Geschichte am Mittwoch – Programm im Wintersemester 2008/09

Ort: Universität Wien – Institut für Geschichte, HS 45
Zeit: Mittwoch, 18.00 c.t. – 20.00 Uhr
Programm (Auswahl)

  • 12. 11. 2008: Marion ROMBERG (Wien): Die Welt in Österreich – 57 Beispiele barocker Erdteil-Allegorien
  • 26. 11. 2008: Anna L. STAUDACHER (Wien): „ … zeige hiemit den Austritt aus dem mosaischen Glauben an“. Der Austritt aus dem Judentum in Wien 1868-1914
  • 03. 12. 2008: James G. KENNAWAY (Stanford): The Female Ear: The History of Music as a Danger for Women’s Nerves
  • 10. 12. 2008: Katrin KELLER (Wien): Vom Kardinal, der auf einen Berg stieg. Natur und Naturwahrnehmung in den Tagzetteln des Ernst Adalbert von Harrach
  • 17. 12. 2008: Angiolina ARRU (Neapel): Titel folgt
  • 07. 01. 2009: Christiane EIFERT (Berlin): Die Internationale der Unternehmerinnen. Wirtschaft, Politik und Geschlecht in Europa nach 1945
  • 14. 01. 2009: Steffen SIEGEL (Berlin): Das Kleid der Europa. Produktion eines kollektiven Imaginären in frühneuzeitlichen Karten
  • 21. 01. 2009: Dieter J. HECHT (Wien): Buchpräsentation – Zwischen Feminismus und Zionismus. Die Biografie einer Wiener Jüdin. Anitta Müller-Cohen (1890 – 1962)

Zu den Vorträgen

  • 12. November: Marion ROMBERG (Wien) – in Kooperation mit dem IEFN

Die Welt in Österreich – 57 Beispiele barocker Erdteil-Allegorien
Moderation: Wolfgang Schmale
Abstract: Die Referentin hat in ihrer Diplomarbeit erstmals systematisch die Präsenz und Absenz barocker Allegorien von Europa, Asien, Afrika und Amerika an den Decken und Wänden in österreichischen Schlössern, Kirchen und Klöstern untersucht. Insgesamt 57 Beispiele in einem Zeitraum von 1658 bis 1795 fanden sich. Die interdisziplinäre Herangehensweise (Kunstgeschichte und Geschichtswissenschaft) der Arbeit erbrachte das Ergebnis, dass die Erdteil-Allegorien innerhalb Österreichs als Ausdrucksmittel eines Triumphgefühls gelesen werden können, das sich aus der erfolgreichen Gegenreformation, aus der siegreichen Zurückdrängung der Osmanischen Gefahr sowie des Aufstiegs Österreichs zur Großmacht speiste.
Zur Person: Marion Romberg, Dipl.-Kffr. geb. 1979, Studium der Betriebswirtschaftslehre in Oestrich-Winkel (D), Auckland (NZ) und Nottingham (GB) sowie seit 2003 der Geschichte und Kunstgeschichte in Wien. 2007 Ausstellungsassistentin in der Gemäldegalerie des KHM, 2007/2008 Mitarbeiterin am FWF Projekt „Die Tagebücher und Tagzettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598–1667) “. Website

  • 26. November: Anna L. STAUDACHER (Wien)

„ … zeige hiemit den Austritt aus dem mosaischen Glauben an“. Der Austritt aus dem Judentum in Wien 1868-1914
Moderation: Ernst Bruckmüller
Abstract: Die interkonfessionellen Gesetze des Jahres 1868 regelten den Austritt aus jener Religion, in die man hineingeboren war. Die Austrittserklärung hatte bei der politischen Behörde – in Wien beim Magistrat – zu erfolgen, womit man den Status der Konfessionslosigkeit erhielt: Man konnte nun konfessionslos bleiben, einer anderen Religionsgemeinschaft beitreten und auch diesen Schritt wieder rückgängig machen, woraus sich bisweilen eine beachtliche konfessionelle Mobilität ergab. Für Konfessionslose wurde beim Magistrat eine eigene Matrikenführung eingerichtet und im weiteren die Institution der Notzivilehe geschaffen. Ein „Austritt“ war ab dem 14. Lebensjahr möglich, bis zum 7. Lebensjahr folgten die Kinder den Eltern bzw. ihrer Mutter, zwischen dem 7. und dem 14. Lebensjahr war kein Religionswechsel möglich. Recht unterschiedlich waren die Motive – nicht notwendigerweise war es ein neuer Glaube, die Attraktivität des Christentums: Zumindest ebenso wirkmächtig mag Privates, Persönliches gewesen sein, der Zusammenhalt der Familie, eine geplante Verehelichung (Zivilehe oder kirchliche Trauung), ein erstrebter Namenswechsel, den man mit der Annahme der Taufe durchsetzen konnte.
Zum Austritt aus dem Judentum wird im Verlag Peter Lang eine Edition der Austrittsprotokolle der Israelitischen Kultusgemeinde erscheinen, ergänzt mit den Austrittserklärungen beim Magistrat und anderen Quellen.
Zur Person: Universitätsdozentin am Institut für Geschichte; Studium der Romanistik und Geschichte in Wien und Lausanne; Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. An der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit der Austrian Jewish Biography dem Institut Österreichisches Biographisches Lexikon zugeordnet. Forschungsschwerpunkte: Jüdische Konvertiten, Namenswechsel, Konvertitennamen; Notzivilehe. Website

