Zeit: 10.04.08, 20h
Ort: HS 7, Hauptgebäude der Uni Wien, Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien
Wo es Macht gibt, gibt es Widerstand (Michel Foucault).
Die Lust an der Veränderung bestimmt die Beschäftigung mit den hier zusammengeführten philosophischen und politischen Aktivitäten. Zentral an diesen Emanzipationsbemühungen ist ein antiautoritärer Gestus, der in einer popkulturellen Fassung „unter sich keine Sklaven und über sich keine Herren“ sehen will. In dieser Intention werden auch Möglichkeiten eines anerkennenden Nebeneinanders von Kritischer Theorie und Poststrukturalismus deutlich. Um das Bild genialer DenkerInnen zu kontrastieren, werden gerne Theorieelemente verwendet, die mit Formen kollektiver Identität spielen (Luther Blisset, Collective A/traverso) oder jenen TheoretikerInnen Versatzstücke entwendet, die ihre Einbettung in politische und intellektuelle Zusammenhänge hervorheben (Deleuze/Guattari, Butler, Haraway).
Am Beispiel der Verweigerung sexueller Identität, der Zuordnung in ein simples Schema von Männern und Frauen, Hetero- und Homosexualität, wird ein wirksamer Bruch mit herkömmlichen Dichotomien, Beschränkungen und Geschlossenheitsphantasien manifest. Während das „autonome Subjekt“ in seinen Gewissheiten und Trennungen allerorts Beschränkungen erkennt, potenzieren Erfahrungen in Kollektiven und Assoziationen das Wahrnehmen von Freiheiten, Mannigfaltigkeiten und Begehren. Eine poetische Skizze gelungener kollektiver Widerstandserfahrungen (Mai 1968 in Frankreich, die Bewegung der Autonomia und der Neuen Linken, die Diskursguerilla der ELZN oder Ereignisse und Aktionsformen um die Proteste in Genua im Juli 2001) will der Motivation zu politischem Handeln nachspüren und die Lust an ihrer Wiederholung vergegenwärtigen. Hier wirken Begriffe wie Sabotage, Intervention, Störung, Rauschen, Guerilla in einem Spiel, das sich nicht in der Logik von Sieg und Niederlage erschöpft. Stattdessen erfolgt ein zähes und immer auch zweifelhaftes Festhalten an Formen der Ironie, Parodie, Subversion. Mikropolitische Orientierungen, kapillare Wirkungen politischen Handelns werden entlang dieses Ansatzes zentral. Spaß am Widerstand, nicht dermaßen regiert werden wollen, ein organloser – also der Organisation sich grundsätzlich widersetzender – Körper, fördernde, ergänzende Beziehungen und andere Wendungen versuchen Wünsche zu explizieren, die einem strikten Funktionieren innerhalb warenförmiger Verbindungen zuwiderlaufen.
Heide Hammer ist Philosophin und Sozialwissenschafterin, assoziiert u. a. mit Context XXI, gruppe mañana sowie episteme. Kooperative für Forschung und Intervention.
Eine Veranstaltung der Studienvertretung Politikwissenschaft
aus: ladyfestwien@mur.at