Der Wiener Friedrich Weber (geb. 1886) war im Ersten Weltkrieg als Oberleutnant eingesetzt. Er war seit 1913 mit Lilli Weber-Wehle (geb. 1894) verheiratet, das Paar lebte in einem großbürgerlichen Umfeld. Im Nachlass von Lilli Weber ist ein Bittbrief enthalten, den eine unbekannte Schreiberin aus dem Banat an ihren Ehemann gerichtet hat. Sie schilderte darin die Situation, die sich aus dem Fehlen seiner Arbeitskraft auf ihrem Weinbauernhof ergeben hat. Das Schriftstück belegt neben der persönlichen Lage der Ehefrau eines Soldaten zudem Strategien, die versucht wurden, um etwa eine Beurlaubung vom Fronteinsatz erreichen zu können, obwohl dadurch auch mögliche Sanktionen zu erwarten waren.
Temes Szepafaln V/9 1917
Liber herr Komandant
Ich bitte recht schön um entschuldigung, wen ich vileicht Inen Herr Komandant mit meiner bitte belestige.
Mein Man W. Johan ist seith voriches Jar noch nicht zuhause gewesen, u. ich habe mich im Weidenrutten weiß Schellen verkült, weil die Rutten im wasser waren, u jetz sol im Weingarten gehackt u geschprizt werden u ich bin für die Arbeit zu Schwach, u Körbe kann ich u mus sie machen, das ich doch unser brot verdine Daglöner kann ich keine bekommen für den Weinkartenarbeit u die Schbritze kann ich auch nicht dragen mein Gott ich weiß nicht was ich anfangen sol mit dem Weingarten. Das sol ich auch Kukurutz hacken u bin so Schwach und wen ich keinen haken kann wi sol ich meine Schwein mästen Liber Got im Himel was werde ich nur anfangen alle Männer sein im Felde u wer weiß wie lange der Krik noch dauerd, was wirt nochaus unz arme Weiber u Kinder. Ich bitte recht schön den Herr Komandant wen möglich meinen Man W. Johan zuhause zu lassen, damit er mir doch die Schwerste arbeid helfen sol.
Ich bitte recht Schön mein Man wegen meiner bitte doch nicht zu Straffen, In meiner ferzweiflung weis ich mir keinen ander rath mer,
In vorhinein dangend
Verbleibe ich einer Ergebenste
W. Elisabeth
Temes Szépfaln
Temes megye
Bei uj-Arad Continue reading