Präsentation: Rosa Vielgrader. Überleben in Kinderheimen unter der Nazi-Herrschaft und im Nachkriegsösterreich, 19.06.2023, Wien

Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (Web)

Zeit: 19.06.2023, 18.00 Uhr
Ort: DÖW, Altes Rathaus, Wipplinger Str. 6-8, 1010 Wien, Ausstellung, Eingang im Hof

Die Zeitzeugin Rosa Vielgrader, 88 Jahre alt, erzählt aus ihrer Kinderheimzeit zwischen 1938 und 1950, u.a. „Am Spiegelgrund“, der Jugendfürsorgeanstalt auf dem Gelände der Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“ auf der Baumgartner Höhe in Wien. Hedwig Seyr-Glatz hat Rosa Vielgrader interviewt, zu ihrem Leben recherchiert und eine Dokumentation davon zusammengestellt.
Rosa Vielgrader wurde im Juli 1934 geboren. Ihre Eltern waren der Tischlergeselle Emanuel Prucha und Smaranda Usurelu, die aus Rumänien stammte. Sie hatten elf Kinder. Die frühkindlichen Erinnerungen von Rosa Vielgrader sind geprägt einerseits von den prekären sozialen Verhältnissen der Zeit und vom Leben der Familie in Armut, andererseits von der Liebe, Wärme und Geborgenheit, die sie und ihre Geschwister im Elternhaus erfahren haben. Die Familie lebte in der Stadtrandsiedlung Breitenlee und wurde von der Fürsorge beobachtet.
Im Dezember 1938 erfolgte die Überstellung von Rosa Vielgrader und fünf Geschwistern in die „Kinderübernahmestelle“ im 9. Bezirk, mit der Begründung „Verwahrlosung“. Von da an wurden die Kinder in verschiedene Heime aufgeteilt, die restliche Familie verlor das Siedlungshaus. Rosa Vielgrader kam drei Mal in die Jugendfürsorgeanstalt „Am Spiegelgrund“, wo sie die Schule im Pavillon 13 besuchte. Schläge für minimale Fehler standen auf der Tagesordnung. Bis zur Pflegeeinstellung im März 1950 war sie in Kinderheimen der Gemeinde Wien untergebracht. Der Vater war 1943 im Lainzer Spital verstorben, die Mutter im Mai 1945 im Spital auf der Baumgartnerhöhe. Rosa Vielgrader erinnert sich bis heute genau an Misshandlungen und Schikanen durch die ErzieherInnen und Kinderheimleitungen, besonders „Am Spiegelgrund“. Ihr Leben lang litt sie darunter sowie unter der Trennung von der Mutter und den Geschwistern.

Programm

  • Begrüßung und Moderation: Claudia Kuretsidis-Haider (DÖW)
  • Historischer Hintergrund: Peter Schwarz
  • Präsentation der Dokumentation
  • Gespräch von Hedwig Seyr-Glatz mit Rosa Vielgrader
  • Ausklang

Peter Schwarz, Historiker, war von 1995–2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter des DÖW. Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur österreichischen Zeit- und Medizingeschichte.

Hedwig Seyr-Glatz, pensionierte Deutschlehrerin, präsentierte 2018 im DÖW eine Tonträgervorführung des Zeitzeugengesprächs des KZ-Überlebenden Fritz Kollmann mit Schüler:innen aus dem Jahr 1978.

Eintritt frei, Keine Anmeldung erforderlich, Anfragen an claudia.kuretsidis@doew.at, Tel: 01-22 89 469 / 315

Quelle: Fgg-hiku-Mailing-List