  • 3. Dezember: James G. KENNAWAY (Stanford) – Richard-Plaschka-Stipendiat in Wien

The Female Ear: The History of Music as a Danger for Women’s Nerves
Moderation: Wolfang Schmale
Abstract: Despite (or perhaps because of) the supposed affinity between music and the feminine, women have often assumed to be more vulnerable to the power of music than men, especially the “wrong kind” of music. Neo-Platonic and Puritan motifs of musical sensuality’s dangers to self-control and morality among female listeners are a recurrent theme in the history of music. Crucially, this assumption took a more medical turn in the eighteenth and nineteenth centuries, as ideas about female moral and physical weakness were associated with the nerve paradigm of understanding the body. The female ear became the entrance to a nervous system that could be damaged by music with dangerous medical and moral consequences. This paper will outline the rise of the nerve paradigm in music aesthetics and in medicine in the Enlightenment and the way that changes in thinking about sensibility, class, aesthetics and gender around 1800 created a fully-fledged discourse of music as a Zivilisationskrankheit. Music’s potential power to subvert female self-control, notably in sexual matters, made it not only a danger to individual health but possibly also to society. Some cultural commentators argued that music could be a cause or a symptom of effeminate mass neurasthenia and a broader cultural malaise. Works on psychiatry, dietetics, etiquette and aesthetics, as well as novels and music criticism, increasingly discussed music as a pathogen, reaching an apogee in the in the work of the likes of Nietzsche, Nordau, Hanslick and Thomas Mann. This trend reached its apogee with the Nazi and Soviet policies towards “degenerate music,” when the impact of the wrong kind of music on the nerves became a matter of state concern.
Zur Person: Dr. James Gordon Kennaway; 1993-1996 an der London School of Economics: Bachelor of Arts (BA) in Geschichte. Seminare am “Warburg Institute” der University of London, der “School of Slavonic and East European Studies” (University College London) und am “Wellcome Institute for the History of Medicine”. 1997-1998 am King’s College, London: Master of Music (MMus) in historischer Musikwissenschaft, betreut von Prof. John Deathridge. 2002-2003 an der Humboldt Universität Berlin: DAAD Stipendium, betreut von Prof. Hermann Danuser. 2000-2004 an der University of California, Los Angeles: PhD in Musikwissenschaft (Mai 2004). Dissertation über “Richard Wagner und Degeneration in der der Musik”, Doktorvater: Prof. Raymond Knapp. – BeruflicheTätigkeiten: 2001-2002 Dozent an der University of California, Los Angeles; 2004-2005 Freiberufliche Tätigkeit als Journalist und Übersetzer in Berlin; 2005-2006 Lehrbeauftragter an der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt an der Oder; 2006-2008 Mellon Humanities Postdoctoral Fellow an der Stanford University.

