Tagung: Familie und öffentliche Erziehung – Kontinuitäten und Konjunkturen, 25.-26.01.08, Hamburg

Tagung des Arbeitskreises Historische Familienforschung (AHFF) in der Sektion Historische Bildungsforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg
„Ich will mich darauf beschränken, zu sagen, daß mein Irrtum in dem Glauben bestand, die Tat eines Bürgers und eines Vaters dadurch zu tun, daß ich meine Kinder der öffentlichen Erziehung übergab, da ich sie nicht selbst zu erziehen vermochte …“ (J.-J. Rousseau: Bekenntnisse). Jean-Jacques Rousseau, radikaler Vordenker einer von gesellschaftlichen Zumutungen freien Individualerziehung und langen Kindheit, nannte die Weggabe seiner eigenen Kinder rückblickend einen Irrtum: nach dem „Gefühl“! Die „Vernunft“ sagte ihm hingegen, dass er als Staatsbürger und Vater richtig und rechtens gehandelt habe. Sichtbar wird an Rousseaus „Bekenntnis“, jenseits der Frage nach dessen Bewertung, die schon historisch und nicht erst gegenwärtig dringliche Frage nach den richtigen, mithin kompetent und verantwortlich handelnden Erziehern des Nachwuchses; eine Frage, die als Teil des komplexen Prozesses der Durchstaatlichung der europäischen Gesellschaften seit der Frühen Neuzeit (verstärkt seit dem 18. Jahrhundert) zunehmend Gewicht erhielt. Sind es die Eltern bzw. Familien oder die öffentlichen bzw. staatlichen Erziehungs- und Bildungseinrichtungen mit ihren professionellen SpezialistInnen?
Referate:
25.1.2008
Begrüßung und Eröffnung durch die Organisatoren
(Jutta Ecarius, Carola Groppe, Hans Malmede)
Key note
Die generationsübergreifenden familienrechtlichen Hintergründe öffentlicher Erziehungsangebote seit der Aufklärung
(Manfred Heinemann, Hannover)
Forum 1: Familie und öffentliche Erziehung: Kontinuitäten und Konjunkturen im 19. und 20. Jahrhundert I
Anja Wilhelmi (Lüneburg): „Weibliche“ Erziehung, „weibliche“ Erziehungspflicht und der Kampf um die Familie. Die Auseinandersetzung über Mädchenbildung in der deutschbaltischen Publizistik der Ostseeprovinzen des Russischen Reichs (1850-1900) / Gisela Miller-Kipp (Düsseldorf): Systemkonkurrenz zwischen Familie und Staat: Jugenderziehung im „Dritten Reich“ / Heidi Rosenbaum (Göttingen): Kinder zwischen Familie und Hitlerjugend
Forum 2: Familie und öffentliche Erziehung: Kontinuitäten und Konjunkturen im 19. und 20. Jahrhundert II
Florian Grams (Hannover): Öffentliche Erziehung und Familie im Kontext einer marxistischen Bildungsdebatte. Diskurse unter deutschen Kommunisten zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik / Caroline Fricke (Potsdam): Das Zusammenwirken gesellschaftlicher und staatlicher Betreuungs- und Kontrollmaßnahmen beim Umgang mit der Devianz Jugendlicher in der DDR während der Regierungszeit Erich Honeckers / Meike Sophia Baader (Hildesheim): Familie und öffentliche Vorschulerziehung im Kontext der Protestbewegungen von 68

26.1.2008

Forum 3: Familie und öffentliche Erziehung: Historische und aktuelle Diskurse im internationalen Kontext
Gunilla-Friederike Budde (Oldenburg): Vertrauen in die Schule? Deutsch-englische Diskurse im 19. und 20. Jahrhundert / Stefan Kausch (Leipzig): „The Family and the Fishing Net (of Powers).” “Familie“ im Kontext neuer Staatlichkeit. Deutschland und Großbritannien seit den 1990er Jahren im Vergleich
Mitgliederversammlung des AHFF (Gäste willkommen!)

Forum 4
: Familie und öffentliche Erziehung: Gegenwärtige Debatten und Entwicklungen in historischer Perspektive, Irit Wyrobnik (Frankfurt a.M.): Die Erziehungsvereinbarung – eine Schnittstelle zwischen öffentlicher Erziehung und Familie / Thomas Spiegler (Marburg): Der Diskurs über das Verhältnis von öffentlicher und familialer Erziehung am Beispiel Home Education / Juliane Lamprecht, Dorothea Tegethoff (Berlin): Wer bekommt das Kind – Familienkonstitution im Spannungsfeld von Zuständigkeitsfragen / Elisabeth Rangosch-Schneck (Stuttgart): „Sei und erscheine groß!“ (Tews) – die Tradition des heimlichen Lehrplans in der Kooperation mit den Eltern
Abschlussdiskussion

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