen sich bereits etablierte Muster der Repräsentation zu wiederholen, die seit 1945 die Auseinandersetzung geprägt haben und weiterhin prägen. Das „schon Gesehene“ (Déjà-vu) drängt sich in gegenwärtige Repräsentation von Nationalsozialismus und Holocaust.

Zugleich bleibt die Erinnerung an die NS-Vergangenheit auch gegenwärtig ein hochpolitisiertes Feld, in dem Narrative der Identität umkämpft sind und sich verschieben. Debatten um Erinnerungspolitiken haben zuletzt zwar wieder eine erhöhte Aufmerksamkeit erhalten. Allerdings werden Fragen nach Geschlecht und Sexualität selten aufgeworfen oder bleiben gänzlich unberücksichtigt. In jüngster Zeit haben insbesondere kritische wissenschaftliche Positionen u.a. aus Mittel- und Osteuropa wiederholt verdeutlicht, wie umstritten bestimmte Vergangenheitsnarrative, aber auch gender- und sexualitätsspezifische Zugänge … weiterlesen und Quelle (Web).