Buchpräsentation: Ilse Korotin und Karin Nusko: Im Alltag der Stahlzeit. 18 Jahre in der UdSSR. Lilli Beer-Jergitsch (1904–1988). Lebenserinnerungen, 13.05.2013, Wien

IWK Reihe Frauenbiographieforschung in Kooperation mit der FrauenAG der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung
Zeit: Mo., 13.05.2013, 19.00 Uhr
Ort: IWK, Berggasse 17, 1090 Wien
Lilli Beer-Jergitsch, Übersetzerin, Erzieherin, Bibliothekarin, Kommunistin, verfasste nach ihrer Rückkehr nach Österreich auf Anregung des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes einen umfangreichen Bericht über ihren 18-jährigen Aufenthalt in der UdSSR. Diese Aufzeichnungen sind ein wichtiges Dokument einer Zeitzeugin, welche die Geschehnisse in den 1930er- und 1940er-Jahren in der Sowjetunion auf eindringliche und unsentimentale Art schildert.
Lilli Jergitsch wird am 2. April 1904 in Graz geboren. Bereits ihre Eltern waren KommunistInnen und an der Gründung des Arbeitervereines Kinderfreunde in Graz beteiligt. Wie für viele andere politisch engagierte Menschen wird auch für Lilli Jergitsch die Sowjetunion mit ihren propagierten gesellschafts- und kulturpolitischen Entwicklungen das Land ihrer Sehnsucht. Die letzten Jahre, die sie in Österreich verbringt, stellt sie in den Dienst der Kommunistischen Partei. 1928 verlässt sie Wien – völlig mittellos und hochschwanger – in Richtung Moskau. Lilli Jergitsch arbeitet dort u.a. als literarische Mitarbeiterin bei zwei deutschsprachigen Zeitungen, später bei der »Roten Jugend«, der Zeitung des Komsomol, im Verlag der nationalen Minderheiten, als Bibliothekarin und Übersetzerin. Sie entgeht, im Gegensatz zu vielen anderen, den einsetzenden Verhaftungswellen. Doch ab dieser Zeit lebt sie in ständiger Angst. 1940 findet sie die Stelle, die sie vor politischer Verfolgung als »feindliche Ausländerin« schützt: Sie arbeitet für den Moskauer Rundfunk in deutscher Sprache als Übersetzerin. So entgeht sie 1941 auch der großen Ausweisungswelle, welche viele AusländerInnen erfasste.
Nach dem Eintritt der Sowjetunion in den Zweiten Weltkrieg kommt sie fern der feindlichen Linien in der russischen Provinz als Radioberichterstatterin aus dem Hinterland zum Einsatz. Dort bekommt sie die Hungersnot der Kriegszeiten voll und ganz zu spüren. 1943 kehrt sie nach Moskau zurück, von wo aus sie ihre Rückkehr nach Wien betreibt, die ihr nach einigen Schwierigkeiten im Juli 1946 gelingt.

  • Ilse Korotin: Leiterin der Dokumentationsstelle Frauenforschung sowie des multimodularen Forschungs- und Dokumentationsprojekts »biografiA. datenbank und lexikon österreichischer frauen« am IWK.
  • Karin Nusko: zahlreiche Projekte in den Bereichen Frauenbiografieforschung und Exil.

»Im Alltag der Stahlzeit. 18 Jahre in der UdSSR. Lilli Beer-Jergitsch (1904–1988). Lebenserinnerungen«, Hg. v. Karin Nusko, Ilse Korotin. Band 11 der Reihe »biografiA. Neue Ergebnisse der Frauenbiografieforschung«, Praesens Verlag, Wien 2013

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