  • 10. Dezember: Katrin KELLER (Wien) – in Kooperation mit dem IEFN

Vom Kardinal, der auf einen Berg stieg. Natur und Naturwahrnehmung in den Tagzetteln des Ernst Adalbert von Harrach
Moderation: Karl Vocelka
Abstract: Das ökologische Krisenbewusstsein hat in den neunziger Jahren einem Thema zu ungeahnter Aufmerksamkeit verholfen, das in den historischen Kulturwissenschaften bis dahin eher am Rande stand: der Geschichte der Natur- und Landschaftswahrnehmung. Doch bedingt durch Quellenlage und Forschungstraditionen dominieren meist literatur-, kunst- und theoriegeschichtliche Zugangsweisen. Mit dem Vortrag soll nun anhand einer gerade erschlossenen, umfangreichen Quelle aus dem 17. Jh. ein Beitrag zur Konkretisierung derartiger Ausführungen geleistet werden. Die über fast vierzig Jahre reichenden Mitteilungen Ernst Adalberts von Harrach (1598-1667) enthalten eine erhebliche Zahl von Belegen zu seiner Sicht auf Pflanzen, Tiere, Landschaft, Jahreszeiten etc. Der Vortrag versucht, diese in einer Zusammenschau in zeitgenössische Muster der Natur- und Landschaftswahrnehmung einzuordnen.
Zur Person: PD Dr. Katrin Keller, Studium in Leipzig, Arbeiten zur sächsischen Landesgeschichte, zur Geschichte der Höfe in Dresden und Wien sowie zur Stadtgeschichte; 2000–2003 Projekt „Klientel und Patronage am Wiener Hof“; seit 2005 Projekt gemeinsam mit Alessandro Catalano „Die Tagzettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598–1667). Edition und Kommentar“. Publikationen: Kleinstädte in Kursachsen. Wandlungen einer Städtelandschaft zwischen Dreißigjährigem Krieg und Industrialisierung (Städteforschung A 55), Köln-Weimar-Wien 2001; Landesgeschichte Sachsen, Stuttgart 2002; Katrin Keller / Martin Scheutz / Harald Tersch (Hg.), Einmal Weimar – Wien und retour. Johann Sebastian Müller und sein Wienbericht aus dem Jahr 1660 (Veröffentlichungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 42), Wien-München 2005; Hofdamen. Amtsträgerinnen im Wiener Hofstaat des 17. Jahrhunderts, Wien 2005.

  • 17. Dezember: Angiolina ARRU (Neapel) – Gastprofessorin für Frauen- und Geschlechtergeschichte am Institut für Geschichte in diesem Semester
  • Nähere Informationen folgen. Website

  • 7. Jänner: Christiane EIFERT (Berlin)
  • Die Internationale der Unternehmerinnen. Wirtschaft, Politik und Geschlecht in Europa nach 1945
    Moderation: Christa Ehrmann-Hämmerle
    Nähere Informationen folgen

  • 14. Jänner: Steffen SIEGEL (Berlin) – in Kooperation mit dem IEFN
  • Das Kleid der Europa. Produktion eines kollektiven Imaginären in frühneuzeitlichen Karten
    Moderation: Susanne Hehenberger
    Abstract: Karten haben einen aktiven Anteil an der Modellierung unserer Vorstellungsbilder von Landschaften, Staaten, Kontinenten und zuletzt der gesamten Erde. Insbesondere mit den Mitteln metaphorischer Sinnzuschreibung arbeiten sie einer visuellen Rhetorik zu, die die Grenzen mimetischer Normierung hinter sich lässt. Anhand frühneuzeitlicher Karten des europäischen Kontinents aus dem Umfeld Kaiser Rudolfs II. möchte ich demonstrieren, in welcher Weise sich hierbei anthropologische, metaphorische und politische Aspekte der Kartographie überschneiden und dabei Imaginationen von und der ›Europa‹ in das Bild einer Karte – ganz wörtlich – ›einkleiden‹.
    Zur Person: Dr. Steffen Siegel, Kunstwissenschaftler, ist seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Arbeit »Tabula. Figuren der Ordnung um 1600« (erscheint Berlin 2009). Mitherausgeber der Bänder »Verwandte Bilder. Die Fragen der Bildwissenschaft« (Berlin, 2. Aufl. 2008), »Visuelle Modelle« (München 2008) und »Maßlose Bilder. Visuelle Ästhetik der Transgression« (erscheint München 2009). Forschungsschwerpunkte: Bildmedien und Wissenspraktiken in der Frühen Neuzeit (Diagrammatik, Kartographie), Problemgeschichte zeitgenössischer Photographie.

  • 21. Jänner: Dieter J. HECHT (Wien)

Buchpräsentation: „Zwischen Feminismus und Zionismus. Die Biografie einer Wiener Jüdin. Anitta Müller-Cohen (1890 – 1962)“
Nähere Informationen folgen. Website
Wenn Sie per Mail eingeladen werden wollen, mailen Sie bitte an folgende Adresse: veranstaltungen.geschichte#univie.ac.at
Organisation und Planung von Geschichte am Mittwoch: Thomas Fröschl

Schreibe einen Kommentar