Lesung und Buchvorstellung: Pavla Plachá: Zerrissene Leben. Tschechoslowakische Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück 1939–1945, 30.09.2023, Fürstenberg

Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück (Web)

Zeit: 30.09.2023
Ort: Fürstenberg an der Havel

Von 1939 bis 1945 wurden etwa 123.000 Frauen und Kinder in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakischen Republik gehörten tschechische, später auch slowakische Opfer dazu. Diese Frauen haben eine wesentliche Bedeutung für die Geschichte des Frauen-KZ Ravensbrück, zumal neben den politisch Verfolgten der rassistische Terror auch Jüdinnen, Sintezze und Romnja aus Böhmen, Mähren, Schlesien, der Slowakei und der Karpatenukraine erfasste.
Aus der Gruppe der knapp 5.000 Häftlinge aus der vormaligen Tschechoslowakei sind vor allem Milena Jesenská (1896 Prag-1944 Ravensbrück) oder die Überlebende Hanka Housková (1911 Prag-1995 Prag) bekannter geworden. Die erstere als Journalistin und Adressatin zahlreicher Briefe von Franz Kafka in den 1920er-Jahren. Letztere überlebte die KZ-Haft, wurde Aktivistin des sogenannten Prager Frühlings in den 1960er-Jahren, verließ 1969 die Kommunistische Partei und sah sich anschließend heftigen Denunziationen ausgesetzt. Ihr Text „Monolog“ (1993) weckte das Interesse am Schicksal ihrer Kameradinnen.
Mit der umfangreichen Studie „Zerrissene Leben“ von Pavla Plachá – übersetzt aus dem Tschechischen von Marika Jakeš – liegt nun eine auf langjähriger Forschungsarbeit basierende Darstellung der tschechoslowakischen Haftgruppe KZ Ravensbrück vor. Die Autorin skizziert in ihrer Arbeit detailreich zahlreiche Verfolgungsschicksale und Überlebenswege. Das in der Tschechoslowakei seit 1948 von realsozialistischen Deutungen geprägte und noch heute dominierende Bild der Erinnerung wird umfassend revidiert. Weiterlesen … (Web)