Konferenz: Pop und Männlichkeit: Zwei kulturelle Phänomene in prekärer Wechselwirkung?, 03-04.07.08, Magdeburg

Katja Kauer, Institut für Germanistik Otto-von-Guericke-Universität MagdeburgRamona Myrrhe, Koordinierungsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung in Sachsen-Anhalt
Zeit: 03.-04.07.2008
Ort: Festung Mark und Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg
Seit den 1990er Jahren sind sowohl ‚Pop’ als auch ‚Männerforschung’ zentrale Bezugpunkte akademischer Praxis. ‚Pop’ als eine lose Formation von Bildertypen, deren Wirkung allgegenwärtig ist, reizt zu verschiedenen Formen kritischer Auseinandersetzung an. Da ‚Pop’ ein System multimedialer Praxen darstellt, ist eine gegenwartsorientierte Kulturwissenschaft, die dieses Phänomen umgeht, undenkbar.
Ebenso undenkbar sind Gender-Studies, die sich ausschließlich der Frauenbildforschung widmen. Obwohl das Vorurteil, dass ‚Gender’ ein vorrangig weibliches Feld wäre, noch nicht völlig überwunden ist, lässt sich feststellen, dass die Beschäftigung mit Männlichkeit seit spätestens Ende der 90er Jahre für GenderforscherInnen unverzichtbar geworden ist.
‚Pop’ als zentraler Bezugspunkt der Gegenwart ist ein ergiebiger Gegenstand für Bilderforschung, weil ‚Pop’ spielerisch auf die Tradition zurückgreift, sich ihrer bedient, neu ordnet, sie teilweise verwirft – und historisch geprägte Bilderwelten neu belebt. Interessanterweise akzentuiert ‚Pop’ oftmals ganz bestimmte Sichtweisen auf ‚Männlichkeit’ und ‚Weiblichkeit’. Wagen wir einen kritischen Blick auf dem Kosmos des Pop, etwa die HipHop-Bewegung, den so genannten ‚Testosteron Sound’ der späten 90er oder die snobistische Popliteratur um 2000 aus männlicher Feder, dann wird ein laut tönender Diskurs um das ‚re-barbarisierte Mannsein’ vernehmbar. Das Offenlegen des doing male gender, das in der Popkultur so augenfällig wird, weil ‚Pop’ verdeutlicht, wie mit Signifikanten gespielt wird, ist natürlich noch nicht gleichbedeutend mit Maskulinismus, d.h. mit einer Re-Etablierung als männlich geltender Werte und der Re-Inszenierung von Geschlechtergrenzen. Da jedoch ein nicht geringer Teil der popkulturellen Beschäftigung mit Männlichkeit bewusst auf performative Muster zurückgreift, die ganz traditionelle Ansprüche an Männer formuliert, wirken Teile der Popkultur maskulinistisch. Der Pop-Maskulinismus ist zweifelsohne brüchig und die Popkultur destruiert Männerbilder genauso nachhaltig wie sie male gender re-inszeniert.
Eine Auseinandersetzung mit popkultureller Männlichkeit bedarf keines expliziten Feminismus`, um kritisch zu sein, weil bereits durch die Analyse die Grenzen des Horizonts sichtbar werden, in denen sich die kulturellen Praxen, die Vorstellung von male gender, gebildet haben.
Programm:
Donnerstag, 3. Juli
Veranstaltungsort: KulturFestungMark
11.30 Uhr Grußworte des Dekans der Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Prof. Dr. Dittrich
Grußworte des Institutsdirektors (Germanistik), Prof. Dr. Burkhardt
12.00 – 12.45 Uhr Eröffnungsvortrag
Katja Kauer (Magdeburg)
Male Gender als Pop oder der Zauber männlicher Verletzlichkeit
13.00 – 13.30 Uhr Mittagspause – Imbiss
13.30 – 15.00 Uhr POPLITERATUR UND MÄNNLICHKEIT I
Anett Krause (Halle)
Abfall für alle Die Geburt der Popliteratur aus dem Geiste Ihrer Debatte
Susanne Diehr (Berlin)
Von Popstars und Groupies. Konstruktionen von Männlichkeit als interdependente Kategorie im Genre der Popliteratur
15.00 – 15.30 Uhr Kaffee Pause
15. 30 – 17.00 Uhr POPLITERATUR UND MÄNNLICHKEIT II
Thomas Boyken (Oldenburg)
Darüber ‚daß Helden einsam sind/ wenn das Licht angeht.‘ Männlichkeitsimaginationen in Rolf Dieter Brinkmanns lyrischen Werk
Branka Schaller-Fornoff (Berlin)
Fermentierungen des Pop in Michael Kleebergs Karlmann
17.00 – 17.45 Uhr POPLITERATUR UND MÄNNLICHKEIT III
Frank Degler (Mannheim)
Selbstbezüglichkeit. Sex und Gender in Relax und Soloalbum
17.45 – 18.30 Pause
18.30 – 20.00 Abendvortrag
Thomas Hecken (Bochum) Abendvortrag
Pop. Grundzüge eines historischen Konzepts
Freitag, 4. Juli
Veranstaltungsort Senatssaal Otto-von-Guericke-Universität
11.00 – 12.30 Uhr SUBKULTURELLE MUSIKSZENEN UND MÄNNLICHKEIT
Kristin Wilke (Kassel)
Die Vorliebe von Jungen mit Migrationshintergrund für Gangsta Rap. Eine qualitative Studie
Dunja Brill (Berlin)
‚Black Metal ist Krieg.’ Die mythische Rekonstruktion martialischer ‚weißer’ Männlichkeit in subkulturellen Musikszenen
12.30 -13.00 Uhr Pause
13.00 – 14.30 Uhr MÄNNLICHKEITSENTWÜRFE UND ‚MUSIK’
Werner Garstenauer (Barcelona)
Blumfelds Abgesang auf ahegomeniale Männlichkeitsentwürfe
Caroline Schubarth (Berlin)
I’ll be a rock’n roll bitch for you
Männlichkeitskonzepte im Glamour Rock der 1970er Jahre
14. 30 – 15.15 Uhr FILMISCHE REPRÄSENTATION UND MÄNNLICHKEIT
Alexandra Ludwig (Australien)
Der Versuch der einer Re-Inszenierung von Männlichkeit in den Filmen Wut und Hass
15.15 – 16.00 Uhr KULTURTRANSFER UND MÄNNLICHKEIT
Jens Hegemann (Magdeburg)
Für dich schiebe ich die Wolken weiter. Maskulinität und Pop in China
Kontakt:
Dr. Katja Kauer
Institut für Germanistik
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
KatjaKauer#web.de
Dr. Ramona Myrrhe
Koordinierungsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung in Sachsen-Anhalt
Ramona.Myrrhe#ovgu.de
URL zur Zitation dieses Beitrageshttp://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=9476

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