Petra Sturm und Georg Spitaler (Web)
Einreichfrist: 31.07.2023
Seit gut 130 Jahren existieren spezifische Verbindungen zwischen Feminismen und Sport. In unterschiedlichen historischen gesellschaftspolitischen Schlüsselphasen nahm Sport eine symbolisch wichtige Rolle für feministische Kämpfe ein. Sportliche bzw. bewegungskulturelle Disziplinen, Praxen und Lebensstile wurden geschlechterpolitisch aufgeladen, mit jeweils spezifischen politisierten Debatten, Konflikten und Begriffen.
Der geplante Einführungsband, der im Campus-Verlag erscheinen soll, möchte einen Überblick über diese historischen Debatten und aktuelle Kontroversen liefern. Er erklärt, warum es solche Verbindungen zwischen Feminismen und Sport jeweils gab und was sich daraus sowohl über geschlechterpolitische Kämpfe als auch sportliche Praxen der jeweiligen Zeit lernen lässt: von den Radfahrerinnen der Jahrhundertwende über das _Sports Girl_ der 1920er Jahre bis zur Infragestellung des zweigeschlechtlich organisierten Spitzensports durch Transsportler:innendiskussionen der Gegenwart; von der Kritik der Neuen Frauenbewegung an weiblicher Unsichtbarkeit, Unterrepräsentation und männlicher Norm im Sport bis zu aktivistischen Kämpfen von Spitzensportler:innen gegen patriarchale Verbandsstrukturen nach MeToo; von der Geschlechterdekonstruktion des Third Wave Feminism zur queerfeministischen Besetzung und emanzipativ-symbolischen Aufladung ehemaliger sportlicher Männerdomänen wie jener des Fußballs.
Der Aufbau des Bandes orientiert sich an unterschiedlichen historischen Phasen, Debatten und Konflikten. Um die jeweiligen historischen Debatten nachvollziehbar zu machen, werden für jede Phase jeweils (1) historische Originaltexte abgedruckt, ebenso für aktuelle Debatten (dazu gehören auch aktivistische Petitionen, Forderungen von Sportler:innen an Verbände usw.). Darüber hinaus werden (2) für jede dieser Phasen wissenschaftliche Beiträge Aspekte der historischen und zeitgenössischen Kontroversen beleuchten.
Für diesen Teil laden die Herausgeber:innen Autor:innen aus den Gender Studies, Politikwissenschaft, Sportwissenschaft, Geschichte, Soziologie, Kommunikationswissenschaft und verwandten Disziplinen ein, Themenvorschläge für Beiträge (a) entweder zu einer historischen Debatte/Schlüsselphase (z.B. der Jahrhundertwende, der Zwischenkriegszeit, der Neuen Frauenbewegung 1968ff) oder (b) zu aktuellen Debatten um Feminismen und Sport einzureichen. Im Hinblick auf historische Themen kann der Fokus dabei auf einzelne sportliche Disziplinen, feministische und (sport-)politische Debatten, öffentliche Konflikte, zentrale Konzepte, Autor:innen und Akteur:innen – von den Reformbewegungen der Ersten Frauenbewegung, Arbeiter:innensport bis zum Black Feminism, von Rosa Mayreder bis Judith Butler,… – gelegt werden, sollte jeweils jedoch immer einen konkreten historischen Moment behandeln, in dem Sport – in der Sicht der Autor:innen – zu einem öffentlichen Feld feministischer Debatten, Kämpfe und Intervention wurde. Beiträge zur Gegenwart sollten aktuelle Debatten und Konflikte behandeln, in denen eine solche Verbindung zwischen Sport und Feminismen heute besonders augenscheinlich wird.
Abgabe eines Abstracts/Themenvorschlags (ca. 2.000 Zeichen) bis 31. Juli 2023 an petrasturm@gmx.net und Georg.Spitaler@univie.ac.at.
Abgabe der fertigen Texte bis Ende März 2024.
Geplant ist weiters ein Workshop im Frühjahr 2024, bei dem die Beiträger:innen ihre Texte gemeinsam diskutieren und bei dem außerdem die im Band abgedruckten Originaltexte ausgewählt werden (Teilnahme optional).
Herausgeber:innen
- Petra Sturm, Autorin und Radhistorikerin, Wien; petrasturm@gmx.net
- Georg Spitaler, Politologe und Sporthistoriker; Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung, Wien; georg.Spitaler@univie.ac.at oder georg.Spitaler@vga.at; (Web)
Quelle: fernetzt-Mailingliste