Arbeitsbereich Kultur- und Geschlechtergeschichte am Institut für Geschichte der Univ. Graz: Geschlechterhistorischenr Salon und Reihe History of Masculinities, in Koop. mit dem Arbeitsbereich Geschichte des Mittelalters (PDF)
Zeit: Do., 20.03.2025, 13:30 Uhr
Ort: Univ. Graz, Heinrichstr. 26, UR 09.34, 3. Stock – und virtueller Raum
Ab der Mitte des 19. Jhds. intensivierte sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit nicht-normativen Sexualitäten. Den Hauptuntersuchungsgegenstand bildeten in diesen Arbeiten gleichgeschlechtlich begehrende Männer. Das effeminierte Verhalten vieler von ihnen war aus Sicht der Sexologen ein Hauptcharakteristikum homosexueller Männer. Im selben Zeitraum etablierte die 1868 eingeführte allgemeine Wehrpflicht in der Habsburgermonarchie zusehends militärische Männlichkeit als hegemoniales Männlichkeitskonzept. Gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen wurden durch das Militärstrafgesetz sanktioniert und waren nicht kompatibel mit militärischen Männlichkeitsvorstellungen. Anhand von Militärgerichtsakten zeigt der Vortrag, wie die Militärbehörden den Aspekt Geschlecht bei Soldaten jedoch auszublenden versuchten, die Sex mit Männern hatten. Dies sollte, so die Hypothese, Vorstellungen militärischer Männlichkeit nicht gefährden. Solche Stabilisierungsstrategien zeigen sich in psychiatrischen Gutachten, der Praxis sexueller Dienstleistungen und in sexuellen Identitätsentwürfen genauso wie in der Beurteilungspraxis von zivilen Gerichten und Ärzten.
Daniel Gunz ist ÖAW DOC-Stipendiat und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte an der Univ. Wien. Er verfasst seine Dissertation über gleichgeschlechtliche Sexualität in den Streitkräften der Habsburgermonarchie zwischen 1855 und 1918. Seine Forschungsinteressen umfassen die Militär-, Sexualitäts- und Gewaltgeschichte des 19. und 20. Jhds. mit besonderem Fokus auf Österreich.
Kontakt: genderhistory@uni-graz.at | Link zur Online-Teilnahme: https://unimeet.uni-graz.at/b/sar-rty-nva-wiw
Quelle: fernetzt mailing list